SES Research - Drillisch kaufen
11:12 17.08.06
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Jochen Reichert, Analyst von SES Research, stuft die Aktie von Drillisch (ISIN DE0005545503/ WKN 554550) weiterhin mit "kaufen" ein.
Im Geschäftsjahr 2006 würden Umsatz und EBITDA entgegengesetzt verlaufen. Aufgrund der am 15.08.2006 vorgelegten Quartalsergebnisse sowie Äußerungen des Managements würden die Analysten ihre Umsatzerwartung für 2006 reduzieren, aber ihre EBITDA-Erwartung beibehalten.
In ihrer Publikation vom 03.08.2006 seien die Analysten zu dem Schluss gekommen, dass Drillisch aufgrund der Anpassung des Geschäftsmodells (Fokus auf Discountkunden) ab 2007 wieder ein Umsatzwachstum zeigen werde und entsprechend Raum für Prognoseanpassungen bestehe. Nach den am 15.08.2006 vorgelegten Halbjahreszahlen müssten die Analysten ihre Umsatzprognosen (nicht ihre EBITDA und EBIT-Prognosen) für das Geschäftsjahr 2006 um 5% auf 290 Mio. EUR reduzieren. Für 2007 würden die Analysten nun einen Umsatz von 309 Mio. EUR (alt 313 Mio. EUR) erwarten. Dementsprechend würden die Analysten davon ausgehen, dass Drillisch zwar im Geschäftsjahr 2007e ein Umsatzwachstum von 6% zeigen werde, allerdings von einem deutlich niedrigeren Niveau als ursprünglich angenommen.
Gründe für die Reduktion der Umsatzprognose der Analysten seien die Bereinigung des Prepaid-Kundenportfolios und die verhaltene Neukundenakquise im Prepaid-Segment. In 1H05 habe Drillisch ca. 193 Tsd. Prepaid-Bundles verkauft. Dagegen seien in 1H06 ca. 104 Tsd. Prepaid-Bundles abgesetzt worden. Die Bereinigung sei absolut sinnvoll, da gerade im Prepaid-Segment viele inaktive SIM-Karten zu finden seien und der Verkauf von neuen Prepaid-Bundles in vielen Fällen ein Verlustgeschäft sei.
Ein weiterer Grund seien Kundenverluste im klassischen Postpaid-Segment. Derzeit würden die Kundenakquisitionskosten für Vertragskunden auf einem Niveau (Netto ca. 160 EUR) liegen, auf dem Neuakquisitionen betriebswirtschaftlich kaum mehr zu rechtfertigen seien. Daher nehme Drillisch das Risiko einer rückläufigen Vertragskundenzahl in Kauf, was sich entsprechend negativ im Umsatz widerspiegele. Auch dieses Vorgehen würden die Analysten als gerechtfertigt erachten, da sich 160 EUR Kundenakquisitionskosten kaum mehr innerhalb der Vertragslaufzeit amortisieren lassen würden.
Die Bestandskundenerhöhung erfolge ausschließlich durch Discountkunden. Derzeit könnten neu gewonnene Discountkunden noch nicht die Umsatzverluste resultierend aus Kundenbereinigungsmaßnahmen im Prepaid- und Postpaidbereich kompensieren. Dafür verantwortlich seien insbesondere die fehlenden Geräteumsätze bei Prepaid Bundles sowie Provisionserlöse bei Vertragskunden.
Auch den Fokus auf Discountkunden würden die Analysten als Strategie mit der höchsten Erfolgschance erachten. Netzbetreiber würden das klassische Vertragskundengeschäft mehr und mehr unter ihrer eigenen Marke steuern wollen. Dagegen würden sie ihre Marke durch Discountangebote nicht verwässern wollen. Daher seien Netzbetreiber auf Service Provider angewiesen, die für die Netzbetreiber unter eigener Marke das Discountsegment bedienen würden.
Die strategische Ausrichtung von Drillisch, auf Kundenwachstum im klassischen Prepaid- und Postpaidsegment zu verzichten und den Fokus auf Discountkunden zu legen, führe dazu, dass die Analysten trotz eines deutlich rückläufigen Umsatzes in 2006 mit einer EBITDA-Steigerung von 9% auf 30,3 Mio. EUR rechnen würden (EBITDA-Marge: 10,4%). Für die Folgejahre würden sie davon ausgehen, dass Drillisch weiterhin den Fokus auf das Discountsegment legen werde und im Prepaid- sowie Postpaidsegment keine Kundenzuwächse zu erwarten seien. Dementsprechend sollte auch in den Geschäftsjahren 2007e und 2008e ein EBITDA-Niveau von mindestens 30 Mio. EUR erreicht werden.
In Q2/06 habe Drillisch die Kundenzahl leicht um 20 Tsd. auf 1,67 Mio. steigern können. Die Analysten würden davon ausgehen, dass dabei sowohl die klassische Prepaid- als auch Postpaid-Kundenzahl abgenommen habe und das Nettokundenwachstum ausschließlich durch das Discountsegment generiert worden sei. Drillisch sollte ca. 75 Tsd. Discountkunden in Q2/06 gewonnen haben. Dementsprechend habe die Zahl per 30.06.2006 auf Basis der Annahmen der Analysten bei ca. 215 Tsd. gelegen.
Bei Serviceprovidern sei zu beachten, dass der Umsatz als Handelsumsatz zu betrachten sei. Dementsprechend sei der Umsatz keine Größe, nach der sich die Ertragskraft und die Ertragsaussichten von Drillisch beurteilen bzw. ableiten lassen würden. Drillisch befinde sich derzeit in einem Transformationsprozess. Dieser bestehe darin, das Kundenportfolio zu bereinigen und gleichzeitig das Discountgeschäft massiv auszubauen.
Betriebswirtschaftlich würde Drillisch ein hohes Risiko eingehen, wenn die Gesellschaft versuchen würde, klassische Vertrags- und Prepaidkunden zu gewinnen (hohe Kundenakquisitionskosten, schlechte Kundenqualität). Darüber hinaus erscheine die strategische Ausrichtung auf Discountkunden sinnvoll. Zum einen seien Netzbetreiber immer weniger bereit, das Vertragskundengeschäft an MSP abzugeben. Zum anderen würden Discountkunden eine hohe Ertragskraft sichern.
Die Analysten von SES Research bewerten die Aktie von Drillisch unverändert mit dem Rating "kaufen". Das Kursziel liege bei 6,00 EUR. (17.08.2006/ac/a/nw)
Quelle: aktiencheck.de
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