Die Märkte sind zurzeit extrem chaotisch und volatil. Da finden die "Themen-Wechsel" (Sektor-Rotationen) immer schneller statt - zurzeit alle paar Tage. Oft gibt dabei auch der Zufall den Ausschlag: Die gestrige Schwäche bei Google und Microsoft bewirkte eine "Rotation raus aus Tech" (vermutlich in Finanzaktien), nachdem in den Tagen zuvor in den Tech-Sektor umgeschichtet worden war.
Der Anstieg der Finanzaktien ist mMn ein Strohfeuer, das wegen der nach wie vor miesen Fundamentals im Lauf der nächsten Woche ausbrennen dürfte. Als Trade ("Spielen" der techn. Erholung) lohnte sich der Einstieg für Zocker dennoch. Bei vielen Finanzaktien gab es in den letzten drei Tagen 20 und mehr Prozent zu verdienen. Fannie und Freddie stiegen ab dem Tief sogar um mehrere hundert Prozent. Für die Trader stellt sich dann die Frage: Nehm ich jetzt schnelle 20 % bei Finanzaktien mit, oder bleib ich im "Dünger", der sogar leicht fällt?
Sobald das Momentum bei Finanzaktien abebben wird, wird sich die Trader-Meute (überwiegend Hedgefonds) auf das nächste heiße Thema stürzen. Finanzaktien könnten dann sogar ihre alten Tiefs wieder unterbieten, weil sie fallen gelassen werden wie heiße Kartoffeln (eine wirkliche Wende ist bei Finanzaktien mMn keinesfalls in Sicht).
Das nächste Thema könnte dann wieder Öl/Rohstoffe/Agrar sein, aber auch Gold, EUR/USD (bei Bruch der 1,60) oder vietnamesische Tulpenzwiebeln. Das Einzige was interessiert ist, dass es steigt. Dann wird draufgehauen bis zum Kirchturm. Fundamentals interessieren dabei kein Schwein. Pseudo-Fundamentals liefern die "Analysten" nach - z. B. Preisprojektionen für Kali bis 3000 Dollar pro Tonne in 201x. Die Analysten wissen dabei sehr wohl, dass sie "lügen", aber sie beteiligen sich mit Wonne am Short-Squeeze, der der Motor jedes Kirchturm-Charts ist (Leute shorten zu früh - d.h. ohne charttechnische Signale - weil sie meinen, "das ist ja viel zu teuer!")
Ich bezweifle, dass das Thema Öl/Rohstoffe/Agrar jetzt schon endgültig "durch" ist. Ob es bei den Kali-Aktien "wiederbelebbar" ist, hängt von den Charts der Leithammel (vor allem Potash in USA/Kanada) ab. Schafft POT es nicht, die alten Hochs zu überwinden, geht es weiter runter. Die einfache Regel lautet: "Was nicht weiter steigen kann, muss fallen." Fällt etwas nachhaltig, ist das "Thema durch" und wird bei Sektor-Rotationen später auch gar nicht mehr berücksichtigt. Denn da geht es nur um das lukrative Trendfolgen von Kirchturm-Charts.
Konkret für K+S heißt das: Wenn das Momentum nicht bald wieder anzieht und die Aktie über 340 Euro bringt (85 nach Split), dann wird sie zügig weiter fallen.
"Perverserweise" korrelieren die Dünger-Aktien mit dem Ölpreis, weil der zugleich dem Rohstoff-Hype Vorschub leistet. Die fragile Kausalkette lautet:
teures Öl = teurer Weizen (Bioethanol) = teurer Dünger
Deshalb wird auch der weitere Verlauf des Ölpreises über das Schicksal von K+S entscheiden.
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