"Ich denke, die beste Strategie ist es, keine Strategie zu haben. Punktweise zu agieren."
Wer keine Strategie hat, sollte sein Geld auf dem Sparbuch lassen. Was soll "punktweise agieren" denn heißen? In die fallenden Kurse hinein nachkaufen? Womöglich auf Kredit, da die Cashbestände durch die Nachkäufe ja immer kleiner werden?
Wenn ich eines bei Ariva gelernt habe, dann ist es, Charts zu respektieren und nicht neunmalklug mit fundamentalen "Rechtfertigungen", wonach das ja eigentlich "gar nicht sein darf", gegen die Trends zu halten (wie es ja Dein Busenfreund Libuda bis zur Hysterie und Selbstzerfleischung treibt). Und die Trends zeigen nun mal seit einem Jahr klar abwärts.
Zurzeit stehen die Charts buchstäblich an der Kippe und drohen durch wichtige Langzeit-Unterstützungen zu fallen. Ich halte es daher nicht für Panikmache, wenn die RBOS bei einem Fall der 1300-Marke im SP-500 von einem Durchmarsch in Richtung 1050 ausgeht. Darüber hinaus hielte ich solche Rückgänge angesichts der nur noch als desolat zu bezeichnenden fundamentalen Lage in USA für angemessen.
"Demütig" darauf zu vertrauen, dass Aktien "langfristig ja immer steigen", scheint mir sehr wohl eine Strategie zu sein - auch wenn Du sie als Nicht-Strategie bezeichnet. Es ist die altbekannte "Loser-Durchhalte-Strategie" (Augen zu und durch, das wird schon noch...) , mit der man in langen Baissen sein schwer verdientes Geld an die Shortseller weiterreicht.
Haben wir denn aus der Baisse von 2000 bis 2003, als sich der DAX viertelte, nichts gelernt? So kurz kann das Börsen-Gedächtnis doch wohl nicht sein. Die aktuelle Krise ist sogar weit schlimmer, weil das globale Finanzsystem in seinen Grundfesten wackelt, während damals nur ein paar Dot.com- und Tech-Klitschen strauchelten.
Ich halte daher die Erwartungen einer wachsenden Zahl von Experten/Bären für nicht abwegig, dass wir in USA "japanische Verhältnisse" bekommen - mit nahezu 0 % Zinsen auf den Dollar.
Der Nikkei stand 1990 bei 40.000 und notiert heute - 18 Jahre später - bei knapp 14.000. Man hat daher mit 18 Jahre "Stillhalten" sein Geld gedrittelt - Inflation noch gar nicht eingerechnet! Überträgt man dies auf den DAX, stünde dieser in 2026 - das ist womöglich der Zeitpunkt, wo Du in Rente gehst - bei 8000 (Höchststand) x 14.000/40.000 = 4570 Punkte, der DOW stünde bei 8.200.
Was nützt einem der schönste Steuervorteil, der sich ergäbe, wenn man vor 2009 noch "punktweise" eine "fettes" Aktien-Depot aufbaut, wenn dieses sich unter Einrechnung der Inflation in den nächsten 20 Jahren halbiert?
Ich kann Deine "Demut" vor dem Börsen-Moloch daher nicht zur Nachahmung empfehlen, und sich "keine Strategie" zu leisten angesichts der Abgründe, die sich da potenziell auftun, halte ich für grob fahrlässig.
Dies ist nur meine bescheidene Meinung. Es ist möglich (wenn auch nicht sehr wahrscheinlich), dass alles ganz anders kommt, die Börsen schon ab 2009 wieder nachhaltig steigen und Du mit Deiner Nicht-Strategie 2026 wohlbetucht in Rente gehst. Mein eigenes Geld möchte ich darauf allerdings nicht verwetten.
Wenn man sich anhand des diffusen Gesamtbildes nicht zutraut, Strategien zu entwickeln, scheint es mir die beste Lösung, das Geld für 4 % auf dem Festgeldkonto zu lassen. Da winken dann zwar keine spektakularen Gewinne, aber zumindest sichere.
Bedenke: Von 2000 bis 2003 hat selbst Geld unterm Kopfkissen jede Aktienanlage (im DAX) um 300 % ausperformt!
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