In welcher Partei ist der Mann jetzt?
SPIEGEL
Schröder wirft Deutschen Schmarotzertum vor
Kanzler Schröder geht mit dem eigenen Volk hart ins Gericht. Es gebe hier zu Lande bis in den Mittelstand hinein Raffkes, die versuchten, so viel staatliche Leistungen wie möglich in Anspruch zu nehmen, stellte der Regierungschef fest. Diese Haltung könne den Sozialstaat zu Grunde richten.
Gerhard Schröder: "Das kann sich kein Sozialstaat leisten"
Berlin - Die Mitnahme-Mentalität sei in Deutschland weit verbreitet, prangerte Gerhard Schröder in einem Interview an. Die Zeitschrift "Guter Rat" zitiert den Bundeskanzler mit den Worten: "In Ost wie in West gibt es eine Mentalität bis weit in die Mittelschicht hinein, dass man staatliche Leistungen mitnimmt, wo man sie kriegen kann, auch wenn es eigentlich ein ausreichendes Arbeitseinkommen in der Familie gibt."
Diese Haltung könne sich auf Dauer kein Sozialstaat leisten, ohne daran zu Grunde zu gehen, sagte Schröder weiter. Die Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderungen der Sozialsysteme sei in der deutschen Bevölkerung sehr groß, "solange diese abstrakt bleiben". Aber die Einsicht schrumpfe sehr schnell, "wenn es konkret wird und der Einzelne Auswirkungen auf die eigene Lebenssituation befürchtet". Das sei zwar menschlich verständlich, aber kein Maßstab für eine verantwortungsvolle Politik.
Schröder räumte ein, dass in den umfangreichen Anträgen zum neuen Arbeitslosengeld II möglicherweise zu intime Fragen beantwortet werden müssten. "Wo die Bürokratie im konkreten Fall über ihr Ziel hinausgeschossen ist, muss man das im Detail korrigieren", sagte er laut der Zeitschrift weiter. Der Nachweis einer Bedürftigkeit sei allerdings unumgänglich.
|