Die ganz große Frage ist halt wie der ausfallen wird. Sollte es über 100 Mio. $ gehen, dann wird Solarworld wohl nicht umhin kommen eine KE vorzunehmen und das bei diesem niedrigen Kurs. Schöne Aussichten sind das nun wirklich nicht.
Muss aber auch sagen, dass ich diese Hemlockgeschichte noch vor 6 Monaten total unterschätzt habe. Seit ich aber ein paar Gerichtsakten zu Hemlock/Kyochera gelesen habe ist mir aber klar geworden, dass diese Hemlockgeschichte für Solarworld teuer wird. Ich seh jetzt schon eine weitere Klagewelle auf Solarworld zukommen, weil sie trotz ganz klaren Indizen, dass diese Hemlockgeschichte teuer wird immer noch keine Rückstellungen dazu gebildet wurden. Warum das Solarworld nicht gemacht hat liegt auf der Hand, denn das Eigenkapital würde sich wohl in etwa halbieren von 180 auf 90 Mio. € und damit hätte Solarworld nur noch eine Eigenkapitalquote von um die 10%.
Schön ist das alles nun wirklich nicht.
Technologisch gefällt mir das alles bei Solarworld recht gut, aber die Konkurrenz holt halt verdammt schnell auf. Hat man bei den Glas/Glas-Modulen super gesehen (hat ja nun so gut wie jeder größere Solaris im Angebot) und wird man auch bei den bifacialen Modulen bis Ende des Jahres sehen. Dazu rüsten die großen Chinesen ihre PERC-Zellfertigungskapazitäten schon mehr als deutlich auf (Jinko hat z.B. mittlerweile über 50% ihrer Zellfertigungskapazitäten auf PERC umgestellt) und Jinko ist z.B. gerade dabei Black Silicon in Teile ihrer Produktion zu integrieren was zu weiteren Effizienzsteigerungen führen sollte.
Es sind generell in der Solarwelt aktuell wirklich sehr viel Innovationen zu erkennen. Vor 18 Monaten waren die 72 Zellenmodulen mit bis zu 310 W was Neues, heute sind sie was ganz Normales. Vor 18 Monaten wurde noch diskutiert ob die PERC-Zelltechnologie wirklich die Produktionskosten nahezu problemlos deutlich senken kann und nun sind alle Großen dabei durch PERC ihre Produktionskosten recht einfach und nicht allzu teuer zu senken. Mit PERC allein kann der Zellwirkungsgrad leicht um 1% erhöht werden. Das sind rd. 5% relativ zum "normalen" Zellenwirkungsgrad und somit kann man mit PERC recht problemlos auf einen Zellwikungsgrad > 19% kommen. Im ganzen Modulsystem wird alleine mit PERC der gesamte Energieertrag um rd. 7% gesteigert !! Mit PERC braucht man nicht nur weniger Silizium, sondern auch weniger Modul-Material wie auch weniger Material in den Systemen. So ist es auch kein Wunder, dass man alleine mit PERC die Produktionskosten um satte 10% runter bekommt. Da wird man wohl in diesem Jahr eh überrascht werden auf welche Produktionskosten z.B. Jinko Ende des Jahres kommen wird. 0,35 $/W an Fertigungskosten Ende des Jahres sind mittlerweile bei Jinko wie auch Trina sehr realistisch und hier kann Solarworld sicher nicht mithalten.
Der Technologietrend bei den Solarkraftwerken geht ganz klar in Richtung 1.500 Volt zulässige Spannung. Bisher ist der Großteil des Marktes im Gleichspannungsbereich bis 1.000 Volt angesiedelt. Höhere Spannungen erlauben ein geändertes Design des PV-Parks, z.B. längere Modulreihen und geringere Kabelquerschnitte. Darüber ergeben sich Einsparungen beim Material und beim Installationsaufwand. Alles in allem holt man alleine mit 1.500 V-Modulen und Wechselrichter die Kosten für ein Solarkraftwerke um über 5% runter.
Solch schnelle Innovationsstufen (z.B. PERC, 72 Zellenmodule mit > 320 W, PERC, 4 bis 5 Busbar Module, 1.500 V.-Module) bei Solar, die zu deutlichen Kostensenkungen führen, hatten wir bei Solar glaube ich noch nie und mit Black Silicon steht wohl bei Solar schon eine weitere Innovationsstufe bevor.
Ob hier Solarworld kostentechnisch wirklich mithalten kann keine Ahnung. Glaube aber eher Nein, denn dazu sind die deutschen und amerikanischen Standorte ganz einfach zu teuer und Solarworld fehlt schlicht und einfach auch der finanzielle Support. Aber es stellt sich natürlich auch die Frage muss Solarworld unbedingt kostentechnisch mit den ganz Großen mithalten können. Müssen sie nicht unbedingt so lange man in einigen großen Märkten gut unterwegs ist mit dem Qualitätssiegel Made in Germany und so lange man technologisch mithalten kann und das kann Solarworld. Bewiesen haben sie es ja oft genug. Ob das aber reicht endlich mal auf vernüftige Gewinnmargen zu kommen das ist dann die alles entscheidende Frage.
Die solare Zukunft sieht super aus und Solar wird wohl spätestens in 12 Monaten mit den ganzen Innovationen mit Onshore-Wind bei den Stromgestehungskosten in vielen Teilen der Welt gleichziehen. In einigen Ländern wie Mexiko ist Solar eh schon günstiger wie Onshore.-Wind. Das dürfte dann einen zusätzlichen Schub für Solar geben. Mexiko dazu ist nur ein Beispiel, denn hier hat in der letzten Energieauktion vor rd. 6 Wochen Solar Onshore-Wind eindeutig geschlagen. Alleine Jinko z.B. wird aus dieser mexikanischen Energieauktion über 1 GW an Aufträgen erhalten.
Im Bereich der kleinen Aufdachanlangen werden wohl spätestens in 2, 3 Jahren die Speicher der ganz große Game-Changer in diesem Segment werden und für neuen Schub sorgen. Da könnte sich für Solarworld als deutsches Unternehmen echt eine Chance auftun, denn dann geht es nicht wie heute nur billig Module zu verkaufen sondern man muss dann ein komplettes, recht komplexes und erklärungsbedürftigtes System verkaufen. Dafür braucht man aber einen guten Partner, denn im Batterienbereich tummeln sich mittlerweile zig Firmen rum und eine Daimler z.B. ist gerade dabei hier richtig einzusteigen. Ich finde hier hat sich z.B. eine SMA Solar super positioniert. In den USA arbeitet ja Solarworld mit dem deutschen Batterienhersteller Sonnen zusammen und Sonnen gehört aktuell bestimmt zu den Top 5 Marktführer im noch recht kleinen Batterienmarkt.
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