FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Solarwerte im TecDAX haben am Freitag einen Teil der Verluste der vergangenen Tage wettgemacht. Die Förderung von Solarstrom soll nun doch nicht so drastisch gekürzt werden, wie von der Union verlangt. Die Aktien von Solon setzten sich mit plus 8,96 Prozent auf 46,20 Euro an die Index-Spitze, gefolgt von Q-Cells , Phoenix Solar , ersol und Conergy . Der TecDAX gewann gleichzeitig 2,49 Prozent auf 845,78 Zähler. SolarWorld stiegen 7,50 Prozent auf 32,25 Euro, die WestLB hatte die Titel nach der Einigung von ´Hold´ auf ´Buy´ gehoben.
Wie die Deutsche Presse-Agentur dpa am Freitag aus Koalitionskreisen erfuhr, soll die von den Stromverbrauchern aufzubringende Umlage für Sonnenenergie 2008 um einen Cent erhöht werden. Der im System vorgesehene Abbau der Hilfen soll in den einzelnen Jahren von acht bis auf 10 Prozent steigen. Über Einzelheiten soll endgültig erst am Montag entschieden werden. Die Zahlen entsprächen dem, was worden erwartet sei, bevor die Unions-Forderungen von 30-Prozent-Kürzungen ins Gespräch gekommen seien, sagte ein Börsianer. Die alten Kursniveaus seien aber noch nicht wieder erreicht worden, sagte ein anderer Händler. Er rechne auch nicht damit, dass die politische Diskussion über die weiterhin hohen Subventionen damit endgültig zu Ende sei. Einige Markteilnehmer müssten nun wohl wieder ihre Short-Positionen schließen.
´Das klingt nach einer vernünftigen Lösung für den deutschen Markt´, sagte HSBC-Analyst Burkhard Weiss zu der Koalitionsvereinbarung. Es habe vor der Entscheidung - verstärkt von negativen Analystenkommentaren - große Unsicherheit und Nervosität am Markt gegeben. ´Jetzt dürften wir eine Erholungsrally sehen.´ Die nun nach Kreisen zitierten acht Prozent Degression für 2009 seien sogar moderater als zuvor angenommen. ´Das sollte schon sehr positiv auf die Kurse wirken.´
Die teilweise negativen Wachstumsprognosen für den Solarsektor teilt Weiss nicht. Zwar schließt er potenzielle Überkapazitäten für 2009 und 2010 nicht aus, sieht aber in den USA und Spanien weiter hohes Wachstumspotenzial. Auch in Märkten wie Griechenland und Italien sei die Solarindustrie auf dem Vormarsch. Die Kürzungen der Subventionen in Deutschland sollten nach Meinung von Weiss in den kommenden Jahren durch dezentrale Stromversorgung aufgefangen werden. ´Dann wird für die Verbraucher der Preis für Strom aus der Steckdose teurer sein als die Elektrizität von eigenen Solarzellen auf dem Dach.´
WestLB-Analyst Peter Wirtz schrieb in seiner Analyse zu SolarWorld, endgültige Details für das Erneuerbare-Energien-Gesetz würden noch verhandelt und vermutlich am Montag veröffentlicht. Er habe das Worst-Case-Szenario der Subventionskürzungen von 25 oder 30 Prozent aber nie für wahrscheinlich gehalten. Die meisten ostdeutschen Bundesländer hätten so viel Fördergelder in den Solarsektor gesteckt, dass eine solche Kürzung ein Risiko darstelle.
Insgesamt dürfte die Entwicklung der Solar-Aktien aber volatil bleiben, so Wirtz weiter. Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Rückgang der Einspeisungstarife in Deutschland und Spanien, der starke Aufbau von Kapazitäten und die Verfügbarkeit von viel höheren Mengen von Silizium von 2009 an dürften Spekulationen über negative Margentrends in diesem Jahr schüren. Für SolarWorld sieht Wirtz nach einem Kursrückgang von mehr als 20 Prozent seit Anfang Mai allerdings gute Erholungschancen.
equinet-Analyst Sebastian Growe warnte unterdessen davor, aggressiv Positionen bei den Solartiteln aufzubauen, bevor am Montag weitere Details bekannt gegeben würden. Grundsätzlich bleibe er aber bei seiner positiven Einschätzung für Upstream-Player wie Roth & Rau , ersol und Q-Cells im Gegensatz zu seiner negativen Haltung gegenüber Unternehmen im Downstream-Geschäft wie Conergy./gr/ck
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