Persönlichen Erkenntnisse aus Medigenes Privatanlegerabend zur Forschung und Entwicklung:
Der lange Weg von der Institutskrebsforschung zum Weltmarktführer in der personalisierten Medizin.
Nach der schmerzhaften Neuausrichtung der Firma in 2012 und vielen Jahren an institutionellen Erfahrungen und Forschungsfortschritten scheint Medigene nun auf dem besten Weg ein führendes und wettbewerbsfähiges Unternehmen für T-Zelltherapien zu werden. Wie in der Konferenzschaltung zu hören, sei das Interesse bedeutender Pharmaunternehmen an Medigenes T-Zelltherapie groß. Das Marktpotential von T-Zelltherapien zur Behandlung solider Tumoren ist zu verlockend, als dass ein großes Pharmaunternehmen diese Technologie heutzutage ignorieren könnte.
Schaut man sich Medigenes Kooperationen in den letzten Jahren an, so greift ein Rädchen in das Andere und man merkt sehr schnell, dass die Summe des ganzen entstandenen Konstrukts mehr als nur die Summe der Einzelteile werde könnte.
Das vorrangige Ziel von Medigene scheint gegenwärtig die Validierung der adoptiven T-Zelltherapie im MDG 1011 Setting (Blutkrebstherapie) durch das Erreichen der primären und sekundären Endpunkte in der Phase I Studie gefolgt von der Phase 2. MDG 1021 ist ein weiterer Kandidat, mit dem man aufgrund der fehlenden Therapieoptionen gute Chancen hat, sollten die Studien positiv verlaufen.
Ein große Ziel ist es Pharmaunternehmen von Medigenes Technologie zur Behandlung solider Tumoren zu überzeugen und hier baut Medigene sich gerade ein Netz von Kooperationen auf, die zu einem großen Ganzen zusammengefügt eine überzeugende adoptive T-Zelltherapie für (fast) alle Arten von soliden Tumoren bieten könnte.
Wie sehen diese einzelnen Rädchen aus und wie greifen sie ineinander?
Das TCR Helmholtz Know-How Die Basis bilden erst einmal die Erkenntnisse, die man bei der Suche nach effektiven und sicheren T-Zellrezeptoren gewonnen hat. Die Kombination dieser potentiell geeigneten TCRs bieten zahlreiche Therapieoptionen in unterschiedlichen Settings. Die Optimierung der Spezifität und Aktivität der T-Zelltherapien und das Finden hoch avider T-Zellrezeptoren war bisher ein wesentlicher Bestandteil der Forschungsarbeit. Medigene nutzte hierzu auch die Expertise von der Universität Lausanne zur Erforschung neuer Charakterisierungstechnologien für Medigenes T-Zell-Rezeptoren sowie von Structured Immunity, einer US-Firma, die Medigene eine Technologieplattform zur Validierung und Optimierung der Bindungseigenschaften von Medigenes Lead TCRs zur Verfügung stellte.
Erweitert wird seit kurzem die eigene T-Zellrezeptor Bibliothek durch die Ergebnisse eines hochinteressanten Forschungsprojekts des IRICoR und der Université de Montréal . Hier kann Medigene innerhalb der Kooperation bis zu 5 neuartige T-Zellrezeptoren die besonders zur Behandlung solider Tumoren geeignet sind, lizenzieren. Diese vollkommen neuartigen da nicht mutierten also beim Fortschreiten der Erkrankung stabilen Krebsantigene, die vermutlich ausschließlich auf Krebszellen zu finden sind, ergänzen Medigenes Bibliothek und bieten gute Chancen für breite neuartige Therapien.
Auch die Sicherheit einer Zelltherapie wurde von Medigene adressiert. Die In-House Entwicklung eines kontrollierbaren, also an - und abschaltbaren iM-TCR Rezeptors durch medikamentöse Steuerung der Avidität des Rezeptors auf TCR modifizierten T-Zellen, ist eine weitere innovative Entwicklung aus dem Hause Medigene. Bei Bedarf ließen sich damit T-Zellen gegen Tumorzellen aktivieren oder deaktivieren falls bei der Behandlung Nebenwirkungen auftreten. Noch ist dieser Technologie in der frühen Phase der Forschung und Entwicklung aber durchaus einer Erwähnung wert.
Überwindung der tumor-induzierten Unterdrückung des Immunsystems
Ein weiteres Rädchen, das in einer Kooperation mit dem Helmholtzzentrum (Turning PD-1-mediated inhibition into activation) adressiert wurde, ist die Verbesserung der T-Zellaktivität bei der adoptiven T-Zelltherapie im immunsuppressiven Tumormilieu solider Tumoren. Bisher war die Wirksamkeit adoptiver T-Zelltherapien bei der Behandlung solider Tumoren überschaubar. Dies ist ein Grund, weshalb große Pharmaunternehmen eher vorsichtig agieren. Mit dem neuen Therapieansatz kann es möglich sein, die durch das Tumormilieu funktionell gehemmte T-Zellaktivät so zu reaktivieren, dass sogar normal avide T-Zellen eine vergleichbare zytotoxische Aktivität wie hoch avide T-Zellen haben könnten. Dieser Schaltrezeptor PD1-41BB ermöglicht es, früher als ineffizient geltende T-Zellen mit nicht hoch aviden T-Zellrezeptoren deutlich aktiver zu machen. Der Ansatz erhöht die Sicherheit unerwünschter Nebenwirkungen gegenüber dem Ansatz gentechnischer Veränderungen zur Optimierung von T-Zellrezeptoren.
In den kommenden Wochen werden wir hier eine Publikation sehen, die die Wirksamkeit in 3D-Zellmodellen des Menschen untersucht. Im Ergebnis zeigt sich zusammenfassend folgendes: Eine erhöhte Abtötung von Tumorzellen , eine verbesserte T-Zellen Verbreitung im Tumor und eine länger andauernde Aktivität der T-Zellen bei PD-1 positiven Tumoren. Neue Untersuchungen an verschiedenen T-Zellrezeptoren laufen bereits, um die Effizienz an verschiedenen TCRs zu belegen.
Neben PD1-41BB gibt es aber auch weitere Moleküle auf Tumorzellen und auf T-Zellen, die T-Zellen in ihrer Effizienz beeinträchtigen und als stumpfes Schwert erscheinen lassen. Einerseits betrifft dies die zytotoxische Aktivität aber auch die Verweildauer und die Ausbreitung von T-Zellen im Tumor. Hervorgerufen wird dies durch Moleküle die auf Tumorzellen und / oder Immunzellen im Laufer der Krebserkrankung entstehen und die T-Zellaktivität hemmen.
Die Kooperation mit PHIO-Pharmaceuticals und dem Helmholtzzentrum adressiert den Ansatz, die Immunsuppression in Tumoren zeitweise aufzuheben. Die Forschungskooperation will neue Zielmoleküle finden und dafür Wirkstoffe herstellen, um die Anti-Tumor-Wirksamkeit der adoptiven T-Zelltherapie oder DC Therapie zu erhöhen.
All diese Ansätze haben das Ziel, die Wirksamkeit der zielgerichteten adoptiven T-Zelltherapie zur Behandlung solider Tumoren zu verbessern.
Sofern wir in der Zukunft hier Erfolge sehen, öffnet sich für Medigene ein riesiger Markt alleine durch die Breite der auf die Person und Krankheit optimierten Therapieoptionen. Eines zeigt es uns aber: wir haben es bei der Behandlung solider Tumoren mit einer langfristigen Strategie zu tun. Schneller geht es bei der Behandlung von Blutkrebs. Hier sind die Prüfärzte sehr bald in der Lage die primären Phase 1 Ergebnisse zu MDG 1011 zu präsentieren. Genial fand ich den indirekten Hinweis auf die Frage nach dem Verlauf der MDG1011 P1 Studie: "Hätte es schwerwiegende sicherheitsrelevante Nebenwirkung während der Dosisfindung gegeben, hätte Medigene dies sicherlich per ADHOC melden müssen."
Ausblick
Neben diesen eigenen Aktivitäten und der klinischen Entwicklung der Blutkrebstherapien hat Medigene zwei weitere Kooperationen die Zelltherapien in eigener Verantwortung unterstützt durch Medigene TCR und DC Know-How durchführen. Cyovant (DC- / T-Zelltherapen in Asien) und Bluebird (T-Zelltherapie mit selbst optimierten T-Zellen unter Verwendung definierter MediGene TCRs) führen die Entwicklung eigenständig durch und berichten direkt über deren Projektfortschritt.
Alles in allem ist Medigene m.E. eine strategisch hervorragend aufgestellte aber noch stark unterbewertete Firma und meine Top Anlage der letzten Monate. Alle strategischen Kooperationen unterstützen das Ziel, das Therapieangebot durch die bereits vorhandenen hochspezifischen TCRs bei Nachfrage von Big Pharma zügig ausdehnen zu können. Nun ist Geduld und etwas Glück in den laufenden klinischen Studien gefragt.
Diese Zusammenfassung wurde ohne wissenschaftliche Begutachtung erstellt und beruht auf dem persönlichen Hintergrundwissen des Autors. Sie ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dieser Aktie! Der Autor hält Medigene Aktien.
P.S. Mit dieser Zusammenfassung bedanke ich mich persönlich für den Medigene Privatanlegerabend, für die vielen Erklärungen und die vollkommen entspannte Beantwortung vieler Fragen, soweit das dem Management unter Beachtung der Vertraulichkeit gegenüber Partnern bzw. Vermeidung kursbeeinflussender Informationen möglich war.
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