Ex-Firmenkäufer Ehlerding ist private Schulden los von Norbert Schwaldt Berlin - Der Hamburger Kaufmann und frühere Großaktionär des Beteiligungskonzerns WCM, Karl Ehlerding, ist seine privaten Schulden von mehr als 680 Mio. Euro los. Nach montagelangen Einzelverhandlungen haben die insgesamt 17 Gläubigerbanken dem 62jährigen Unternehmer einen insgesamt "dreistelligen Millionenbetrag" erlassen, hieß es im Umfeld Ehlerdings. Seine beiden Söhne John Frederick und Karl Philipp sollen bei der Entschuldung einen "zweistelligen Millionenbetrag" beigesteuert haben.
Die Schulden hatte Ehlerding, der in den vergangenen Jahrzehnten vor allem durch spektakuläre Firmenaufkäufe Furore machte, insbesondere durch Fehlspekulationen mit Aktien der Commerzbank angehäuft. Ehlerding hatte ein Aktienpaket von rund fünf Prozent per Kredit und dazu noch überteuert zusammengekauft, um bei einer möglichen Frankfurter Bankenfusion und entsprechenden Kurssteigerungen zu profitieren. Die Commerzbank-Anteile wurden zu einem Durchschnittskurs von 32 Euro erworben - in der Hoffnung, die Papiere zu 50 Euro wieder losschlagen zu können. Eine illustre Investorengruppe namens Cobra mit Ehlerdings früheren Geschäftspartnern Clemens Vedder und Klaus-Peter Schneidewind kam zuletzt auf fast 20 Prozent der Commerzbank-Aktien. Ein erhoffter Zusammenschluß mit der Dresdner Bank platzte schließlich vor fünf Jahren.
Ehlerding reichte das Commerzbank-Paket später an die WCM weiter, blieb aber auf den Schulden sitzen und mußte einen Großteil seiner verpfändeten WCM-Aktien abgeben. Kreditgeber sollen unter anderen die Vereins- und Westbank, die DZ Bank, die Bankgesellschaft Berlin die Helaba, die Dresdner Bank und die WGZ Bank sein. Allein diese Geldhäuser sollen nach früheren Angaben zusammengenommen auf die Rückzahlung von 450 Mio. Euro gehofft haben. Über die Höhe ihrer Abschreibungen aus dem Ehlerding-Deal gibt es keine konkreten Angaben. Die Bankgesellschaft Berlin, die mit am stärksten involviert sein soll, verwies bei Nachfrage auf das Bankgeheimnis.
Ehlerding ist noch Aufsichtsratsmitglied der WCM uns soll es auch bleiben, hieß es in Frankfurt/M. Kein Mitglied der Ehlerding-Familie hat aber noch einen meldepflichtigen Anteil von mehr als fünf Prozent. Vor einigen Jahren gehörten der Familie zusammen noch bis zu zwei Drittel des Unternehmens.
Die WCM hatte im Zuge der Anteilsreduzierung der Ehlerdings einen strategischen Investor gesucht - bislang aber ohne Erfolg. Von dem börsenotierten Konzern ist unterdessen nicht viel übrig geblieben. Die Immobilientochter IVG wurde versteigert und rund 30 000 Wohnungen an den US-Investor Blackstone veräußert. Die Maschinenbaufirma Klöckner soll nun mit dem Restgeschäft der WCM verschmolzen werden. Zur WCM gehören noch Gewerbeimmobilien im Wert von 150 Mio. Euro, die Maternus-Kliniken und die Firma Ymos. "Noch im März soll über die Möglichkeiten der Zusammenführung entschieden werden", sagte WCM-Chef Roland Flach am Donnerstag der WELT. Über eine diskutierte Namensänderung des Konzerns gebe es noch keine Festlegung. Zum mehrfach angekündigten Großinvestor konnte Flach nichts sagen.
Artikel erschienen am Fr, 4. März 2005
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