was würde ein "Quantitativer Analyst" (im finanzjargon: "Quant") zur aktie von CLIQ Digital sagen? die analysten der Quirin Privatbank, der Warburg Research oder der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers sind "Quantitative Valuation Analysten"; das ziel ihres research ist die wertbestimmung der aktie ein echter "Quant" verwendet dagegen keine value-kennziffern, sondern komplexe mathematische und statistische methoden /beobachtungen /modelle; ihm würde z.B. auffallen, dass es bei CLIQ Digital insiderkäufe gab und aktienkurs und börsenumsätze, aber auch die besucherzahlen der einschlägigen aktienforen anstiegen; vielleicht würde ein "Quant" auch versuchen, die seitenabrufe der "produkte" des unternehmens zu messen oder die reichweite des "CLIQ-Faktors" (umsatz zu kosten pro kunde); m.a.w.: ein "Quant" begründet seine anlageempfehlung mit messbaren äußeren daten, nicht mit merkmalen des "inneren" werts einer aktie während die herkömmlichen bewertungsmaßstäbe bei einer kleinen aktie wie CLIQ Digital intakt sind, ist das bei vielen der weltgrößten (US-)technologiewerten offenbar nicht mehr der fall wenn nicht mehr der "value" einer aktie, sondern die kursperformance selbst der werttreiber sind, braucht es dann noch die aktienbewertung nach KGV, KBV usw., also eine bewertung nach den traditionellen wertbestimmenden faktoren ("multiples")? die frage ist ernst gemeint, das zeigt das folgende telefoninterview von Bloomberg News mit einem echtem "Quant", das ich im folgenden wiedergebe: https://www.bloomberg.com/news/articles/...-mystery-not-worth-solving: "Aktienbewertung ein Rätsel, das nicht wert ist, gelöst zu werden?" Jeff Shen, Senior Quantitative Analyst von BlackRock Inc. und Co-Chief-Information-Officer von BlackRocḱs 106 Milliarden USD verwaltenden "systematisch aktiven Aktienfonds", ist der Meinung, dass sich Investoren nicht mit Fundamentaldaten abgeben sollten, da deren Einfluss auf die Aktienkurse wegen der komplexen Märkte nicht durchschaut werden könne. Märkte würden eine Milliarde verschiedener Variablen einpreisen, von denen die meisten unbekannt seien. Shen schlägt stattdessen vor, mittels alternativer Daten eine Überperformance ("Alpha") zu generieren. Traditionelle Bewertungskennziffern würden nicht länger funktionieren. Also schlechte Nachrichten für Investoren, die auf ein Comeback der Value-Aktien setzen ? Nach Ansicht Shens brauchen Geldmanager neue Anlagemethoden, da nicht absehbar ist, ob Wetten auf billige Unternehmen wieder funktionieren werden. In komplexen Märkten sei ein Abgleich der Aktienkurse mit Fundamentaldaten wie Unternehmensgewinnen oder Buchwert im Wesentlichen zwecklos. Um Fehlsignale der Quant-Strategien auszuschalten, hat Shen einen neuen Vorschlag: Anleger sollten alternative Daten nach Handelssignalen durchsuchen und ihre Besessenheit von Bewertungskennzahlen ablegen. "Der Markt betrachtet eine Milliarde Dinge, von denen wir nur sehr wenig wissen". "Während das 'philosophische' Gespräch in dem Sinne richtig ist, dass es einige Fundamentaldaten in Bezug auf den Preis einer Aktie geben sollte, ist es für jeden von uns ein Rätsel, wie der Markt unterschiedliche Fundamentaldaten, unterschiedliche Gefühle und unterschiedliche Ströme bewertet." Die Wall Street möchte wahrscheinlich nicht hören, dass ein Verständnis der Aktienbewertungen praktisch unmöglich ist, insbesondere nicht von einer 16-jährigen Führungskraft des weltweit größten Vermögensverwalters wie Jeff Shen. Die Idee Shens wird jedoch Investoren einleuchten, die eine potenzielle Blase des Technologiesektors und des S&P 500 in Sichtweite ihrer Rekorde für möglich halten, selbst wenn die Coronavirus-Pandemie weiter tobt. Für systematisch vorgehende Investoren, die z.B. auf eine Erholung billiger Aktien mit historischen Abschlägen setzen, ist die Sache besonders relevant. Denn nach dem größten Wirtschaftseinbruch seit der Weltwirtschaftskrise schießt die Begeisterung für Wachstumsaktien hoch, während die billigsten Aktien mit Rekordabschlägen gegenüber den teuersten gehandelt werden. Wenn ein Unternehmen wie TESLA, INC. mit dem 10.392-fachen der letzten veröffentlichten Quartalsgewinne (Trailing P/E), dem 33-fachen des Buchwerts und dem 11-fachen des Umsatzes gehandelt wird, wo ist dann der Markt, der den "Fair Value" einer Aktie widerspiegelt? Die gute Nachricht ist, dass Geldmanager sich jetzt einer völlig neuen Welt alternativer Daten zuwenden können, sagt Shen, ein Doktor der Finanzbranche, der durch die Übernahme von Barclays Global Investors im Jahr 2009 zu BlackRock kam. "Sobald Sie diese (alternativen) Daten gefunden haben, sollten Sie mit ihrer Hilfe nach Möglichkeiten der Outperformance suchen, ohne diese Daten in eine Bewertungsziffer zu übersetzen", sagte er. "Wenn Sie die Daten als Bewertungskennzahl verwenden, wird möglicherweise die Effektivität dieser neuen Datenquelle zerstört." Die von Shen geführte Einheit macht schon seit Jahren kein Value-orientiertes Research mehr. Aus der Sicht Shens ist der Preis für eine Aktie keine beständige Größe. Er dominiert naturgemäß alle Bewertungskennziffern; das bedeutet, dass Value-Kennzahlen eher das Produkt historischer Renditen sind als dass sie Aussagen über künftige Kursbewegungen zulassen. Um Portfolios aufzubauen, nutzt Shens Einheit soziale Medien, um die Stimmung der Mitarbeiter der untersuchten Unternehmen zu messen, analysiert Online-Stellenausschreibungen, um festzustellen, welche Unternehmen Mitarbeiter einstellen, und verwendet Algorithmen für maschinelles Lernen, um herauszufinden, wie die unzähligen Variablen in den "Quant"-Modellen miteinander interagieren. Value-Traditionalisten entgegnen, dass ihre regelbasierte Strategie auf lange Sicht ausgelegt sei und auch nach einem Jahrzehnt der Underperformance den Rückstand wieder aufholen. Selbst unter denjenigen, die Zweifel hegen, besteht Konsens, an dieser Strategie festzuhalten, beispielsweise durch Einbeziehung immaterieller Vermögenswerte in den Buchwert, statt sie vollständig aufzugeben. Shen stellt fest, dass die traditionellen und Value-repräsentierenden Kennziffern immer noch einen Platz in den Portfolios haben; nur vielleicht nicht in einer Einheit wie seiner, die höhere Gebühren verlangt, wenn sie Überrenditen liefert. Immerhin verfügt BlackRock allein in Amerika über börsengehandelte sogenannte faktorbasierte ETF im Wert von mindestens 300 Milliarden US-Dollar. [Anmerkung: Beliebte Faktoren dieser ETF sind z.B. Kurspotenzial, niedrige Volatilität, Dividendenrendite oder Qualität bzw. vorhersehbare Cashflows]
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