Nein, es ist nicht richtig, dass Lieferanten vorrangig vor den Anleihegläubigern bedient werden. Im Fall von Senior Bonds bzw. besicherten Anleihen haben die meist eine ähnlich starke Stellung wie die Bankkredite.
Kommt halt auf die Anleihebedingungen an. Genauso kommt es bei den Lieferanten-und Handwerkerforderungen auf deren Verträge an. Mit einem verlängerten Eigentumsvorbehalt würden die Lieferanten gut dastehen. Aber die chinesischen Modulhersteller haben 2012 alles, aber auch wirklich alles getan, um überhaupt Umsatz zu erzielen. Dass ausgerechnet die einen verlängerten Eigentumsvorbehalt nach deutschem Recht hinbekommen haben, der den Einbau in UK und den Verkauf seitens SAG überlebt, halte ich für wenig wahrscheinlich.
Mit den britischen, italienischen und spanischen Subunternehmern kann die SAG auch Schlitten fahren. Diese kleinen Krauter haben gar nicht die Mittel, um hier in D ihre Forderungen einzuklagen.
Die Mitarbeiter bekommen monatlich ihr Geld - da laufen also keine großen Schulden auf und im Falle eines Insolvenzantrags bekämen sie Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur.
Kunden werden schon mal gar nicht vor den Anleihegläubigern bedient. Im Gegenteil: von Kunden bekommt SAG Geld.
Also mal immer mit der Ruhe. Erstens ist die SAG nicht pleite. Dass sie keine Großprojekte mehr vor- und nachfinanzieren kann, heißt gar nichts. Dass Banken dafür nichts mehr gäben, ist auch gar nicht klar. SAG hat nur gesagt, dass bei solchen Vor- und Nachfinanzierungen die Gesamtrentabilität der Projekte nicht mehr ausreichend hoch wäre.
Eine Überschuldung der SAG sehe ich hier erstmal nicht. Denn an der Vermögenslage hat sich ja nichts wesentlich vschlechtert und der Jahresabschluss 2012 ist vom Wirtschaftsprüfer testiert worden. Im Gegenteil, mit dem Verkauf von Wymesworld dürfte sich die Vermögenslage verbessert haben.
Die einzige Gefahr für die Substanz besteht darin, dass die SAG in den letzten Monaten erhebliches Vermögen in Investitionen gesteckt hätte, die nun abgeschrieben werden müßten. Dafür spricht erstmal nicht viel. Das Beispiel der Gewinnwarnung zeigt doch gerade, dass die nicht einfach anfangen zu bauen und dann Kunden suchen, sondern nur mit einer verbindlichen Kaufzusage eines Kunden in Vorleistung gehen. Also, was sie in Projekte investiert haben, dürften sie wiederbekommen ggf. mit Gewinn. Was in den Aufbau von Projektbüros gesteckt worden ist, muß vermutlich abgeschrieben werden, das sollte aber unwesentlich sein.
Was sich verschlechtert hat, ist daher wohl nicht die Vermögenslage, sondern die Ertragslage. Meteocontrol und die Solarparks bzw. Beteiligungen an solchen werfen stetige, aber schwache Margen ab. Die Margen im Projektgeschäft sind unsicherer, aber dafür höher. Wenn nun die Marge aus dem Projektgeschäft mittelfristig fehlen wird, muß die SAG schrumpfen - auch und gerade, um mit den frei werdenden Mitteln die Anleihen zu tilgen. Das bedeutet aber ein bis zwei Jahre Verluste wegen der Restrukturierung und danach ggf. moderate Gewinne, aber kein Wachstum.
Der Aktienpreis hängt aber an Gewinn und Wachstum. Fehlt letzteres, kann nur der Gewinn bepreist werden. Schafft SAG langfristig z. B. 0,05 EUR und hält man ein KGV von 10 für angemessen, müßte die Aktie bei 0,5 EUR fair bepreist sein.
Geht man davon aus, dass die Restrukturierungsverluste zu hoch sind bzw. mittel- bis langfristig nicht das EBIT geschafft wird, was SAG braucht, um die Zinslast zu schultern, frißt sich das durchs Eigenkapital. Wenn das vollständig verbraucht ist, wäre aber immer noch eine Tilgung der Anleihe zu 100% möglich...
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