es gibt zum Thema Ukraine verschiedene Meinungen und Sichtweisen, so wie es nunmal unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Geschichten und Erfahrungen gibt. So liegt die Quote der "Russlandfreunde" im Osten Beispielsweise deutlich höher als im Westen, was eigentlich kurios ist, weil der Osten in der Vergangenheit wesentlich mehr Leid unter sowjetischer Schirmherrschaft erfahren hat. Doch Menschen sind geprägt von ihren Geschichten und viele Ossies hatten sich relativ gut mit dem System SU arrangiert und noch viel mehr Menschen erinnern sich eben primär an die guten Dinge und blenden die schlechten Dinge aus.
All dies prägt unsere Meinung bereits schon derartig stark, dass man eigentlich nicht versucht sein Meinungsbild anhand der Faktenlage anzupassen, sondern man die Faktenlage an sein Meinungsbild anpasst und wie das Web nunmal so ist, bietet es für jede Meinung die passenden scheinbar unumstößlichen Fakten.
Am Ende stehen dann konträre Meinungsbilder und Aussagen gegenüber, bei dem jede Seite sich im Besitz der Wahrheit zu sehnen und je nachdem wie stark emotional man sich an eine Thematik bindet, wie groß der Hass gegenüber Anderen ist, desto größer die Intoleranz und desto reaktionärer der Umgang mit anderen Meinungen.
Für mich jedenfalls scheint der Drang nach mehr Freiheit und weniger Korruption in der Ukraine plausibel und war meiner Meinung nach in den vergangenen Jahren bereits absehbar.
Vielleicht mag die USA und manch andere westliche Kräfte dem Umsturz etwas nachgeholfen haben (wissen tue ich es nicht genau), doch das Ende von Janukowitsch allein auf diesen Nachdruck zu schieben halte ich für wenig plausibel, viel zu groß war in der Ukraine der Unmut über das korrupte System um Janukowitsch.
Es erscheint mir auch unwahrscheinlich, dass sich eine Mehrheit der Ukrainer gen Russland sehnen sollte, denn auch in Russland ist die Korruption sehr groß und das Maß an Freiheit limitiert. Da erscheint es wesentlich plausibler, sich gen Westen orientieren zu wollen, zumal die Ukraine an Ländern wie Polen oder Tschechien die Erfolge sehen kann.
Wenig rechtsstaatlich erscheint mir auch die Praxis in der Ostukraine, da ist aus einer selbst initiierten und überwachten Volksabstimmung eine Unabhängigkeit hervorgegangen, wo bei mir die Alarmglocken angehen, weil eine solche Abstimmung nach belieben manipuliert werden kann, ja im Grunde man sich die Abstimmung auch sparen hätte können. Daher betrachte ich das Abstimmungsergebnis mit Skepsis und finde, dass es eine unabhängigere Abstimmung bräuchte um ernsthaft eine Aussage darüber treffen zu können, was die Menschen im Osten tatsächlich wollen. Und da gilt meiner Meinung nach auch keine Ausrede, dass es in Kiew ebenfalls unrechtmäßig zu einer neuen Regierung kam, weil es letztendlich das Argument ist, mit dem man sich selbst im Osten begründet. D.h. wenn man der Westukraine eine undemokratische unrechtmäßige Machtübernahme vorhält, sollte man es selbst besser machen, was aber im Osten bislang nicht passiert ist und wohl scheinbar auch nicht beabsichtigt wird.
Mich macht all dies skeptisch, ist aber nur meine bescheidene Meinung, nicht mehr und nicht weniger.
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