Sprinten bis zur Ladesäule
Als der Tesla Roadster 2008 auf den Markt kam, war er ein Unikum. Mittlerweile stehen mehrere Nachahmer in den Startlöchern, Autos wie der Audi E-tron oder der Mercedes SLS E-Cell. Derweil holt der US-Elektro-Pionier schon zum nächsten Schlag aus. Mit einer faszinierenden Familienlimousine.
Palo Alto - Die Leute von Tesla haben dazugelernt: "Klar können Sie einen Testwagen haben." Öffentlichkeitsarbeit, das weiß man inzwischen bei dem Stromer-Pionier, ist wichtig, wenn man im großen Automobilgeschäft mitmischen möchte.
Doch einfach so rücken die Amerikaner ihre Autos dann doch nicht heraus. Wo soll es hingehen? Wie weit wollen Sie fahren? Und: Gibt es da auch eine Steckdose? Das sind die Fragen, die vor einer Ausfahrt mit dem elektrischen Roadster geklärt werden müssen. Sie verdeutlichen ein Problem, dass sich weder durch die ersten tausend E-Autos auf deutschen Straßen noch durch die Diskussionen der Nationalen Plattform Elektromobilität bislang lösen ließ: Wer mit Strom fährt, muss die Reise genau planen. Individuell mobil ist man so durchaus, aber automobile Unabhängigkeit sieht anders aus.
Das ist einer der Gründe, weshalb der Elektroantrieb bislang ein Nischendasein fristet. Verfügbar ist er entweder in Kleinwagen, die im Stadtverkehr nur kurze Strecken fahren, oder in Sportwagen, die nie Erstauto sind und nur als Spaßmobile genutzt werden. Bei E-Sportwagen kommt noch ein Aspekt hinzu: Da auch herkömmlich motorisierte Sportwagen häufig sechsstellige Summen kosten, lässt sich der immense Aufwand für die Akkus besser verstecken. Auch einige deutsche Hersteller werden als erstes E-Modell einen Sportwagen anbieten. Bei Mercedes-AMG wird es der SLS E-Cell sein, bei Audi der R8 E-Tron.
Während die Spannung bei den Großkonzernen im Windschatten von Pionieren wie Nissan, Renault und Mitsubishi eher bedächtig steigt, ist bei Tesla das Ende der ersten Generation E-Roadster schon wieder absehbar. 1700 der insgesamt geplanten 2400 Strom-Roadster sind bereits ausgeliefert.
Bei Tesla Motors wird bereits an der zweiten E-Auto-Generation gearbeitet
Nach den USA ist Deutschland übrigens der wichtigste Markt, sagt Tesla-Sprecherin Sarah Zimmermann. Etwa 130 Autos wurden über den bislang einzigen deutschen Händler in München sowie einen Agenten für Hamburg und Berlin verkauft. Bislang wurde das Tesla-Modell in 30 Ländern abgesetzt, insgesamt kommen alle Fahrzeuge zusammen auf mehr als 16 Millionen Kilometer. Anders gerechnet: Sie sparten rund 1,9 Millionen Liter Sprit oder 2,4 Millionen Kilogramm CO2. Das rettet nicht die Welt, ist aber ein Anfang.
Derzeit wird bei Tesla Motors bereits an der nächsten Stufe gearbeitet. Noch bevor hiesige Elektroautos wie der VW Golf eMotion oder der BMW i3 anrollen, will das US-Unternehmen mit dem Modell Tesla S, einer familientauglichen Limousine mit bis zu 480 Kilometern Reichweite, ins Massengeschäft einsteigen und einmal mehr den Markt verändern.
Aus dem Pioniermodell, das auf dem Lotus Elise basiert, hat Tesla in den vergangenen Jahren ein richtig ordentliches Auto gemacht. Das Interieur ist inzwischen veredelt und die Qualität auf einem Niveau, das man bei Preisen jenseits von 100.000 Euro erwarten kann - selbst wenn das Gros der Summe für die 6831 Lithium-Ionen-Zellen draufgehen dürfte, die in einer Metallbox im Kofferraum in Reihe geschaltet wurden.
Zu erkennen ist die jüngste Evolutionsstufe Tesla Roadster an einer neuen Mittelkonsole, auf der ein Touchscreen platziert ist. Die Position auf Höhe des Schienbeins ist ungünstig zu erreichen und auch nicht optimal einsehbar, doch wird dort die aktuelle Reichweite und die über die gesamte Betriebsdauer eingesparte Kraftstoffmenge - bei gut 6000 Kilometern immerhin schon 465 Liter Sprit oder 6,4 Barrel Rohöl - angezeigt. Per Fingertipp lassen sich auch die Betriebsmodi wechseln. Neben dem Standardprogramm gibt es eines, das die Leistung drosselt und dadurch den Aktionsradius erweitert, und eines, das ohne Rücksicht auf die Reichweite den Fahrspaß maximiert.
Auch wenn sich Einiges am Tesla geändert hat - das Fahrgefühl ist und bleibt unvergleichlich. Vor allem, wer die 117.800 Euro teure Sportversion des Roadsters 2.5 bestellt, erlebt eine Bescheunigung, wie man sie sonst nur von Supersportwagen kennt. 400 Nm, die quasi ab der ersten Umdrehung bereit stehen, führen zu einem Sprintwert von 3,7 Sekunden. Zum Vergleich: Der Mercedes SLS mit AMG-Achtzylinder braucht eine Zehntel mehr.
Im Performance-Modus stürmt der Tesla so vehement voran, dass man im Stop-and-go-Verkehr einen feinfühligen Gasfuß braucht, wenn man nicht als notorischer Kavalierstarter dastehen will. Als Höchstgeschwindigkeit sind übrigens bis zu 212 km/h möglich. Auch dann pfeift nur der Wind in den Ohren - vom Motor ist nichts zu hören. Andere Autofahrer gucken verdutzt und irritiert. Irgendetwas stimmt hier nicht, sagt ihr Blick und liefert einen weiteren Beweis dafür, dass die Elektromobilität in der Gedankenwelt der deutschen Autofahrer noch nicht angekommen ist.
Auch als Fahrer muss man sich immer wieder der Eigenheiten des Elektroautos bewusst werden. Zwar liegt die Reichweite beim Tesla mit einem vollen Akku bei maximal 340 Kilometern, doch verkürzt ein flotter Fahrstil den Aktionsradius erheblich. Jeder Sprint, das muss einem klar sein, verringert die Reichweite. Wenn man die Batterieanzeige im Eiltempo fallen sieht, erinnert man sich wieder an die Fragen zu Beginn der Testfahrt. Ja, bis jetzt hat es eine Menge Spaß gemacht. Doch ab sofort ist nur eines wichtig: Wo ist die nächste Ladesäule?
http://www.manager-magazin.de/lifestyle/auto/0,2828,765290,00.html ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber...
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