ChemieLanxess kämpft gegen den Dax-Abstieg
Anfang September entscheidet die Deutsche Börse alljährlich über die Zusammensetzung des Deutschen Aktienindex (Dax), der Eliteliga der börsennotierten Unternehmen. Möglich, dass dann der Chemiekonzern Lanxess nach nur einem Jahr Zugehörigkeit wieder ins zweite Glied zurücktreten muss. Entscheidend für den Dax-Verbleib sind die Kriterien Börsenwert und Börsenumsatz. Ende vergangener Woche hieß es vom Finanzdienstleister Close Brothers Seydler , dass Lanxess bei den Kriterien noch schlechter dastehe als der gleichfalls abstiegsbedrohte Rohstoffkonzern K+S.
Seither hat der Börsenwert von Lanxess weiter gelitten: Am heutigen Dienstag sackte die Aktie um fünf Prozent ab. Zuvor hatte Konzernchef Axel Heitmann bekanntgegeben, dass sich die Gewinnprognose für 2014 nicht halten lässt und im zweiten Quartal 2013 nur ein Mini-Gewinn von neun Millionen Euro angefallen ist. Die Chemiekonjunktur läuft nicht – und Besserung ist auch nicht in Sicht. Für das laufende Jahr stellt Heitmann einen bereinigten operativen Gewinn von 700 bis 800 Millionen Euro in Aussicht – nach 1,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Auch China schwächelt
Der Quartalsumsatz ging um zwölf Prozent zurück. Überdurchschnittlich sackten die Erlöse in den Schwellenländern China und Brasilien ab. Im Großraum China reduzierte sich der Umsatz um 21 Prozent. Dabei hatte Asien-Fan Heitmann auf das Reich der Mitte gesetzt und bisher auch gut davon profitiert. Eine Milliarde Euro – oder gut elf Prozent seines Umsatzes investiert Lanxess in China. Das ist, prozentual gesehen, mehr als bei Daimler, Bayer, BASF oder Siemens. Doch auch in China sind die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei. Heitmann musste einräumen, dass die asiatischen Kunden nun erst einmal ihre Lagervorräte abbauen, ehe sie überhaupt daran denken, neue Chemie-Erzeugnisse zu kaufen. Ähnlich verläuft die Entwicklung in Brasilien: Dort ging der Lanxess-Umsatz um 17 Prozent zurück.
Nachteilig wirkte sich auch aus, dass Lanxess mit seinen Kautschukprodukten, die in Reifen, Dichtungen und Schläuchen zum Einsatz kommen, stark von der ebenfalls gebeutelten Pkw-Branche abhängt. Etwa 40 Prozent seiner Konzernumsätze macht Lanxess mit der Auto- und Reifenindustrie. Der Umsatz mit der Autobranche liegt etwa bei der BASF wesentlich niedriger, bei etwa 20 Prozent. Gut lief dagegen das Geschäft mit den Agrarchemikalien – in der Landwirtschaft scheint noch Geld vorhanden zu sein.
Nach den durchwachsenen Zahlen hat Heitmann jetzt angekündigt, die Strategie zu überprüfen. Dazu will er, wie es scheint, jeden Stein im Unternehmen umdrehen. Heitmann nennt „kurzfristige und nachhaltige Kostenentlastungen, weitere Effizienzsteigerungen sowie strukturelle Veränderungen.“ Letzteres dürfte auch den Verkauf von Unternehmensteilen einschließen. Insgesamt beschäftigt Lanxess 17500 Mitarbeiter. Die Ergebnisse der Überlegungen will Lanxess Mitte September vorstellen. Dann wird auch Klarheit darüber bestehen, ob Lanxess im Dax verbleibt oder nicht.
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