ANATOLIEN-PORTAL Was spricht gegen ein Depot in Russland 24/9/20230 kurze Zusammenfassung und keine wissenschaftliche Arbeit. Übertragung der ADR nach Russland Eine Depoteröffnung in Russland birgt viele Risiken. Die wichtigsten sind das Übertragungs-, Wandlungs-, Verwahr- Realisations- und Rechtsrisiko. Vielleicht hat man aufgrund der Ausnahmegenehmigung das Glück die ADR zu übertragen. Nur wer soll die ADR in Russland wandeln. Sofern man ADR von Fremdverwahrstellen in seinem Depot hat kann es zu erheblichen Schwierigkeiten kommen wenn der Hauptverwahrer nicht mitspielt. Die Raiffeisen Russia soll da völlig unkooperativ sein. Depotführung in Russland Die Depoteröffnung ist wahrscheinlich kostenlos. Der russische Broker wird aber irgendwann Gebühren erheben. Dabei wird es keine Rolle spielen ob ADR oder Aktien. Letztlich werden sich die Gebühren nach einem Vermögenswert bemessen. Dividenden + Verlusttopf Dividenden Selbst wenn man das Glück hat und die Aktien tauschen konnte und sogar Dividenden erhält. Ich habe einmal ganz grob folgendes durchgerechnet. 1000 Euro Bruttodividende - 15 % = 150 Euro Steuer in Russland, dann noch mindestens 25% Abschlagsteuer in Deutschland nochmals 250 Euro = ergibt dann eine Nettodividende von 600 Euro. Und jetzt kommt das ganz dicke Ende hinterher an das keiner denkt. Wenn die Vermögen Russland verlassen (siehe bei Rückkauf Magnit und evtl. Lukoil) werden noch 50% Abschlag und 10 % Sondersteuer abgezogen. Die Nettodividende ist letztlich auch nur ein Vermögenswert, der nach Deutschland transferiert wird und diesen Abschlägen (Stand September 2023) unterliegt. Dann macht sich folgende Rechnung auf 1000 Euro Bruttodividende - 15 % (150 Euro russische Steuer) = 850 Euro Nettodividende in Russland davon 50 % Abschlag und 10 % Sondersteuer = - 510 Euro verbleiben 340 Euro, die noch nach Deutschland überführt werden. Dann kommt noch die deutsche 25% Abschlagsteuer auf die Bruttodividende also nochmals 250 Euro. Verbleiben letztlich 90 Euro von 1.000 Euro. Lohnt sich das wegen der Dividenden???? Ich glaube kaum. Verlusttopf hier dürfte bei einer Wandlung von ADR in Aktien keine Zuweisung erfolgen, da keine Realisation von Aktienverlusten stattgefunden hat. siehe hierzu auch: Der Privatanleger muss seine Erträge aus dem Auslandsdepot in der Einkommensteuererklärung angeben. Verkaufszeitpunkt: Ein ganz wichtiger Faktor ist ein möglicher Verkaufszeitpunkt der gewandelten Aktien. Die Raiffeisenbank Russia verlangt eine Erklärung über einen baldmöglichen Verkauf sofern ein Handel wieder möglich ist. Ebenso argumentiert die Deutsche Bundesbank auf telefonische Anfrage. Wenn ich ohnehin verkaufen muss, wenn ein Handel für Anleger aus unfreundlichen Staaten wieder eröffnet wird, dann kann ich auch die ADR behalten und auf einen Verkauf des ADR-Ausgebers warten. Die ADR-Ausgeber sind auch daran gehalten in einem geordneten Markt in einem angemessenen Zeitraum zu verkaufen. Realisationsrisiko Als Depotinhaber laufe ich Gefahr auf immer und ewig meine Vermögen in Russland verwahren zu müssen soweit der russische Staat eine Entsperrung der Konten Typ C nur bedingt zulässt oder die Wiederanlage von Verkaufserlösen in russische Aktien (Rubel) fordert. Dieses Risiko ist auch nicht bei den ADR-Inhabern auszuschließen. Hier haben vielleicht die ADR-Ausgeber (JPMorgan, Citi, BNYMellon, Deutsche Bank) die ADR in Aktien zu wandeln und diese zu realisieren und die Verkaufserlöse an die Anleger im Westen auszuzahlen. Rechtsrisiko Als Depotinhaber und Einzelaktionär trage ich künftige Rechtsrisiken gegenüber dem Russischen Staat (Kontosperren, Teilenteignung, Enteignung, Geldtransfer, Steuern) allein. Der ADR-Inhaber, der nicht wandelt, hat ggf. immer noch den ADR-Ausgeber im Hintergrund. Fazit: Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten macht es wahrscheinlich keinen Sinn ein Konto/Depot in Russland zu eröffnen um die ADR dorthin zu transferieren. Weder ein Umtausch der ADR, sofern ein Fremdverwahrer die Hauptverwahrstelle ist, kann garantiert werden. Die Dividendenchance ist meines Erachtens kein nennenswerter Vorteil um ein Depot zu unterhalten. Vor allem die immensen Gebühren für die Eröffnung von Depots durch Rechtsanwälte und Broker sollten den Anleger abschrecken. Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der ADR-Depot-Problematik und spiegelt ausschießlich die Meinung des Autors wieder. Dieser Artikel ist keine Handels-, Anlage- oder Steuerempfehlung und ohne Obligo. Verfasser: Autor
|