Bundesligarechte Der Alleingang Von Marcus Theurer
11. Februar 2006 Nächsten Mittwoch geht bei Premiere wieder einmal der Chef persönlich auf Sendung. Per Telefonkonferenz präsentiert Vorstandschef Georg Kofler Journalisten und Analysten die Geschäftszahlen des angeschlagenen Münchner Bezahlfernsehsenders für das vergangene Jahr.
Der Fernsehmanager wird wie immer vor Selbstbewußtsein strotzen, aber am Ende der Kofler-Show wird aller Voraussicht nach die drängendste Frage offenbleiben: Bleibt Premiere bei der Live-Übertragung der Fußball-Bundesliga von der kommenden Saison an doch noch am Ball? Für Premiere, deren Kunden mehrheitlich Sportprogramme haben wollen, ist das eine existenzielle Frage (siehe Grafik).
Die Hängepartie geht weiter: Seit dem 21. Dezember, dem Tag, als der Kölner Kabelnetzbetreiber Unity Media mit seiner Sportrechteagentur Arena Kofler überraschend die Bundesliga-Rechte abgejagt hat, haben sich die Nebel noch nicht gelichtet. Arena spielt mit hohem Einsatz. Das Unternehmen muß für das Rechtepaket in den nächsten drei Jahren geschätzte 750 Millionen Euro an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) überweisen.
„Warum sollen wir die Konkurrenz stärken?”
Zwei Optionen hat Arena: Die Sportrechteagentur kann versuchen, bis zum ersten Spieltag im August eine eigene Bezahlfernsehplattform in Konkurrenz zu Premiere aus dem Boden zu stampfen. Aus dem bisherigen reinen Netzbetreiber Unity würde damit ein Fernsehunternehmen. Doch diese Option wäre wegen des großen Zeitdrucks, vieler offener Fragen und weiterer Kosten im vermutlich dreistelligen Millionenbereich ein großes Wagnis. Bliebe Variante zwei: Arena verkauft die Bundesliga-Lizenzen ganz oder teilweise an Premiere weiter. „Warum sollen wir mit den Rechten die Konkurrenz stärken?” heißt es dazu bei Arena nur.
Bisher erweckt Arena den Eindruck, den Alleingang wagen zu wollen. Schon in den kommenden Wochen werde das Unternehmen voraussichtlich einen Produktionschef für das Bundesliga-Programm berufen, heißt es im Arena-Umfeld. Als Favorit gilt Dejan Jocic, 33 Jahre, der im Dezember als Senderchef von Pro Sieben entlassen worden ist. Auch die Verhandlungen mit dem Satellitenbetreiber Astra über einen Vertrag zur Übertragung der Programme seien weit gediehen.
Arena spielt auf Angriff, denn eine von Premiere in dieser Woche unterbreitete Offerte zur Kooperation stößt bei der Sportrechteagentur bisher auf wenig Interesse. Bei Premiere gibt es offenbar Überlegungen, von Arena die Rechte für die Satellitenübertragung zu erwerben. Rund ein Drittel der deutschen Haushalte empfängt Fernsehen via Satellitenschüssel, die Mehrheit dagegen über Kabel.
„Beide würden davon profitieren”
Bislang ist freilich unklar, ob die zur Schau gestellte Entschlossenheit von Arena mehr ist als Verhandlungstaktik, um Zugeständnisse von Premiere in den Gesprächen um die Sublizenzierung der Rechte zu erzwingen. Nick Bertolotti, Medienanalyst der Schweizer Bank Credit Suisse, hält eine Kooperation für wahrscheinlich. „Beide würden davon profitieren”, argumentiert Bertolotti.
Daß die renditebewußten Finanzinvestoren, die hinter Arena stehen, das Risiko eines Alleingangs eingehen, bezweifelt er dagegen. Schon heute haben die Investoren Unity Schulden von rund 2Milliarden Euro aufgeladen, wenngleich die stark kreditlastige Finanzierung in der Investorenbranche durchaus üblich ist. Der Druck auf das Arena-Management ist jedenfalls groß: Nach den derzeitigen Planungen solle das Fußball-Abenteuer bereits im dritten Jahr erstmals Profit abwerfen, heißt es im Unternehmensumfeld.
Ohne eine Kooperation mit Premiere hat Arena in den kommenden Monaten noch viele Hürden vor sich. Denn mit seinen eigenen Kabelnetzen erreicht Eigentümer Unity weniger als 6 Millionen der mehr als 30 Millionen deutschen Fernsehhaushalte. Der Bundesliga hat Arena aber zugesagt, daß mindestens 40 Prozent der Fernsehhaushalte die Live-Spiele empfangen können. Arena muß deshalb sein Programm auch in die Netze der anderen großen Kabelbetreiber bringen. Doch in den Verhandlungen mit dem Marktführer Kabel Deutschland (KDG) ist nach Informationen aus Unternehmenskreisen eine rasche Einigung nicht in Sicht.
Teuer und schwierig
Teuer und schwierig könnte außerdem für Arena die Nutzung der technischen Infrastruktur für das Digitalfernsehen werden. Wer in Deutschland Bezahlfernsehen machen will, kommt kaum an einer Zusammenarbeit mit dem Münchner Astra-Übertragungszentrum vorbei. Der Satellitenkonzern hat dieses 2004 von Premiere gekauft, doch kassiert Koflers Unternehmen weiter mit, wenn andere Programmanbieter die Sendetechnik für die Übertragung nutzen wollen.
Arena müßte voraussichtlich Premiere mit 5 Prozent an seinen Bezahlfernsehumsätzen beteiligen und außerdem für jeden Abonnenten eine fixe Monatsgebühr entrichten, über deren Höhe es freilich unterschiedliche Angaben gibt. Auf Basis einer angenommenen Abonnentenzahl von einer Million Kunden könnte gleichwohl ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag zusammenkommen, den Arena jedes Jahr an Premiere überweisen müßte. Außerdem braucht Arena von den Medienaufsichtsbehörden rasch eine Fernsehlizenz. Andernfalls, darauf pocht Kofler, könne Premiere laut Vertrag die Nutzung des Sendezentrums untersagen.
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