Ich kann recht viele deiner Ausführungen in der Post #1495 sehr gut nachvollziehen und die sind auch grundsätzlich alle ok. Man kann immer so oder so interpretieren. Ganz klar. Endlich geht auch einer mal in die Tiefe und redet nicht alles schön, so wie 95% der Ariva-Poster. Was ich bei dir aber vermisse ist dann doch die grottenschlecht Bilanz und hier muss bei Conergy etwas passieren. Eine Eigenkapitalquote von um die 20% und ein Eigenkapital von gerade mal noch 120 Mio. € sind absolut inakzeptabel, gerade weil die PV-Branche sich einem sehr harten Marktbereinigungsprozess befindet.
Bei einem Punkt muss du aber dann doch differenzieren, denn dein Satz "das Ergebnis im Q4 lag mit 1,8 Mio im Plus (es war auch das erste Quartal wo die Fabrik in Frankfurt Oder ausgelastet war und somit profitabel war) OHNE den Einfluß der Rückstellungen" ist so nicht ganz korrekt. Dein erwähntes Ergebnis von + 1,8 Mio. € ist aber nur das EBITA !!! Somit betrug der operative Verlust (EBIT) in Q4 4,5 Mio. € (rd. 6 Mio. € normale Abschreibungen auf das Anlagevermögen) und der Nettoverlust rd. 9,5 Mio. € (Zinsaufwendungen in Q4 ca. 5 Mio.€). Somit hat Conergy trotz exzellenten Rahmenbedingungen (Vollauslastung Werk Frankfurt, große Solarparkverkäufe) in Q4 nach wie vor, wie schon auch in den vorangegangen 11 Quartalen, wieder Eigenkapital aufgezehrt. Genau deshalb gehe ich in Q1 weiterhin von einem recht hohen Nettoverlust nahe des zweistelligen Mio.-Bereichs aus. Zumal die Modulpreise nach Angaben von Solarworld-Chef Asbeck im Q1 2010 um 10% gefallen sind. Q2 dürfte aufgrund der enormen Nachfrage und dem ungeheuerlichen PV-Run in Deutschland die Modulpreise recht stabil bleiben. Außerdem dürfte die Chinesen aufgrund des erstarkten US-Dollars nicht ganz so preisaggressiv in den nächsten Monaten auftreten. Somit sollte das Q2 dann besser ausfallen. Vielleicht sogar positive Zahlen auf Basis des Nettoergebnis. Ausschließen würde ich das nicht. Was dann in Q3 passieren wird, ist eigentlich so gut wie nicht vorauszusagen. Zunächst werden wohl die leergefegten Läger frisch aufgebaut werden und was dann erst mal nicht zu einem Nachfrageeinbruch im Juli führen sollte. Dann ist Urlaubszeit und dann wird sich entscheiden wie es weiter geht.
Übrigens blackfrog, gehe mal fest davon aus, dass die Banken jeden Monat detailliert über das Conergy-Geschäft informiert sind. Die müssen nicht so wie du und ich erst auf das offizielle Q-Ergebnis warten. Die Banken wissen das Q1-Ergebnis längst. Deshalb ist das ganz sicher kein Grund warum sich die Refinanzierung der Kredite so lange hinzieht. wie du es angedeutet hast. Conergy muss wohl jeden Monat einen Finanzreport an die kreditgebenden Banken schicken. Gehe mal davon aus blackfrog, dass die Banken bestens informiert sind was bei Conergy läuft.
Prinzipiell sehe ich aber bei Conergy wegen der doch geringen Fertigungskapazität von jährlich höchstens 250 MW (alleine die Nr.5 in China Canadian Solar hat in Q1 180 MW ausgeliefert !!) nicht das Problem der Fertigungsauslastung, sondern der Gewinn bzw. Verlust entscheidet sich über den Preis bzw. den niedrigsten Produktionskosten. Und hier kann Conergy wegen der geringen Größen nicht groß punkten. Die hohen Skaleneffekte (Produktion, Einkauf, Vertrieb) wie es die großen der Branche haben, sind ganz einfach bei Conergy nicht vorhanden. Auch bei der Forschung und Entwicklung kann Conergy ganz bestimmt nicht mit den PV-Branchengrößen wie Suntech, Yingli oder Solarworld personell wie auch finanziell mithalten.
Sicherlich ist Conergy wie andere PV-Unternehmen auch (z.B. Solon, Bosch Solar oder Solarfabrik) breit aufgestellt mit Wafersägerei, Zellen- und Modulproduktion, Wechselrichter oder Gestellsysteme. Das war ganz bestimmt die richtige Strategie von Conergy ohne Frage, aber man muss auch ganz klar feststellen, dass Conergy Monat zu Monat erhebliche Marktanteile verliert, da Conergy wegen nicht vorhandenen Cash nicht weiter wachsen kann. Conergy hält doch mittlerweile nicht einmal mehr 5% der Marktanteile in Deutschland. Vor zwei Jahren waren es immerhin noch um die 30%. Das zeigt dann schon wie schnell Conergy in die Bedeutungslosigkeit verschwunden ist. Das Schlimme daran für Conergy ist, dass der Prozess rasant schnell weiter gehen wird. Der PV-Zug für Conergy ist schon längst abgefahren und den kann Conergy auch nicht mehr einholen, da Conergy, wie das geringe Eigenkapital von gerade mal um die 120 Mio. € schonungslos offenbart, so gut wie über keine Substanz verfügt.
Ich persönlich glaube nicht, dass Conergy alleine aufgrund des mickrigen Eigenkapitals, der mittlerweile geringen Unternehmensgröße und des scharfen PV-Marktbereinigungsprozess den Tun Around nachhaltig schaffen kann. Wenn ich mir die komplette PV-Branche anschaue und analysiere, dann ist für mich das so gut wie unmöglich.
Mal sehen, vielleicht machen die Banken Druck auf den Ammer, der ist ja sicherlich nicht ganz unschuldig an dem ganzen Conergy-Desaster, denn er war ja schließlich Aufsichtsratchef und hat die Fehlentwicklungen bei Conergy mitzuverantworten), dass Conergy vielleicht sogar mit einem anderen PV-Unternehmen fusionieren muss. Bei Solon beispielweise steht die Unternehmensfinanzierung auch noch aus und das trotz staatlicher Bürgschaft. Darüber hinaus ist bei Solon davon auszugehen, dass es sich sehr wahrscheinlich um fast die identischen Banken handelt, die Solon und Conergy Kredite gegeben haben. Beide Unternehmen brauchen dringend Eigenkapital und mit einer eventuellen Fusion könnten dann Solon und Conergy zusammen am Kapitalmarkt frisches Eigenkapital einsammeln. Alleine würden wohl Conergy wie auch Solon an kein frisches Geld ran kommen. Auch die Unternehmensgröße von Solon und Conergy zusammen (rd. 1 Mrd. € Umsatz und rd. 650 MW Modulfertigungskapazität) wäre dann wohl wettbewerbsfähig. Ist natürlich alles reine Spekulation. Es würden auch nicht börsennotierte PV-Unternehmen in Betracht kommen, aber über die hat man naturgemäß keine Informationen.
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