M.E. übertreibst du maßlos.
"Das Problem ist die Pervertierung davon, dass nämlich die Anwender zum Produkt degradiert, und vermarktet werden. Man stiehlt ihre Daten, macht sie transparent, und dann wird ihnen das gezeigt, wofür jemand am meisten zahlt - und nicht alle Peodukte, und der Anwender entscheidet."
==> So geht der Deal eben: Daten gegen kostenlose Services. Jeder kennt die Spielregeln, niemand wird dazu gezwungen. Die Daten werden nicht "gestohlen", sondern vom Anwender "gegeben". Wenn auch vielen nicht ganz klar sein dürfte, wie viel sie tatsächlich hergeben. Das dürfte in vielen anderen Kontexten aber ähnlich sein: Forumsbeiträge, Oktoberfestbesäufnis, ..., bis hin zur Steuererklärung (kleiner Scherz).
"Kurz: ich finde Werbung gut, solange um meine Aufmerksamkeit geworben wird. Aber wenn man mein Privatleben durchleuchtet, um mich gezielt ausquetschen zu können, dann ist das, sorry, WernerGg, Mist."
==> Das kann man auch sehr viel positiver sehen. Mir ist jedenfalls personalisierte Werbung eher sympathischer als sinnlose Lidl-Angebote im Briefkasten oder Tampon-Werbung im Fernsehen.
"Früher wurde Werbung päsentiert - teils auftringlich, wenn die Plakate zu groß waren, oder wenn es im TV zu viele Werbepausen gab. Heute wird man davon belästigt, wird ständig angesprungen, wird einem die ins Gesichtsfeld gespuckt - und man wird von ihr verfolgt."
==> Das ist auch aus meiner Sicht richtig. Websites, die endlos lange laden, und wo man den Inhalt zwischen der Werbung nicht mehr findet. Popups. Automatisch anlaufende Videos, die einen jedes mal zu Tode erschrecken. Newsletter-Registrierungs-Aufforderung oder gar -Zwang.
Das sind alles Perversionen.
Mir ist nicht klar, warum die Werbe-Deppen denken, dass sie damit Freunde für ihre Produkte schaffen. Das glatte Gegenteil ist der Fall. Das ist so ähnlich wie die bis vor ein paar Jahren übliche Praxis, Werbung im Fernsehen gefühlt doppelt so laut wie die Inhalte abzuspielen. Ohne permanente Fernbedienungsbereitschaft konnte man gar nicht mehr Fernsehen.
Übrigens benütze ich zähneknirschend trotzdem keine Ad-Blocker, Private-Modes oder gar Tor-Browser. Weil mir klar ist, dass die das ganze Geschäftskonzept des Internets sprengen.
"Und das haben wir Googles aufdringlichem und teils obszönem Geschäftskonzept zu verdanken: private Daten saugen, und den Anwender als Milchkuh degradieren."
Nein, das haben wir ganz bestimmt nicht Google zu verdanken. Besagte Perversionen aufdringlicher Werbung gibt es bei Google gar nicht. Das machen ganz andere saudumme Werbe-Fuzzis. Vor allem übrigens und zunehmend auf den x Sites, die man täglich als Anleger ansehen muss.
An Googles Geschäftskonzept ist definitiv nichts "aufdringlich". Aber vieles enorm praktisch. Deshalb machen das die Benutzer freiwillig. Dass man es auf einer philosophischen Ebene anrüchig sehen kann, Menschen nach ihren Vorlieben zu kategorisieren, ist klar. Andererseits ist das derart normal, dass es eigentlich nicht groß stört. Es als "obszön" zu bezeichnen, erscheint mir maßlos überzogen.
Nehmen wir Amazon als anderes Beispiel. Die durchleuchten meine Kaufvorlieben natürlich auch und schlagen mir ihrer Meinung nach passende Produkte vor. Da sie das machen, ohne aufdringlich zu sein, ist mir das entweder wurscht oder willkommen. Oder die Funktion "Andere Käufer dieses Produkts kauften auch ...": Sehr praktisch.
Oder nehmen wir das andere, mir sympatische Modell, nämlich Apple. Dort bezahlt man einfach über die Hardware-Preise und gegebenenfalls zusätzliche Gebühren für Abos aller Art. Finde ich ok: Services gegen Geld. Allerdings gebe ich auch dort meine Daten ab. Ich glaube mal, dass mich Apple weniger als Google, Amazon oder Facebook ausforscht.
"Die rote Linie wurde kängst überschritten: ich kaufe grne Milch für die geworben wird, aber ich bin ungern die Milchkuh der man den Fraß vorwirft."
==> Hihi. Warum denn nicht? Was hast du gegen kostenloses Essen? Ich glaube, du wolltest sagen: "Ich bin ungern das Mastschwein, das dem Markt zum Fraß vorgeworfen wird" :-)
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Unter dem Strich ist für mich das ganze Thema die Konsequenz aus der Kostenlos-Denke des Internets, die ich schon immer falsch fand. Wie soll denn z.B. eine Online-Zeitungsredaktion oder ein Finanzdienstleister wie Ariva oder Onvista vernünftig arbeiten können ohne Erträge? Sie haben gar keine Chance außer Werbung. Mir wäre lieber, man würde auch auf dem Internet für alle Services bezahlen, und die Anbieter könnten vernünftig arbeiten und ihre Mitarbeiter anständig bezahlen. So wie im richtigen Leben. Da bin ich aber wohl eher eine Ausnahme.
Background, der gerade passt:
S.P.O.N. - Die Mensch-Maschine: Adblocker sind nur das Symptom
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/...blem-sascha-lobo-a-1092828.html
"Sascha Lobo hat eine Hassliebe zur Onlinewerbung - und kann Internetnutzer verstehen, die sich an Onlineanzeigen stören. Deshalb hofft er auf mehr Experimente mit Klub- und Bezahlmodellen."
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