Man könnte annehmen, dass das von der Biden-Admin. angestrebte "Utility-Modell" (Fannie und Freddie als Einrichtung ähnlich Stromversorger) eine Form der ewigen Knechtschaft werden könnte.
Vorteile für die Regierung:
- formal bleiben FnF privat, so dass die 6 Billionen Hypotheken nicht in der US-Staatsverschuldung ausgewiesen werden müssen.
- faktisch sind die Altaktionäre praktisch rechtlos - unter der Fuchtel der FHFA - und erhalten weiterhin keine Dividenden, solange die Zwangsverwaltung fortbesteht.
- Der NWS bleibt gemäß Scotus bestehen. Wenn FnF durch Gewinneinbehalt genügend Eigenkapital aufgebaut haben, kann der NWS (in einigen Jahren) im Prinzip fortgesetzt werden. Der NWS wurde bislang ja nur pausiert, nicht aufgehoben. Freilich wird es dann schwer, die Zwangsverwaltung weiter zu rechtfertigen.
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ABER:
Nachteile für die Regierung:
- in der nächsten Housingkrise ist der Steuerzahler bzw. Yellen voll dran, weil FnF zurzeit kaum Eigenkapital haben. Es gibt keinen nennenswerten privaten Kapitalpuffer mehr.
- die Warrants, die die Regierung als "Wert" (13 Mrd.) in der Bilanz angesetzt hat, bringen ihr nichts, solange die Zwangsverwaltung fortbesteht. Um aus den Warrants Geld für Förderprogramme (siehe Brookings-Institution) zu machen, ist a) ihre Ausübung, b) die Kapitalerhöhung und c) die Freilassung von FnF Voraussetzung. Dies ist praktisch nur alles gleichzeitig durchführbar - und sollte mit einem großangelegten Vergleich der Regierung mit sämtlichen Klägern einhergehen.
- aktuell hat die Biden-Admin lediglich politische Vorteile. Der oder die neue FHFA-Direktor(in) - Susan Wachter ist im Gespräch - dürfte (im Gegensatz zu Calabria) Rahmenbedingungen schaffen, die dafür sorgen, dass FnF mehr Verträge aus dem US-Hypothekenkuchen erhalten. Das entspricht exakt den Prämissen der Demokraten. Es bedeutet zugleich, dass der Anteil der Privatbanken an diesem Kuchen sinkt. (Calabria wollte das Gegenteil.)
- die Regierung hat aber mittelfristig keine Geldvorteile aus dem NWS mehr. Bereits seit 2019 ist dieser ausgesetzt, so dass FnF durch Gewinneinbehalt ihr EK aufstocken können. Der/die neue FHFA-DirektorIn dürfte die EK-Regeln etwas mildern, so dass z. B. nur noch 150 Mrd. EK nötig sind (statt Calabrias 240 Mrd.). Aber auch dann würden noch schätzungsweise 7 Jahre Knechtschaft ins Land gehen. Außerdem müssten mit steigendem Geschäftsvolumen die EK-Erfordernisse erhöht werden. Sie sind ja keine feste Größe, sondern im Fluss, d.h. ein fester Prozentsatz (ca. 2 bis 3 %) der ausstehenden MBS-Voumen (aktuell 6 Billionen). Es gibt Stimmen (darunter die Calabrias), dass die Twins durch bloßen Gewinneinbehalt (ohne KE) praktisch niemals aus der Zwangsverwaltung herauskommen können.
- Die Regierung kann ihre Warrants nur bis 2028 ausüben, danach erlöschen sie. Wenn das EK bis dahin nicht Sollwert hat, wird es schwierig.
- Ich glaube kaum, dass die FHFA unter ihrer/m neuen DirektorIn politisch eine 180 Grad-Wende bezgl. Freilassung vollziehen wird. Sie wird zumindest der Form nach weiterhin darauf hin arbeiten, die Twins irgendwann aus der Zwangsverwaltung zu entlassen. In dem Dez-Papier, dass Susan Wachter und andere veröffentlicht haben, ist ebenfalls von einer Kapitalerhöhung die Rede. Die Kapitalerhöhung ist daher keine Calabria-Spezialität. Die "Utility-Lösung" sieht gemäß Wachter-Papier - wie ich es verstanden habe - sogar vor, dass zuvor das erforderliche EK über die KE reinkommt.
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Politische Kungeleien zwischen Regierung und Scotus
Ziemlich sicher gab es zig Absprachen dieser Art. Allein schon, dass T. Pagliara allen Richtern sein Buch "Another Big Lie" zugeschickt hatte, wirkte womöglich provozierend. Es ist ja allgemein bekannt, dass TP als Hedgefondsmanager dicke Windfall-Profite machen wollte. Vielleicht haben die Scotus-Richter deshalb mit 9 zu 0 die NWS-Löschung abgelehnt.
Scotus hat den Collins-Klägern allerdings in der Verfassungsklage zugestimmt und auch Schadenersatzforderungen vor dem unteren Gericht möglich gemacht. Allerdings müssten die Kläger dazu nachweisen, dass der FHFA-Direktor 2012 ff. Entscheidungen getroffen hat, die - wenn er "entlassbar" gewesen wäre - zu seiner Entlassung geführt hätten. Das dürfe mMn kaum möglich sein, denn Obama wollte ja das Geld aus dem NWS.
Die für die Aktionäre nachteilige Scotus-Entscheidung könnte mMn einfach nur dazu gedient haben, die Kurse von Stammaktien und JPS deutlich zu drücken. Dies stärkt nämlich ungemein die Verhandlungsposition der Regierung bei einem (womöglich schon bald) anstehenden Vergleich mit den Klägern, der dann (wider Erwarten vieler) doch noch zur Freilassung und KE führt. Auch die Collins-Kläger könnten z. B. mit 33 % auf die JPS (statt den geforderten 100 %) geködert bzw. abgespeist werden, wenn Regierung und FHFA sich im Gegenzug bereiterklären, den NWS per Federstrich zu löschen, wozu sie gemäß HERA befugt sind.
FAZIT: Ewige Zwangsverwaltung ist zwar prinipiell möglich. Besser fährt die Regierung aber mMn, wenn sie die Tiefkurse und die psychologisch desolate Lage dafür nutzt, demnächst einen für sie vorteilhaften Vergleich mit den Klägern auszuhandeln. Der neue EK-Puffer, die über die KE reinkäme, würde die Regierung zugleich davor schützen, in der nächsten Housing-Krise erneut zum Zahlmeister zu werden.
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