Präsidentenwahl in Senegal geht offenbar in zweite Runde
85-jähriger Amtsinhaber Abdoulaye Wade muss sich Stichwahl stellen
Eine dritte Amtszeit ist für den senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade nicht so leicht zu erreichen, wie er sich das vorgestellt hatte. Nach schweren Protesten im Vorfeld, liegt er nach Auszählung von rund 60 Prozent der Stimmen nur wenig vor seinem Herausforderer Macky Sall. Eine Stichwahl zeichnet sich ab.
(sda/afp) Bei der Präsidentschaftswahl im Senegal zeichnet sich nach Angaben der Opposition eine Stichwahl ab. «Die Zahlen, über die wir verfügen, zeigen, dass ein zweiter Wahlgang unvermeidbar ist», teilte Macky Sall mit, der als einer der stärksten Konkurrenten von Amtsinhaber Abdoulaye Wade gilt.
Bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag kandidierte der 85-jährige Amtsinhaber Wade gegen 13 oppositionelle Konkurrenten für eine dritte Amtszeit. Im Vorfeld hatte es massive Proteste gegen ihn gegeben. Nach Ansicht der Opposition darf Wade sich gemäss der Verfassung nicht um eine dritte Amtszeit bewerben. Wade selbst hält seine Kandidatur für rechtmässig. Auch das Verfassungsgericht des Landes wies Ende Januar Einsprüche gegen die erneute Kandidatur als «unbegründet» zurück. Opposition optimistisch
Ex-Regierungschef Sall gab sich einen Tag nach der ersten Wahlrunde optimistisch. «Wir haben die grössten Wahlkreise des Landes gewonnen», hiess es in der Mitteilung auf seiner Internetseite. Darunter seien auch die vier Wahlbezirke in der Region der Hauptstadt Dakar.
Einer seiner Mitarbeiter hatte zuvor erklärt, Sall liefere sich mit Wade ein «Kopf-an-Kopf-Rennen». Wades Stimmanteil lag demnach zwischen 34 und 36 Prozent, Salls zwischen 32 und 34 Prozent.
Auch das Wahlkampfteam des ehemaligen Ministerpräsidenten Moustapha Niasse ging von einem zweiten Wahlgang aus. Nach Angaben eines seiner Mitarbeiter lag Präsident Wade nach der Auszählung von 60 Prozent der Stimmen bei rund 30 Prozent. Auf Sall entfielen demnach etwa 26 Prozent und auf Niasse 20 Prozent.
Wades Lager blieb zurückhaltend. Es könne noch nicht gesagt werden, ob es einen zweiten Wahlgang geben werde, sagte einer seiner Mitarbeiter. Wade verliert im eigenen Wahlbezirk
Wie die staatliche Nachrichtenagentur APS am Sonntagabend berichtete, verlor Wade in seinem eigenen Wahlbezirk in Dakar gegen seinen Konkurrenten Niasse. Bei der Stimmabgabe wurde Wade von anderen Wählern ausgebuht.
Der Präsident hatte sich überzeugt gezeigt, die Wahl bereits im ersten Durchgang zu gewinnen. Doch auch die örtliche Presse meldete die Möglichkeit eines zweiten Durchgangs.
«Wades Welt bricht zusammen, Macky ergattert eine zweite Runde», titelte die Zeitung «L'Observateur». Der Soziologe Hadiya Tandian aus Dakar sagte der Nachrichtenagentur AFP, in einem zweiten Wahlgang habe Wade voraussichtlich keine Chance.
Die Wahlkommission kündigte die Bekanntgabe erster offizieller Ergebnisse auf regionaler Ebene für Dienstag an. Am Freitag soll dann das landesweite Resultat feststehen.
Laut ersten Schätzungen lag die Wahlbeteiligung bei rund 60 Prozent. Insgesamt sei der Urnengang ruhig und geordnet verlaufen, sagte der Leiter der Wahlkommission, Doudou Ndir. Nur vereinzelt habe es «Irritationen» und «Probleme» gegeben.
Zwischenfälle
Der Chef der Wahlkommission sprach zudem von einem «Angriff auf einen Lastwagen mit Wahlunterlagen», ohne näher darauf einzugehen. Nach früheren Angaben aus Sicherheitskreisen war das Fahrzeug in der südsenegalesischen Unruheregion Casamance von mutmasslichen Unabhängigkeitskämpfern überfallen worden.
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