Der Kraftwerksbauer Solar Millennium braucht Investoren
München - Der Solarkraftwerks-Hersteller Solar-Millennium zieht die Konsequenzen aus der Verzögerung von Großprojekten und macht sich auf die Suche nach schlagkräftigen Investoren. 'Die Gruppe ist derzeit zu klein für die sich bietenden Chancen', sagte der neue Firmenchef Christoph Wolff bei Vorlage der Unternehmensbilanz am Donnerstag in München. Eine Mehrheitsübernahme schloss er aus.
ANZEIGE Bekannt geworden ist die Firma aus Erlangen als Gründungsmitglied der Wüstenstrominitiative Desertec. Das vergleichsweise kleine mittelständische Unternehmen plant und baut Solarthermiekraftwerke, wie sie künftig in Nordafrika Strom auch für Europa produzieren sollen. In den USA will Solar Millennium mit erneuerbaren Energien bereits im laufenden Jahr in eine neue Größenordnung vorstoßen. Das Unternehmen will zur Jahresmitte den Bau des größten Solarkraftwerks der Welt starten. Das Kraftwerksprojekt in Blythe hat insgesamt die Kapazität von einem durchschnittlichen Atomkraftwerk, es kann den Strombedarf von 750 000 Haushalten decken. Die erste Hälfte des Projekts, für die Solar Millennium Investoren sucht, hat einen Umfang von insgesamt 2,8 Milliarden Dollar.
Die Firma hat bereits Europas erstes kommerzielles Solarkraftwerk in Spanien ans Netz gebracht. Ein weiteres auf der iberischen Halbinsel ist im Bau. Zudem hat das Unternehmen Chancen auf den Zuschlag für die Entwicklung des ersten Kraftwerks in Nordafrika im marokkanischen Ouarzazate. Wegen der aktuellen Unruhen erwartet Wolff, dessen Unternehmen auch in Ägypten aktiv ist, keine Beeinträchtigung. Die Projekte liefen weiter.
Allerdings liefen die Geschäfte zuletzt alles andere als strahlend. Der Gewinn von Solar Millennium war im vergangenen Geschäftsjahr von 52 Millionen Euro auf 700 000 Euro eingebrochen. Der Umsatz schrumpfte mit 73 Millionen Euro auf knapp die Hälfte des Vorjahresniveaus. Verzögerungen beim US-Kraftwerksprojekten und die Folgen des Ex-Chefs Utz-Claassen hatten das Unternehmen belastet.
Nun soll ein Investor an Bord kommen. Auf Projektebene gebe es bereits Gespräche, heißt es aus dem Unternehmen. Möglich sei auch der Einstieg eines Minderheitsaktionärs, so Firmenchef Wolff. Solar Millennium sei offen für Beteiligung von Investoren aus der Finanzbranche, aber auch von Technologieunternehmen. Auch Großkonzerne wie General Electric oder Siemens sind in angrenzenden Märkten aktiv. Spätestens im nächsten Jahr will das Unternehmen eine Entscheidung präsentieren.
Der spektakuläre Streit um Ex-Chef Utz Claassen geht derweil in eine neue Runde. Der frühere Top-Manager hatte das Unternehmen 2010 nach nur 74 Tagen abrupt verlassen. Neun Millionen Euro Antrittsgeld nahm Claassen mit. Das Unternehmen wolle sich die Prämie zurückholen, kündigte Vorstand Jan Withag an. 'Wenn nötig auch vor Gericht.' Darüber hinaus wolle Solar Millenium Schadenersatz von Claassen fordern.
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