haben wir immer nur die Geschäftstätigkeit der Post hier in Deutschland betrachtet.
Aber wie ist es eigentlich bei unseren Nachbarn in Europa ? Lassen die sich nicht auch in Zeiten der Pandemie die Waren nach Hause liefern oder machen nur wir Deutsche das so ? Bei uns geht das in Richtung der Verdoppelung des normalen Geschäftsvolumens; es würde mich wundern, wenn das in Italien, Spanien und Fracnkreich usw. anders wäre. Auch wenn die Post dort nicht so stark vertreten ist wie bei uns, so ist auch dort das Aufkommen und der Gewinn entsprechend genauso wie bei uns höher.
Allerdings werden wir das noch nicht an den Zahlen des ersten Quartals sehen, denn auch dort haben sich die Verhältnisse erst im April geändert. Sprechen wir von einem Jahresbedarf von 8 bis 12 Milliarden Atemmasken in Deutschland, so ist der Bedarf für das übrige Europa bei 3 bis 4 mal so hoch. Und dazu kommt zusätzlich die Reserve, die noch aufgebaut werden muss. Auch diese Lieferungen haben erst im April begonnen, die Produktion ist auch gerade erst gestartet und dieses Geschäftsaufkommen wird nicht nur dieses Jahr erhalten bleiben. Hier wird vor allem der Expressbereich der Post davon profitieren. Aber auch das erst ab dem zweiten Quartal.
Ich habe gerade in mehreren Berichten von der Lage in der Luftfracht gelesen, dass auch der Bereich der Luftpost massiv beeinträchtigt ist, weil die normalen Luftpostsendungen nicht über Cargo sondern über die Gepäckschiene der Passagierflieger mitgenommen werden, die aber jetzt zu 95% ausfallen, so dass die Postsäcke jetzt in der Luftfracht mitgenommen werden müssen. Eigentlich wäre das nicht so viel, aber hier macht es die Masse der Passagierflieger, die soviele Postsäcke mitnehmen, dass es für die viel geringere Anzahl der Frachtmaschinen eine große Anzahl an Postsäcken ist, die jetzt auch noch mitgenommen werden muss.
Wer jetzt damit rechnet, dass mit dem Abklingen der Pandemie auch ein sofortiger Rückfall auf frühere Sendungsvolumina verbunden ist, der wird kräftig überrascht sein. Noch steht nicht einmal fest, ob und in wie weit der Verbraucher seine neuen Angewohnheiten im Versandhandel beibehält oder wieder nur in die Läden zurückkehrt. In diesen ersten Tagen der Wiederöffnung der Verhältnisse waren nur sehr wenige Menschen unterwegs und die Sendungen haben nicht erkennbar nachgelassen. Ich gehe davon aus, dass es viele Menschen sein werden, die zumindest auf Wochen vorsichtig sein werden und nicht aus dem Haus gehen werden und statt dessen weiter liefern lassen werden. Eine echte Rückkehr zur Normalität wird es so bald nicht geben, weil dazu die Reisefreiheit und die auswärtige Übernachtung/Verköstigung gehört. Um das wieder aufzunehmen werden umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen durchzuführen sein, die entsprechende Mengen an Desinfektionsmittel benötigen. Egal wie oder wo, die müssen immer erst produziert und transportiert werden. Und jede Sprühflasche nimmt viel mehr Platz ein als eine Maske.
Für die Post sind das nicht nur ein paar Wochen, in denen der Paketboom so bleibt. Ich kenne keinen, der mit einem Ende der Pandemie im zweiten Quartal rechnet. Solange wird der Boom für die Post mindestens andauern. Danach auch nur langsam wieder nachlassen. Die Lieferungen der medizinischen Güter werden dagegen noch viel länger so weiter gehen. Und das wird dafür sogen, dass die Post das alte Niveau vor der Pandemie nicht mehr erreicht. Hier wird aus einem normalerweise regulärem Anstieg der Geschäftstätigkeit ein Volumensprung, der dauerhaft erhalten bleibt. Waren es vor der Pandemie ca. 5,2 Mio. Pakete in Deutschland pro Tag, so werden es danach alleine schon wegen der erwähnten Lieferung der medizinischen Güter mehr als eine Mio. Pakete pro Tag mehr sein. Das Verbraucherverhalten noch nicht eingerechnet.
Um daraus eine Prognose für das ganze Jahr anzustrellen, benötigt man noch einige zusätzliche Daten der gegenwärtigen Liefertätigkeit. Die Auswirkungen der Pandemie lassen sich dabei nur schwer hochrechnen.
Alles Gute
Der Chartlord
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