Im Vergleich mit vielen Anderen würde ich mich selbst als relativ vermögend bezeichnen, was ich in erster Linie als direkte Folge meines Konsumverhaltens betrachte (sparsamer Mensch mit relativ überschaubarem Konsum und möglichst langfristiger Nutzung der erworbenen Güter). Und ich wollte nicht "moralisch" daherkommen, sondern hatte eher den ethischen Aspekt von Investments im Sinne. Natürlich "kommt erst das Fressen und dann die Moral". Aber satt sind wir in D doch (fast) alle. Klar, dass es in erster Linie um meine Vermögenssteigerung (bzw. die "meines" Fonds) geht (natürlich auch, um das Teile des Vermögens zu konsumieren), aber für die Vermögenssteigerung gibt es ja tausende Möglichkeiten. Selbstverständlich zähle ich die Dienstleister auch zu den "Produzenten" im weiteren Sinne - eine Versicherungspolice z. B. "produziert" einen Schutz vor höheren Schäden; die Post und andere Logistiker "produzieren" die Zustellung von Waren - insofern war meine Ausdrucksweise unpräzise.So zähle ich z. B. auch Lehrer zum "produktiv tätigen Teil der Bevölkerung", denn (im Idealfall) "produzieren" sie gebildete Schulabgänger.
Aber die Welt ist mittlerweile höchst komplex und tatsächlich völlig globalisiert, d. h. sehr vieles hat sehr weiträumige Auswirkungen. Aus diesem Grund bin ich ja auch ein vehementer Gegner der vermeintlich "ökologischen" Elektro-Autos. Woher kommt den das Coltan für die Akkus? Es wird unter absolut menschenunwürdigen Bedingungen im "tiefsten Afrika" von Kindern in Minen abgebaut! Am Ende der Laufzeit landet unser ganzer Elekto-Schrott in Asien, wo er wieder von den Ärmsten unter genauso menschenunwürdigen und dazu höchst umwelt- und gesundheitsschädlichen Bedingungen "recycelt" wird. Insofern sind Elektro-Autos "Greenwashing" in Reinform! Und wenn du, Indiana, mich fragst, ob "man" Rheinmetall kaufen darf, so lautet meine persönliche Antwort: Nein! Ich bin ein "bekennender und praktizierender Europäer" und bin mir der Vorzüge des EWR sehr bewusst. Da wir ohnehin in Europa "ein System" sind, ist es im Wesentlichen sowieso egal, ob Mercedes sein Auto in D oder im (europäischen) Ausland produizert - es wird ohnehin massenhaft "umverteilt". Selbst ein Produkt "Made in Germany" kommt i. d. R. zu großen Teilen aus dem Ausland. Und selbstverständlich fahre ich zum Urlauben auch ins Ausland - aber schon Europa ist dermaßen vielseitig, dass es zur Horizonterweiterung nicht zwingend ist, um die halbe Welt zu "jetten". Statt zum "Grand Canyon" in kann man auch in den "Grand Canyon du Verdon" in Südfrankreich fahren - dort ist es auch extrem spektakulär! Und sogar unser relativ kleines Deutschland hat total viele äußerst unterschiedliche (Natur-)Regionen quasi "vor der Haustür" - die meisten davon sind sogar super erschlossen! Spektakuläre Sandsteinfelsen finde ich auch im Dahner Felsenland in der Pfalz (frag mal den Pfälzer!). Aber eine Auslandsreise ist - im Sinne der (auch geistigen) Horizonterweiterung natürlich etwas anderes. Ein "echter" Vulkan wie der Teide auf Teneriffa ist doch etwas ganz anderes als die erloschenen und weitgehend eingeebneten Vulkanreste in der Eifel oder im Siebengebirge.
Ich gehe mal davon aus, dass ein Teil der Forumsteilnehmer bestimmt nicht unvermögend ist. Es ist doch völlig legitim, sich zu bemühen, dieses Vermögen zu vergrößern. Aber (und jetzt komme ich tatsächlich mit "der moralischen Schiene") ich bin der festen Überzeugung, dass es eine Frage der "Fairness" ist, sich nicht auf Kosten der anderen Menschen/Gesellschaften zu bereichern (oder, anders formuliert: Wir sollten nicht reich werden , indem wir die anderen ausbeuten). Genau das tun wir aber nicht nur gegenüber der "3. Welt" / den sog. Entwicklungsländern, sondern als Gesellschaft auch gegenüber unseren Kindern und Enkelkindern: Wir hinterlassen ein System, das im Wesentlichen auf Kosten der nachfolgenden Generation betrieben wird (siehe z. B. Renten) und eine völlig marode Infrastuktur (Brücken, Schienenwege, Stromnetze, ...) ohne uns ernsthaft darum zu kümmern, wie denn für unsere Kinder und Enkelkinder die "geerbte Gesellschaft" noch funktionieren soll! Und das finde ich äußerst beschämend - kann aber kaum etwas dagegen machen! Sollte man solche Aspekte nicht auch berücksichtigen, wenn man in der glücklichen Lage ist, sie berücksichtigen zu können?
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