Natürlich war - wie st2023 schreibt - die Einführung der Abgeltungssteuer in D der "primäre" Auslöser für die "Zockerei". Warum sollte ich eine Aktie lange halten, wenn die Langzeitrendite deutlich unter der Kurzzeitrendite liegt? Das ergibt doch gar keinen Sinn! Grundsätzlich bin ich ein Langfrist-Investor, d. h. eigentlich will ich Unternehmen mit guter Dividendenrendite und - eng damit verbunden - einer realistischen Chance auf einen Kursgewinn. Doch dem steht die Realität entgegen - man betrachte hierzu nur die Kursverläufe von MBG oder VW. Ich wäre als Investor doch sehr dumm, wenn ich nicht versuchen würde, auch die kurzfristigen Kursschwankungen auszunutzen! Und egal, ob langfristiges Investment oder Kurzfrist-Zockerei: Jeder Marktteilnehmer versucht, natürlich mit verschiedenen Handels-Strategien, "das meiste" herauszuholen. Von daher macht es überhaupt keinen Unterschied, ob man die Aktie 10 Jahre oder nur 10 Minuten hält. Für mich ist - alles in allem - die Aktie aber das optimale Investment. Warum? 1.) Sachwertinvestition und damit inflationsgeschützt. 2.) Jederzeit ohne große Kosten handelbar, d. h. ich habe weder große Anschaffungs- noch Haltekosten, die die Rendite drücken (im Gegensatz z. B. zu offenen oder geschlossenen Fonds) und kann auf Veränderungen sehr schnell reagieren. 3.) Bei der passenden Wahl der Unternehmen wesentlich bessere Rendite als bei jeder anderen Anlageform.
Aber bei jeder Aktie, die ich kaufe, sehe ich mich als (Mit-)Unternehmer. Ich habe als "kleines Würstchen" zwar keinerlei Einfluss auf das Unternehmensgeschehen, aber trotzdem trage ich die (Mit-)Verantwortung. Wer soll denn sonst dafür verantwortlich sein? Das gilt nach meinem Verständis übrigens auch für die Mitarbeiter und die Kunden eines Unternehmens. Die Verantwortung für die Auswirkungen der produzierten bzw. erworbenen und verwendeten Produkte tragen alle gemeinsam! Das muss man natürlich von der juristischen Produkthaftung trennen; ich betrachte diesen Punkt eher aus ethischer oder moralischer Sicht. Und somit stimme ich dir, Hurt, in deinem Punkt 3 vollständig zu: Bei den Auswirkungen des "Produkts" ist es egal, in wessem Eigentum das Produkt hergestellt wurde. Aber irgend jemand muss doch dafür verantwortlich sein. Und da kommt doch wohl - neben der allgemeinen Gesellschaft, nach dessen Regeln das Unternehmen handelt - als "direkter" Verantwortlicher nur der Eigentümer, sprich: der Aktionär in Frage. Insofern sehe ich die "Gesamtheit" der Eigentümer des Unternehmens in der Verantwortung. Und im Produkthaftungsgesetz ist es ja auch ungefähr so ausgedrückt. Ich hoffe, dein Vorwurf "Lebenseinstellung immer versucht auf andere zu übertragen" war ich nicht gemeint, denn so etwas liegt mir völlig fern. Im Gegenteil sehe ich jeden einzelnen viel mehr persönlich für sich selbst (und die ihm/ihr anvertrauten) verantwortlich. Und ich glaube, dass deinem Argument ein logischer Fehler unterliegt: Der Aktienkäufer finanziert zwar nicht die Firma, aber durch den Kauf wird er zum "(Mit-)Verantwortlichen". Ich glaube, dass dies der relevante Punkt ist. So ist ja nun auch Bayer für den ganzen Glyphosat-Driss verantwortlich, obwohl sie mit dem Produkt bei der In-Verkehr-Bringung gar nichts zu tun hatten. Trotzdem haften sie als jetzige Eigentümer von Monsanto!
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