Es ist der Verlust der Machtressource des Präsidenten, die Köhler, ähnlich wie Lübke, unglücklich aus dem Amt scheiden lässt. Es klingt banal, aber es ist die Räson des Amtes: Sein Wort kam nicht mehr an.
von Hans Vorländer (TU Dresden)
(...) Nun also die verschärfte Variante. Ironie der Geschichte, dass ein großes deutsches Nachrichtenmagazin gerade am Vormittag des Rücktritts Köhler etwas sehr despektierlich "Horst Lübke" nannte.
Ein Körnchen Wahrheit liegt darin, allerdings weniger in der bewusst überintepretierten Sentenz, wonach es bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr auch angeblich um die Sicherung von Handelswegen gehen solle. Aber es ist der Verlust der eigentlichen Machtressource des Präsidenten, durch die Kunst der Rede überzeugen und Einfluss und Respekt, auch Anerkennung gewinnen zu können, die auch Köhler, ähnlich wie Lübke, unglücklich aus dem Amt scheiden lässt. Es klingt banal, aber es ist die Räson des Amtes: Sein Wort kam nicht mehr an, es zählte nicht mehr, man wollte es missverstehen. Performative Dissonanzen, gescheiterte Sprechakte, ein Mangel an persuasiver Kompetenz - wenn erst einmal der politische Kommunikationsakt nicht mehr verfängt, dann ist ein Bundespräsident seines eigentlichen Machtmittels beraubt. Das muss Köhler gespürt haben, aus diesem Grund hat er das plötzliche Ende in Ehren der einflusslosen Präsenz über weitere vier Jahre vorgezogen. Das ist ein starker Abgang (...)
http://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitaege/...er-abgang;2591839
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Unabhängig davon gehe ich weiter davon aus, daß Köhler von den Ereignissen der letzten Wochen mega-angepisst war. Er ist beileibe kein verschnarchter Sparkassen-Funktonär. Wir erinnern uns daran, daß Köhler als fachlich unumstrittener Chef zum IWF kam, nachdem die USA den SPD-Staatssekretär im BFM und heutigen Deutsche-Bank-Politvorstand Caio Koch-Weser als 'offensichtlich inkompetent' verhindert hatte. Irgendwann wird Köhler Klartext reden.