so lange gut, wie sich die Renditen der 10+jährigen Staatsanleihen aus den betreffenden Regionen "im Zaum" halten ließen. In USA erfolgte dies mit der Brechstange (QE). Die PIIGS profitierten lange vom Bundesbank-Bonus. Angesichts der ausufernden Verschuldungen und der zu Tage tretenden Ungleichgewichte entstand jedoch ein Nord-Süd-Gefälle - nicht nur in der Bonität bzw. Kreditwürdigkeit, sondern auch im Hinblick darauf, welche Ausfallrisiken der Kapitalmarkt einpreist. Die hochschießenden Spreads gegenüber deutschen Staatsanleihen [auch in Spanien, # 979] haben einen guten Grund: Sie spiegeln das (vor allem in Griechenland) steigende Ausfallrisiko wider - und sind keinesfalls (nur) das Werk böswilliger Spekulanten, wie uns Merkel und Co. weismachen wollen.
Die Probleme in den PIIGS führen nun erstmals zu kompensatorischen Maßnahmen, die dem bisherigen Prinzip, durch immer mehr Staatsschulden alle Probleme unter den Tisch zu kehren, zuwiderlaufen. Statt inflationistischer Neuverschuldung verordnet die EZB den PIIGS nun "neue Sparsamkeit", was mit Sicherheit zu Deflation in diesen Ländern führen wird (# 982). Kein Wunder, dass Amerika, wie Geithners Besuch bei Schäuble zeigt, diesen "Unwind" in der EU mit Argwohn beobachtet. Selbst wenn USA weiter wie bislang prasst, wirken die EU-Sparbestrebungen weltweit dämpfend.
Ob "Sparen" für die chronisch überschuldeten Länder gut oder schlecht ist, darüber kann man streiten. Zweifellos ist es langfristig für kein Land - auch nicht für USA - gut, "ohne Ende" Staatsschulden anzuhäufen, um angeblich temporäre Löcher zu stopfen, die sich - wie das Beispiel Japan zeigt - auch über 20 Jahre hinweg als "unstopfbar" erweisen könnten. Denn der (auch in Japan) stets von Neuem angekündigte selbsttragende Aufschwung - die Rechtfertigungs-Mohrrübe, die die Staatsverschuldungs-Esel vor ihrem Maul hängen haben - lässt bislang weltweit auf sich warten. Das in 2010 konstatierte Welt-Wachstum geht fast überall auf massive Staats-Stimulation zurück, organisch wächst bislang so gut wie nichts.
Warum klappt die Neuverschuldungs-Stimulanz nicht? Weil der Anteil der regulären Gehälter am Einkommen der Bevölkerung immer kleiner wird. Entsprechend sinkt das Steueraufkommen, da Transferzahlungen, die die "Lücke zu früher" schließen sollen, in der Regel steuerfrei sind. Die Wirtschaft mag kurzfristig profitieren, da sie trotz starker Entlassungen ("Verschlankung") immer noch eine nennenswerte Massenkaufkraft vorfindet, um ihre Produkte abzusetzen. Doch der Staat blutet dabei doppelt: Er muss immer mehr Transferzahlungen leisten, während auf der Einnahmenseite zunehmend Steuern ausfallen. In vielen Staatshaushalten, auch in deutschen Kommunen, klaffen bereits immense Löcher. Noch können sie durch Neuverschuldung gestopft werden, doch diese macht in Japan bereits 50 % des Etats aus. Die Stimulanzmaßnahmen sind zudem ineffektiv, da sie wirkliche Investoren eher abschrecken. In der Folge ist in fast allen Ländern das Verhältnis von Staatsschulden zu BIP in beängstigendem Maße angestiegen. Ab einem bestimmten Punkt kommen die Rating-Agenturen und stufen die Bonität runter, wodurch die Neuverschuldung immer kostspieliger wird: Käufer neuer Staatsanleihen verlangen dann wegen der Herabstufung der Kreditwürdigkeit mehr Rendite. Wird zuätzlich - wie jetzt in den PIIGS - gespart, brechen dem Staat auch noch die Steuereinnahmen weg, die er dringend zur Bedienung der Kredite und Zinszahlungen benötigt. FAZIT: Viele Staaten sitzen in der Deflations-Falle - einer Abwärtsspirale, aus der es - wie Griechenland zeigt - nur schwer ein Entrinnen gibt. Dies spiegeln auch die letzten von Kicky geposteten Artikel zu Portugal (982) und Ungarn (981) wider. Die Amis wollen im Grunde nicht, dass diese Spar-Beispiele Schule machen, weil sie Angst haben müssen, dass der Vertrauensschwund der europäischen Bond-Käufer auf USA überschwappt. Zurzeit profitierten die Amis noch von ihrem Status als "Leitnation" mit "Leitwährung". Das Runtermachen der EU diente teilweise auch dazu, Investoren-Gelder in Richtung USA umzulenken. Doch auch USA und D. sind nicht sakrosankt. Durch die Europa-Krise samt Spar-Appellen ist ein "Virus" in die Neuverschuldungs-Welt gelangt, der die Reflations-Politik der USA potenziell unterläuft. Viren sind in der Finanzwelt kaum kontrollierbar und breiten sich geradezu rasend aus: Als in USA im Sommer 2007 die vorherige private Hyperliquidität in eine Trockenstarre umschlug, war plötzlich weltweit der Markt für "Commercial Paper" ausgetrocknet - in D. ging u.a. die Depfa vor die Hunde. Das Griechen-Virus bedroht nun die Staatsverschuldungs-Welt - und damit den künstlichen Aufschwung, den es "Stimulations-bereinigt" überhaupt nicht gegeben hat.
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