(Martin Mack ist Mitinhaber der Hamburger Vermögensanlageges. Mack & Weise) Vermögensverwalter: „Kurse werden Tiefstände von 2009 unterschreiten“ 04.06.2010 | 18:35 | ANDREAS KERSCHBAUMER (Die Presse) Vermögensverwalter Martin Mack befürchtet eine Deflation und eine „starke Korrektur“ an den Börsen. Der Effekt der Konjunkturprogramem werde "bald verpuffen". „Die Presse“: Die Europäische Zentralbank kauft neuerlich Staatsanleihen von Euroländern auf. Experten setzen das mit dem Drucken von frischem Geld gleich und fürchten eine Inflationswelle. Martin Mack: Längerfristig ja, kurzfristig wird erst einmal das Gegenteil eintreten. Der Versuch der Staaten, den selbsttragenden Wirtschaftsaufschwung durch Einsatz der Notenpresse und Konjunkturpakete herbeizudrucken, ist gescheitert. Die Politiker versuchen nun, die überschuldeten Staatshaushalte mit Sparpaketen in Ordnung zu bringen, damit wird die wirtschaftliche Erholung auf Kredit eingebremst. Es wird daher einen „deflatorischen Einbruch“ geben, bevor wir eine Inflationswelle sehen. Deflation – demnach stünde auch eine Korrektur an den Aktienmärkten bevor. Mack: Wir prognostizieren seit Längerem eine starke Korrektur. Die Aktienkurse werden in den nächsten Monaten die Tiefstände von März 2009 unterschreiten. Wir halten unsere Aktienquote (Anteil des investierten Fondsvermögens in Aktien, Anm.) sehr gering und setzen zudem auf fallende Kurse. Ihre Meinung ist konträr zu den meisten Bankanalysten. Die erwarten ein äußerst positives Aktienjahr. Mack: Mit Bankanalysen hat man selten viel Geld verdient. Die Analysten schreiben den Istzustand für die Zukunft fort. Der Istzustand schaut so aus, dass Unternehmen satte Gewinne schreiben und die Auftragseingänge stark zunehmen. Mack: Das geschieht aber von einer niedrigen Basis aus. Außerdem profitieren die Unternehmen noch von nun auslaufenden Konjunkturprogrammen. Der Effekt dieser Programme wird also bald verpuffen. Sie sind derzeit kaum in Aktien investiert. Wo parken Sie das Geld? Mack: Da wir einen deflatorischen Einbruch erwarten, parken wir ausschließlich in kurzfristigen deutschen Bundesanleihen sowie physisch in Gold und Silber. Ist Gold gerade ein gutes Investment? Mack: Gold ist im Gegensatz zu Papiergeldwährungen die ultimative Währung und dient als der Inflationsschutz. Daher sollte man physisches Gold auf jeden Fall im Portfolio haben. Wir empfehlen, mindestens 20 Prozent des Vermögens in Edelmetallen zu halten und davon 15 Prozent in physischem Gold anzulegen. Bei Weißmetallen wie Silber, Platin und Palladium kann ich mir wegen der temporären deflatorischen Entwicklung noch stärkere Preisrückgänge vorstellen. Diese Rückschläge sollte man nutzen, um den Bestand dieser Metalle auszubauen. Gold kostet derzeit 1200 Dollar. Ist es klug, zu diesem relativ hohen Preis einzusteigen? Mack: Ich würde in den nächsten drei Wochen abwarten, ob es einen Preisrückgang gibt. Jene Anleger, die überhaupt keine Edelmetalle halten, müssen unbedingt in Gold investieren, auch wenn der Preis noch bei 1200 Dollar oder etwas darüber stehen sollte. Experten fürchten, dass wir bereits eine Goldblase erleben. Mack: Nein. Läge der Goldpreis bei 10.000 Dollar, würde ich von einer Blase sprechen. In Relation zu der Entwicklung der Staatsschulden ist die Entwicklung des Goldpreises noch sehr moderat. Was halten Sie von Goldminenaktien? Mack: Als Beimischung interessant, der konservative Anleger sollte als Sicherheitspolster aber physisches Gold bevorzugen, das er zudem persönlich halten sollte, damit der Staat in Extremfällen nicht zugreifen kann.
Kommentar: Ich teile Macks Ansichten bezüglich der Börse (mein Kursziel ist vorerst nur ein Retest des Tiefs von Juli 2009), sehe aber einen Widerspruch zwischen der Deflationserwartung und seinen Gold-Investments. A.L.
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