"Gäbe es in der beschriebenen Lage keine Geldflucht? Sie wäre noch massiver."
Ob sie noch massiver wäre, darüber kann man streiten. In Vor-EMU-Zeiten würde eine Flucht der spanischen (und sonstigen PIIGS-)Banken in DM-Anleihen ja zugleich zu DM-Höhenflügen führen. Je teurer die DM zu Peso, Lire, Drachme, Escudo und Co. wird, desto unattraktiver wird die Kapitalflucht (es sei denn, da wären Charttechniker am Werk, die die DM-Anstiege ewig in die Zukunft verlängern). DM-Anleihen wären dann einfach zu teuer. Als Ausgleich wäre deren Zinsrendite dann vermutlich höher als heute, wo Schäuble auf 2-jährige fast gar keine Zinsen mehr zahlt.
Eine spanische Bank könnte dann 10-jährige Bunds zum Kurs von vielleicht 120 % mit 2,7 % Zinsrendite kaufen. Sie hätte dann aber - bei Peso-Tiefstkursen zur Mark, die von der laufenden Downgrade-Panik herrühren - auch ein erhebliches Währungsrisiko. Würde der Peso später zur Mark steigen, weil Spaniens Finanzen wieder ins Lot kommen, so ginge dies zu Lasten der spanischen DM-Bond-Panikkäufer.
Der Euro hingegen senkt diese Hemmschwelle, wie ja auch die maßlosen Target-2-"Überziehungen" der PIIGS-Notenbanken bei der Bundesbank offenbaren.
Ein Spanier, der Bunds bei 143,60 (heutiger Kurs) kauft, macht zwar bis Ende der Laufzeit Kursverluste, bekommt aber vermutlich sein Geld zurück. Außerdem sind die 1,44 % auf 10-jährige die tatsächliche Rendite (ex-Inflation), in die der Kursverlust von 143,60 auf 100 % bis Laufzeitende bereits eingerechnet ist. Wir haben hier also kalkulierbare Konditionen. Bei Peso-, Drachmen- und Lire-Achterbahnfahrten wäre kaum mehr was zu kalkulieren.
Dennoch sehen wir bei Bunds mit 143,60 % mMn ein Panik-Hausse, so dass der Bundfuture ein potenziell lukrativer Short-Kandidat bleibt.
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