Fakt bleibt: Die Russen und Saudis bekämpfen sich nicht wirklich, und Trump wird auf nicht als Friedensstifter auftreten können, weil die Russen/Saudis in Wahrheit die US-Ölindustrie im Visier haben.
Im ihrem Scheingefecht werden die Russen/Saudis kaum ihre Strategie aufgeben, die US-Fracker platt machen zu wollen (bei Whiting Petroleum gestern bereits geschehen). Ungeachtet dessen werden einen bei ihnen zu Kreuze kriechenden Trump nicht brüskieren, indem sie ihm sagen, dass seine Vermittlungsangebote keinen Erfolg haben könnten. Das gebietet allein schon die Diplomatie.
Deshalb hat Trump nun einen Schein-Deal zum Feiern und Sich-Brüsten, er twittert diesen, und US-Öl steigt im Dead Cat Bounce von von 20 auf 22 Dollar ("sagenhafte" 10 % Plus) - freilich von über 60 Dollar im Dezember kommend.
So wie ich die Lage einschätze, werden die Russen/Saudis jedoch einen Teufel tun, von ihrer Strategie des Fracker-Killing abzurücken. Das ist ja alles schon seit längerem sorgfältig vorbereitet. Die Russen haben ihren Staatsfonds als "Notgroschen" für bis zu 1,5 magere Öl-Jahre, und die Saudis haben Aramco (weltgrößte Ölfirma) an die Börse gebracht, so dass fallende Öl-Kurse teils auch zu Lasten der neuen Aktionäre gehen.
Erst wenn die wackelig finanzierten US-Ölfirmen, die quer Beet einen WTI-Preis von mindestens 40 Dollar benötigen, größtenteils pleite sind, ist das Ziel erreicht: Die Russen/Saudis wollen das Angebot von Öl auf dem Weltmarkt reduzieren, indem sie das Ami-Angebot eliminieren. Bislang haben sie - per OPEC-Vereinbarung - selber weniger gefördert, aber das hat nur indirekt den Amis geholfen, die diese Lücke mit ihrem Öl füllten.
Sind die US-Fracker erstmal größtenteils pleite sind und die konventionellen Förderer aus Texas angeschlagen (Förderung mit Verlust wegen 40 $ Eigenkosten verbietet sich), wird USA wesentlich weniger Öl auf den Weltmarkt werfen. Dann wird Öl wieder nachhaltig bei 60 Dollar notieren, OHNE dass die Amis und Saudis ihre Förderung dafür begrenzen müssen.
Es werden dann zwar irgendwann neue US-Geldgeber die alten Fracking-Förderstätten übernehmen, aber je mehr Pleiten es zuvor gab, desto schwieriger wird es, die kapitalaufwändigen Projekte zu finanzieren, zumal angesichts der Corona-Krise.
Das Mindeste, was Putin bei einem Deal mit Trump einfordern dürfte, ist ein bedingungsloses amerikanisches "Ja" zu Nordstream 2.
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