Corona-Gewinner mit Hinternissen Bei der Deutschen Post bin ich immer hin und her gerissen - offensichtlich wie viele andere Anleger auch: Auf der einen Seite profitiert das Unternehmen exorbitant von dem sprunghaft angestiegenen Paketvolumen, das vorweihnachtliches Niveau erreicht hat. Da der Einzelhandel über Wochen geschlossen war, wurden viele Einkäufe Online getätigt und nach Hause geliefert.
Auf der anderen Seite ist ein Logistikkonzern wie die Dt. Post besonders konjunktursensibel. Internationale Lieferketten wurden durch die Corona-Pandemie gestört, in vielen Ländern liegt die Wirtschaft brach, eine Rezession ist unvermeidbar. So wird weltweit im laufenden Jahr weniger produziert und dadurch auch weniger Material von A nach B transportiert. Nicht hat umsonst gehörte die Dt. Post zu den am stärksten ausverkauften Aktien im März.
Je nach weiterem Verlauf der Corona-Pandemie sowie auch der weltweiten Konjunktur kann ich nicht ausschließen, dass die Dt. Post ein weiteres mal ausverkauft wird. Irgendwie gehört die Dt. Post zu beiden Gruppen: Den Corona-Gewinnern, aber auch zu den Corona-Verlierern. Daher sind in dieser Aktie besonders starke Kursschwankungen möglich.
Mittelfristig zähle ich die Dt. Post jedoch unbedingt zu den Gewinnern, daher hat sie auch in meiner Portfolioübersicht in der Spalte C19 ein "+" erhalten: Wer jetzt einmal Online Dinge bestellt hat, die er früher im Einzelhandel gekauft hat, hat einen neuen Beschaffungsweg kennengelernt und ausgetestet. Sie können davon ausgehen, dass einige Menschen für eine Reihe von Produkten diesen neuen Beschaffungsweg auch nach der Krise beibehalten werden. Die Krise war damit ein Wachstumsbeschleuniger. Natürlich werden viele Einkäufer auch wieder zum Einzelhandel zurückkehren. Doch es wird auch etwas beim Online-Handel hängen bleiben, und das wird ein Netto-Effekt für das Wachstum bedeuten, der vor der Krise nicht für möglich gehalten wurde.
Diese Woche hat die Dt. Post Zahlen für Q1 veröffentlicht: der Umsatz wuchs um 1% und damit etwas mehr als erwartet. Der gewinn fiel um 60% und damit weniger als befürchtet. der Umsatzausfall in der Produktion konnte durch ein Umsatzwachstum bei der Paketzustellung an Privathaushalte kompensiert werden. Die Klimmzüge, die mit dieser Umstellung einher gingen, waren natürlich teuer, so dass weniger Gewinn erzielt wurde. Die Aktie sprang in Folge dieser Zahlen kräftig an, hat aber in den Folgetagen ihren Gewinn wieder abgegeben. Da ich erwarte, dass diese Aktie heftig schwanken könnte, warte ich mit Nachkäufen weiter ab.
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