Deine Argumentation zu diesem Thema überzeugt mich weiterhin nicht. Aber es ist richtig, dass unser soziales Netz auch hier sehr viel abfedert bzw. auffängt. Wie es anders laufen kann, zeigt das Beispiel USA. Als junger Mensch war ich begeisterter Ami-Fan. In meiner Jugend trank ich gern Cola, Burger von McD hatte ich erstmals 1976 in München. Irgendwie war ich - was Amis betraf - immer irgendwie blauäugig. Vietnam ging an mir vorbei, war nie Thema in der Schule. Im Laufe der Zeit hat sich mein Bild immer mehr geändert. Bin fassungslos, dass Amis ihre Löhne noch per paycheck (ich glaube: wöchentlich) erhalten und nicht als Überweisung, Leitungen über Land verlegt sind, ein Schauspieler Präsident werden kann, etc. Die Art und Weise, wie dort mit Corona umgegangen wird, diese Konzept- und Hilflosigkeit, und natürlich Trump haben in den letzten Jahren bei mir zu einer völlig anderen Wahrnehmung geführt. Wenn man weiß, was dem durchschnittlichen Ami gerade für Sorgen drücken, weiß man auch, dass es "uns" hier eher gut geht in der Krise. Wenn da drüben die Selbstmordraten steigen, verstehe ich das eher als wenn bei uns die Corona bedingte Rate angeblich so steigen/gestiegen sein soll.
Natürlich dürfen wir alle die Frage stellen, ob die Maßnahmen hier gerechtfertigt sind. Das Thema hatten wir bereits. In Einzelfällen haben Gerichte dafür gesorgt, dass da was gerade gebogen wurde. Aber Casinoroyal hat's auf den Punkt gebracht. Eine Betrachtung der Entscheidungen ex post muss zu Lehren führen und Wirkungen für die Zukunft haben. Wirklich vorwerfen (da aus gutem Willen und aus Verantwortung getan) kann man unserer Politik in Bezug auf getroffene Maßnahmen sicher nichts, aber Kritik äußern selbstverständlich (und hoffen, dass daraus gelernt wird).
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