1. Die Erwartung von schnellem Reichtum. Wenn ein Aktie stark fällt, hat das meistens triftige Gründe. Joe Sixpack ist fast nie schlauer als Wall Street.
2. Die Erwartung, dass die Gerichte in USA politische Ungerechtigkeiten der Vergangenheit (Paulsons Attacke auf die GSE in 2008 samt HERA) im Nachhinein korrigieren und "sühnen" wird. Im Zweifel gilt jedoch: Eine Regierungkrähe (Gerichte) hackt der anderen (Schatzamt) kein Auge aus. Die Regierung hat die halbkriminellen Aktionen aus 2008 (mit Ausnahme des 5th circuit) bislang juristisch gedeckt, und selbst Scotus berief sich scheinheilig auf das Knebelgesetz HERA, dass die FHFA gegen Klagen jeder Art (z. B. auf Verletzung treuhänderischer Pflichten) immun macht.
3. Die Erwartung, dass Trump oder die Republikaner (Reps) als "weiße Ritter" FnF endlich aus dem Joch der Zwangsverwaltung befreien und den Schindluder der Demokraten, die FnF ab 2012 via NWS bis auf's Blut ausgesaugt hatten, mir harter Hand und entschlossen beseitigt. Nur waren es eben die Reps höchstselbst, nämlich Präs. Bush und sein Goldman-Finanzminster Hank Paulson, die das "Urverbrechen" der unnötigen Zwangsverstaatlichung in 2008 begangen hatten. Obama hat mit dem NWS nur noch "kräftig eins drauf gesetzt". Tatsache ist weiterhin, dass Trump und Mnuchin in vier Jahren Amtszeit trotz vollmundiger Versprechungen FnF nicht befreit haben. Trump hat zwar in seinem letzten Brief an Rand Paul (Nov. 21) kundgetan, dass er, wenn er mehr Zeit gehabt hätte, FnF entlassen hätte. Aber entscheidend bleibt, dass er es nicht getan hat, und "fehlende Zeit" wirkt rückblickend eher wie ein Vorwand. Eine Freilassung hätte nämlich auch Wall Street nicht gepasst, und der stehen die Reps bekanntlich sehr nahe. Wall Street und die Großbanken sind für Trump unterm Strich noch wichtiger sind als seine Red-Cap-Jubler aus dem Rostgürtel der USA, für deren Interessen er sich scheinbar einsetzt. Die US-Großbanken sind bis heute nicht an einer Freilassung von FnF interessiert. Erstens weil FnF eine unliebsame Billigkonkurrenz auf dem Hypomarkt darstellt, zweitens weil Wall Street sich mit CRT von FnF eine goldene Nase verdient, und Sandra Thompson schaufelt ihnen diese (für FnF verlustbringenden) Papier aus vollen Händen zu.
4. Die Erwartung, dass mit Fully als sehr sachkundigem Oberguru die FnF-Spekulation zu einer Art Selbstgänger würde. Tatsache ist, dass die Stammaktien heute in etwa wieder da stehen, wo sie vor 10 Jahren notiert haben. Fully hat oft von "wir" gesprochen, wenn es um Beange der Stammaktionäre ging. Doch mit seinem kaum begründetem Weggang hat er viele hier vor den Kopf gestoßen, wenn nicht gar im Stich gelassen. Ihm fehlte offenbar der Mut, zuzugeben, dass er viele Jahre falsch lag.
5. Die Erwartung, dass mit der Freilassung von FnF (die sicherlich irgendwann kommen wird) das Problem für die Altaktionäre beendet und die Zukunft dann - auch für die alten Stammaktionäre - golden wäre. Tatsächlich dürfte die Freilassung in Form einer Restrukturierung erfolgen - ähnlich wie nach einer Chapter 11 Pleite. Dieses Vorgehen basiert auf der nach wie vor aufrechtgehaltenen Behauptung, dass FnF in 2008 tatsächlich pleite gewesen seien. Die US-Gerichte decken diese These ("Lüge") bis heute, und die Erwartung, dass jetzt doch noch "Gerechtigkeit" zum Tragen kommt, ist mMn eine Illusion, die mit jedem weiteren Jahr der Zwangsverwaltung an Hoffnung auf Erfüllung verliert. Die Regierung spielt hier klar auf Zeit. Sie will die Altaktionäre zum eigenen Vorteil abledern. Dazu muss sie erst einmal alle Prozesse der ihr hörigen Justiz im Sande verlaufen lassen. Und danach nimmt sie den Altaktionären via Restrukturierung das letzte Hemd weg, bis auf den vielleicht bleibenden 10-Cents-Hosenknopf. Nicht ohne Grund wird Regierung nicht müde, das Narrativ von "Fannie war 2008 pleite und wurde von der Regierung gerettet" unermüdlich über die Runden zu retten. 99 % der Amis glauben, dass es tatsächlich so war.
6. Die Erwartung, dass Star-Investoren wie Bill Ackman bislang fast immer richtig lagen, und da Ackman 10 % der Fannie-Stämme in seinem Pershings Square Fonds hält, "muss" daher auch diese Spekukation für alle Beteiligten am Ende aufgehen. Ich halte sehr viel von Ackman, obgleich er auch schon Fehler gemacht hat in der Vergangenheit. Ackman ist im Schnitt bei ca. 2,25 $ eingestiegen und liegt jetzt etwa 62 % im Minus. Das wäre freilich kein Problem, wenn seine Spekulation am Ende aufgeht und propagierte Kursziele von 20 und mehr Dollar erreicht würden. Doch Ackmann ist nicht dumm, er weiß sehr wohl um die Gefahren der drohenden starken Verwässerung. Deshalb hat er seine Long-Positionen in den Stämmen in den letzten Jahren kontinuierlich gehedgt, und zwar mit dem Kauf von JPS, die vom Gesamtvolumen her aktuell etwa 20 % seiner Stammaktienposition ausmachen. D.h. die Erwartung einer möglichen "Restrukturierung" hat auch Ackman sehr wohl auf dem Radar. Der Hedge verhindert, dass er dabei Verluste einfährt.
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