Ja Saxnot deinem Satz, "dass mittelfristig auch diese bereiche geld abwerfen. somit würd ich die branche nicht gänzlich abschreiben" stimme ich voll und ganz zu, denn man muss die Solarbranche mittlerweile sehr stark differenzieren und nicht umsonst habe ich den Beinnamen des Threads mit "Solar im Umbruch" gewählt. Man darf ganz einfach nicht mehr alle Solarunternehmen wie noch vor ein, zwei Jahren in einen Sack werfen. So leicht war das noch vor zwei Jahren, aber heute ist es nicht mehr so.
Generell muss man komplett unterscheiden zwischen den Nischenplayer wie eine SMA Solar mit seinen Wechselrichter, den Siliziumproduzenten bzw. Waferfertiger wie LDK Solar oder MEMC, den sehr vielen Solarmodulbauer von Conergy bis zu Yingli, den sehr vielen kleineren oder größeren Projektentwickler für Solarparks oder für die in wesentlich größeren Dimensionen denkenden Projektentwickler für die Solarthermie wie eine Solar Millenium oder die ganz am Anfang der Wertschöpfungskette befindlichen Maschinenbauer wie ein Centrotherm oder eine Roth & Rau.
Zwischen den einzelnen Unternehmen aus der Solarbranche gibt es himmelweite Unterschiede und die Aussichten wie auch die Konkurrenzsituationen sind völlig andere. Daran sieht man ja auch, dass die Solarbranche so langsam aber sicher erwachsen wird. Ist eigentlich ein ganz normaler Prozess. Wie man an den unterschiedlichen Kursverläufen sehr leicht erkennen kann, tut das auch der Aktienmarkt mittlerweile.
Nehmen wir mal den Solar-Maschinenbauer Centrotherm. Das Ulmer Unternehmen baut schlüsselfertige Solarzellenfabriken. Vor allem in Asien ist Centrotherm sehr stark unterwegs. Centrotherm dürfte sehr profitieren von dem Entstehen der neuen Endkundenmärkte wie China, den USA und Indien, denn es wird wohl unerlässlich für die Großen der Branche sein wie eine Suntech oder First Solar in diesen Wachstumsregionen neue Fabriken zu bauen. Wer in den nächsten ein, zwei Jahren seine Produktionskapazitäten bei den Solarmodulen nicht wesentlich erhöhen wird oder kann, der wird an dem immer größer werdenden weltweiten Solarmarkt nicht partizipieren können - das steht für mich außer Frage. Die Solarmodule werden dann zwangsläufig zu einem Massenprodukt werden und das heißt im Umkehrschluss, dass man nur über höhere Stückzahlen die Kosten senken kann. So funktioniert halt unsere globale Welt. Dann sind Skaleneffkte bei der Produktion, beim Einkauf und im Vertrieb angesagt.
Wie es aktuell aussieht werden wohl hauptsächlich die Chinesen den neuen großen Solarmarkt dominieren. Die Japaner werden da noch etwas mitreden, First Solar wird mit seinen Dünnschichtmodulen weiter führend bleiben und Solarworld wird sich wohl als weltweiter Qualitätsführer versuchen sich zu positionieren. So meine Einschätzungen.
Neben den erwähnten Großen wird es dann nicht mehr viel Platz geben für die kleineren Solarmodulbauer wie eine Conergy oder Solon. Die werden dann schon alleine nur aufgrund der Kostennachteile das Ganze nicht überleben.
Die laufende Konsolidierung bei den Solarmodulbauer wird knüppelhart werden und wer kein Geld hat diesen Marktbereinigungsprozess mit weiter fallenden Modulpreisen bei gleichzeitig hohen Investitionen in neue Fabriken, in den Vertrieb oder neue Technologien, der wird über kurz oder lang das nicht mehr überleben. Bestes Beispiel dafür ist die Autoindustrie. VW wächst doch auch nur, da man in China und Indien die Kapazitäten sukzessive ausbaut. Außerdem gibt es nur noch zwei Handvoll Automobilbauer mit einer nennenswerten Größe auf der Welt. Mit Brillance., BYD in China und Tata in Indien kommen aber auf die renommierten Autobauer eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz auf.
Da wir ja in diesem Thread auch über Conergy reden, muss man sich dann natürlich zwangsläufig die Frage stellen ob Conergy überhaupt in der Lage ist in diesem Wachstumswettbewerb auch nur ein kleines Wörtchen mitzureden. Wie man an dem massiven Umsatzrückgang (fast 50% zum Vorjahr) in diesem Jahr sehr leicht erkennen kann ist Conergy dazu nicht in der Lage. Dazu kommt noch die riesige Verschuldung, die schon alleine Conergy daran hindern wird in den künftigen Wachstumsmärkten mit einer Fertigung präsent zu sein. Das sind alles andere als gute Zukunftsvoraussetzungen für Conergy. Die anderen wachsen und Conergy bleibt gezwungenermaßen auf der Stelle kleben. So etwas kann auf lange Sicht nicht gut gehen. Die Marktanteile werden in den nächsten zwei Jahren verteilt und wer jetzt zu spät kommt der wird komplett abgestraft. Neben Conergy sehe ich auch für Solon schwarz. Die haben die Selben miserablen Voraussetzungen: Sehr hohe Schulden und noch sehr weit entfernt um überhaupt Gewinne zu schreiben. Dazu nur eine Produktion am Standort Deutschland. Alles andere als gut Voraussetzungen.
Wie es um die Solarbauer wie Conergy oder eine Solon (Solarworld wird ganz sicher überleben, aber bei Q-Cells bin ich mir langfristig noch nicht ganz sicher) bestellt ist, offenbart die heutige Aussage vom Vorstand der BP Solar: "Der Konkurrenzdruck und die fallenden Preise würden vor allem jene Unternehmen zum Opfer fallen, die mit hohen Kosten und Schulden zu kämpfen hätten, sagte der Chef der BP-Tochter, Reyad Fezzani, der Nachrichtenagentur Reuters. "Einige Leute werden in Schwung kommen. Andere werden damit kämpfen, sich auf Kostensenkungen und Preisnachlässe einzustellen." Sein Unternehmen wolle aber keine der potenziellen Übernahmekandidaten kaufen, sagte Fezzani. "Wir denken, dass das diejenigen sind, die schließen sollten." Ich denke mal mit dieser Aussage hat dieser Mann komplett den Nagel auf den Kopf getroffen.
Der komplette Link zu "BP-Tochter erwartet weitere Konsolidierung der Solarbranche":
http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE5AJ08T20091120