Was für eine brutale Börsenwoche. Als sei der Trumpsche Zollwahnsinn nicht schon genug, fährt Pro7 im Übernahmepoker Achterbahn.
Wer hätte gedacht, dass ein Übernahmeangebot schlussendlich einen 12% Crash auslöst? Vom Wochenhoch nahe 7 EUR ging es sogar 20% in den Keller bis knapp unter 5,60.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass MFE knallhart gegen die Interessen der Streubesitzaktionäre agiert, dann wurde der diese Woche erbracht.
Wohl gemerkt liegt bisher lediglich eine Ankündigung und kein tatsächliches Übernahmeangebot auf dem Tisch. Alle Welt spekuliert über den Angebotspreis und der einzige, der eine glasklare Antwort geben könnte, bleibt sie schuldig und verweist auf den Mindestpreis, von dem keiner genau weiß, wo er liegt. Weil sich eben dieser 3 Montsdurchschnittspreis börsentäglich verändert.
Ein Blick in den Chart genügt, um zu sehen, dass der 3 Montsdurchschnitt gerade einen Tiefpunkt ausbildet. Ab sofort steigt der 3M Durchschnitt täglich um einige Cent.
Sprich, jeden zusätzlichen Tag, den MFE noch zur Angebotserstellung benötigt, steigt der Pflichtangebotspreis.
Ein Angebot, das 20% unter dem Wochenhoch wohl kaum jemand annehmen wird.
MFE nimmt natürlich zum Pflichtangebotspreis jede Aktie, die sie bekommen kann dankbar an. Dass die DZ Bank sich nicht entblödete, den Angebotspreis zum Anlass einer drastischen Kurszielsenkung von 9 auf 5,75 zu nehmen und den fairen Wert urplötzlich just am 3M Durchschnittskurs sieht, wird MFE gefreut haben.
Wer sich schon immer fragte, wie Analysten zu ihren Kurszielen kommen, hat hier eine Antwort gefunden. Offenbar würfeln die Jungs ihre Kursziele willkürlich und ohne jedwede innere Überzeugung.
Dass ein gesetzlicher Mindestpreis urplötzlich den fairen Wert eines Unternehmens darstellen soll, ist mir neu.
Offenbar gilt hier das Motto, wenn MFE nur den Mindestpreis bietet, muss der doch fair sein... ???
Börse ist ein Irrenhaus und Analysten zählen wohl definitiv zu den Insassen und nicht zum Pflegepersonal...
Was macht man nun daraus?
Zunächst einmal darf und muss man sich über die eigene Dummheit ärgern, dieses Szenario bei MFE zwar immer auf dem Schirm gehabt zu haben, sich der allgemeinen Extase über ein nahendes Angebot aber nicht entzogen zu haben und bei 6,90 mit schönem Gewinn auszusteigen, statt auf einen Sorung zum 52 Wochen Hoch zu spekulieren.
Der schöne Gewinn hat sich schlagartig in Luft aufgelöst und man könnte sich wie so oft bei Pro7 für die eigene Gier und Dummheit ohrfeigen. Man lernt einfach nicht dazu...
Wenn du es mit Kriminellen mit MFE und PPF oder auch einer Trump Regierung zu tun hast, dann rechne immer mit dem worst case!
Bloomberg hat ausdrücklich nur von einem nahenden Übernahmeangebot geschrieben, nicht von einer attraktiven Übernahneprämie. Denkt hier jemand ernsthaft, die wären rein zufällig über das Angebot, nicht aber den Inhalt informiert?
M.E. dient auch diese Maschinerie allein der Erzeugung von Vola und gezielt zur Anlegertäuschung. War doch klar, was passiert, wenn man in diversen Zockerforen Übernahmephantasie verbreitet.
Wer ahnte oder gar wusste, was MFE tatsächlich plante, konnte den 7% Anstieg am Vormittag gnadenlos shorten und anschließend einen 20% Intraday Crash feiern...
Risikoloser Insiderhandel...
Zurück zur Frage, was nach diesem Desaster zu tun ist.
Ich schliesse mich den Directors Dealings an und sehe 5,80 als Kaufgelegenheit. Das Pflichtangebot, so betrügerisch es auch sein mag, dürfte den Kurs zunächst gegen größere Ausreißer nach unten absichern.
Alles andere als eine Empfehlung des Vorstands, das Angebot als unangemessen abzulehnen, käme überraschend.
In der Zwischenzeit dürfte der Markt sich wieder den Fundamentaldaten nähern. Da wären als positive Trigger zunächst ein weltweites buy on bad news, sobald Trump am 2.4. endlich die Katze aus dem Sack gelassen hat. Börse hasst Unsicherheit...
Zeitnah danach dürfte Deutschland eine neue Bundesregierung erhalten, die damit starten dürfte, mit einigen Wachstumsinitiativen die lahmende Wirtschaft wiederzubeleben.
Daneben dürften einige Marktteilnehmer urplötzlich zur Kenntnis nehmen, dass die Werbeerlöse bereits seit Februar wieder leicht steigen und im Jahresverlauf Fahrt aufnehmen könnten, wenn sich die unterirdisch schlechte Wirtschaftsstimmung in Dtl auch nur marginal verbessert.
Bezogen auf Pro7 kommt hinzu, dass Flaconi und Joyn weiterhin für sehr positive Schlagzeilen sorgen dürften. Bei Flaconi dürfte spätestens mit realisierter Auslandsexpansion im Sommer ein akzeptables Übernahmeangebot in greifbare Nähe rücken. Douglas wird es sich nicht leisten können, tatenlos zuzusehen, wie Flaconi massiv Marktanteile gewinnt. Und Zalando könnte die Diversifikation zu Beauty Produkten erneut prüfen.
Vor allem Zalando könnte Flaconi aus der Portokasse finanzieren...
Alles in allem sehe ich für Pro7 in 2025 unverändert hohes Wertsteigerungspotenzial und sehe das aktuelle KGV 25 von 6 als Witzbewertung an!
Im Gegensatz zur DZ Bank sehe ich in dem Pflichtangebot null komma null Relevanz für eine Änderung meiner Vorstellung vom fairen Wert des Unternehmens!
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