US-Ärzteverband fordert ein sofortiges Moratorium für Gen-Nahrungsmittel F. William Engdahl Die Amerikanische Akademie für Umweltmedizin (AAEM) hat soeben ein sofortiges Moratorium für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel gefordert. In ihrem neuen Positionspapier über Gen-Nahrungsmittel erklärt die AAEM: »GVO-Nahrungsmittel stellen ein ernstes Gesundheitsrisiko dar«, daher die Forderung nach einem Moratorium für Gen-Nahrungsmittel. Unter Bezug auf mehrere Tierstudien kommt die AAEM zu dem Schluss, dass »ein mehr als zufälliger Zusammenhang zwischen GVO-Nahrungsmitteln und Gesundheitsschädigungen besteht«. Die »GVO-Nahrungsmittel bedeuten ein ernsthaftes Risiko im Bereich der Toxikologie, Allergie und Immunfunktion, der Fortpflanzungsmedizin und der metabolischen, physiologischen und genetischen Gesundheit.« Für die milliardenschwere internationale Agrobusiness-Branche ist dies ein empfindlicher Schlag; ganz besonders für das Unternehmen »Monsanto«, dem weltweit führenden Lieferanten von GVO-Saatgut und den entsprechenden Pflanzenschutzmitteln. In einer Presseerklärung vom 19. Mai forderte die Amerikanische Akademie für Umweltmedizin, die sich selbst als »internationaler Verband von Ärzten und anderen Experten, die sich den klinischen Aspekten der Umweltgesundheit widmen« beschreibt, umgehend die folgenden Maßnahmen bezüglich des menschlichen Konsums von GVO-Nahrungsmitteln: – Ein Moratorium auf GVO-Nahrungsmittel; Durchführung von Langzeituntersuchungen über die Sicherheit gentechnisch veränderter Nahrungsmittel und deren Kennzeichnung. – Ärzte sollten ihre Patienten, die Fachwelt und die Öffentlichkeit auffordern, auf gentechnisch veränderte Nahrungsmittel zu verzichten. – Ärzte sollten beim Krankheitsverlauf ihrer Patienten auch die Rolle der GVO-Nahrungsmittel in Erwägung ziehen. – Zusätzliche unabhängige wissenschaftliche Langzeitstudien, bei denen Daten erhoben werden sollen, um die Rolle von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln auf die menschliche Gesundheit untersuchen zu können. Dr. Amy Dean, die Vorsitzende der AAEM, erklärte: »Bei vielen Tierstudien hat sich gezeigt, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel zu Schädigungen an unterschiedlichen Organsystemen im Körper führten. Angesichts dieser sich häufenden Hinweise ist es aus Rücksicht auf die Sicherheit unserer Patienten und die öffentliche Gesundheit geboten, ein Moratorium für den Einsatz derartiger Nahrungsmittel auszusprechen.« Die Präsidentin der AAEM, Dr. Jennifer Armstrong, erklärte, dass »die Ärzte bei ihren Patienten zwar die Wirkung beobachten, dass sie aber auch die richtigen Fragen stellen können müssen. Die häufigsten derzeit in den USA konsumierten genveränderten Nahrungsmittel sind Mais, Soja, Raps und Baumwollsamenöl.« Das Positionspapier der AAEM über gentechnisch veränderte Nahrungsmittel ist unter http:aaemonline.org einsehbar. In dem Papier heißt es, dass die Technologie der Gen-Veränderten Organismen (GVO) »die natürlichen Fortpflanzungsprozesse außer Kraft setzt; die Auswahl geschieht auf der Ebene einzelner Zellen, bei dem Verfahren kommt es zu häufigen Mutationen, Gattungsgrenzen werden regelmäßig übersprungen. Außerdem wird die Technologie erst seit zehn Jahren kommerziell genutzt.« Gen-Mais zeigt Anomalien. Das ist eins von vielen Beispielen für die nicht dokumentierten Gefahren instabiler GVOs. Die AAEM erklärt in ihrem Positionspapier weiter, dass »mehrere Studien an Tieren auf ernsthafte Gesundheitsrisiken beim Verzehr gentechnisch veränderter Nahrungsmittel hindeuten. Dazu zählen Unfruchtbarkeit, Entgleisung des Immunsystems, beschleunigte Alterung, genetisches Entgleisen im Zusammenhang mit der Cholesterinsynthese, der Insulinsteuerung, der Zellkommunikation und der Bildung von Eiweißen. Außerdem kommt es zu Veränderungen in der Leber, den Nieren, der Milz und dem Magen-Darm-System.« Und weiter heißt es: »Es besteht aber keinesfalls nur ein zufälliger Zusammenhang zwischen gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln und einer negativen Auswirkung auf die Gesundheit. Nach den Hill-Kriterien für Kausalität in der Medizin besteht eine solche Kausalität im Sinne von starker Assoziation, Folgerichtigkeit, Genauigkeit, biologischem Gradienten und biologischer Plausibilität. Die starke Assoziation und Folgerichtigkeit zwischen GV-Nahrungsmitteln und Krankheit wurde in mehreren Tierstudien bestätigt.« GVOs wirken toxisch Man sollte das Positionspapier der AAEM zum Anlass nehmen, offiziell die derzeitige äußerst laxe Einstellung gegenüber den GVOs zu überdenken, denn gegenwärtig gilt schon eine feierliche Versicherung der GVO-Saatguthersteller wie Monsanto als wissenschaftlich haltbarer Beweis für die Sicherheit der GVOs. Deshalb soll hier kurz wörtlich aus der AAEM-Studie zitiert werden: »Weiterhin hat sich ein präziser Zusammenhang zwischen GV-Nahrungsmitteln und bestimmten Krankheitsverläufen herausgestellt. Bei zahlreichen Studien an Tieren fand man eine erhebliche Entgleisung des Immunsystems, einschließlich einer Hochregelung von Zytokinen, was zu Asthma, Allergien und zu Entzündungen führen kann. Andere Tierstudien zeigten eine veränderte Struktur und Funktion der Leber, wie eine Veränderung des Fett- und Kohlehydratstoffwechsels sowie Zellveränderungen, die zu beschleunigter Alterung und möglicherweise zu einer Akkumulation von Sauerstoffradikalen (ROS) führen könnten. Veränderungen in Niere, Bauchspeicheldrüse und Milz wurden ebenfalls beschrieben. Eine neuere Studie aus dem Jahr 2008 stellt eine Verbindung zwischen GV-Mais und Unfruchtbarkeit her; es zeigte sich, dass die Würfe bei bestimmten Tieren mit der Zeit kleiner wurden, so waren bei mit GV-Mais gefütterten Mäusen die neugeborenen Jungtiere deutlich leichter. Bei dieser Studie wurde auch festgestellt, dass bei den mit GV-Mais gefütterten Mäusen über 400 Gene deutlich verändert waren. Dabei handelt es sich um Gene, von denen bekannt ist, dass sie Protein-Synthese und Modifikation sowie die Zellkommunikation, die Cholesterin-Synthese und die Insulin-Steuerung regeln. Bei anderen Studien zeigten sich Schäden an den Gedärmen von mit GV-Mais gefütterten Tieren, darunter proliferatives Zellwachstum und eine Störung des Immunsystems des Darms.« In der AAEM-Studie wurde auch die Behauptung der Biotech-Industrie untersucht, wonach GVO-Nahrungsmittel angeblich die Ernährung der Weltbevölkerung durch höhere Erträge sicherstellen können. Gegenbeweise werden aufgezählt, wonach genau das Gegenteil zutrifft: mit der Zeit lagen die Ernteerträge der GVO-Pflanzen unter denen herkömmlicher Pflanzen und benötigten nicht weniger, sondern mehr Pflanzenschutzmittel, die bekanntlich hoch giftig sind. In dem Bericht heißt es: »Mit erheblichem Aufwand wurde in den vergangenen 20 Jahren in vielen tausend Feldversuchen nach Genen geforscht, die zu einer betrieblichen oder wirklichen (Ernte-)Ertragssteigerung führten. Trotzdem kam es bei keinem dieser Feldversuche zu einer Ertragssteigerung bei den wichtigsten kommerziellen Nahrungs- oder Futterpflanzen. Die einzige Ausnahme bildete Bt-Mais.« Der geringfügige Ertragsanstieg bei Bt-Mais sei jedoch »weitgehend auf die Verbesserungen bei der herkömmlichen Pflanzenzucht« und nicht auf die GVOs zurückzuführen. Die AAEM kommt zu dem Schluss, dass die GVOs »ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen, und zwar in den folgenden Bereichen: Toxikologie, Allergie, Immunfunktion, Fortpflanzungsgesundheit, gesunder Stoffwechsel, gesunde Körperfunktionen und Gene. Da kein Nutzen erkennbar ist, hält es die AAEM für geboten, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, eines der wichtigsten Regulierungsinstrumente der Umwelt- und Gesundheitspolitik der Europäischen Union, das Grundlage mehrerer internationaler Vereinbarungen ist. Die häufig zitierte Definition stammt aus der Erklärung von Rio aus dem Jahr 1992. Dort heißt es: ›Zum Schutze der Umwelt sollten Staaten nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten den Grundsatz der Vorsorge walten lassen. Wenn ernste oder gar irreversible Schäden drohen, dann dürfen kostengünstige Maßnahmen zum Schutz vor Umweltzerstörungen nicht wegen angeblich mangelnder wissenschaftlicher Sicherheit aufgeschoben werden.‹« Monsanto hat in der Vergangenheit einige hoch toxische Wirkstoffe hergestellt, darunter Dioxin und Agent Orange. Aufgrund des großen Drucks der Öffentlichkeit hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner vor Kurzem die Aussaat von MON810-Mais der Firma Monsanto in Deutschland untersagt. Leider erlaubte sie dann zwei Wochen später die Anpflanzung gentechnisch veränderter Kartoffeln. Die Bundeslandwirtschaftsministerin erklärte, Amflora, eine gentechnisch veränderte Kartoffel des großen Chemieunternehmens BASF, »stelle keine Gefahr für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt dar«. Die Ministerin zitierte eine »eingehende Prüfung« sowie Gespräche mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Rechtfertigung dieser unverantwortlichen Entscheidung. Die meisten Medien in den USA und international haben auf die Veröffentlichung dieser sensationellen Kritik der GVOs durch die AAEM mit eisigem Schweigen reagiert. GVO-Politik In meinem Buch Saat der Zerstörung: Die dunkle Seite der Gen-Manipulation habe ich im Detail beschrieben, wie die GVOs Anfang der 1990er-Jahre aufgrund einer Exekutiv-Anordnung des damaligen US-Präsidenten George Herbert Walker Bush auf die Öffentlichkeit losgelassen wurde. Bush hatte sich zuvor mit Vorstands-Vertretern von Monsanto zu Gesprächen hinter verschlossenen Türen getroffen. Anschließend ordnete er an, dass vor der Freigabe von GVOs für den Konsum keinerlei besondere Gesundheits- oder Sicherheitsprüfungen durch eine Behörde der US-Regierung durchgeführt werden durfte. Auf Drängen von Monsanto und der GVO-Lobby verhängte die US-Regierung darüber hinaus das Verbot, Nahrungsmittel mit dem Hinweis »ohne Gentechnik« zu kennzeichnen. Als Begründung wurde eine 1992 von Präsident Bush verkündete, schlecht formulierte und völlig unwissenschaftliche »Doktrin« angeführt, wonach GVO-Pflanzen und gentechnikfreie Pflanzen »substanziell gleichwertig« wären. Daher sei eine besondere Prüfung vor der Freigabe nicht erforderlich. Die »Doktrin der substanziellen Gleichwertigkeit« widerspricht zwar ausdrücklich der Forderung der GVO-Unternehmen, wonach für GVO-Saatgut wegen der »Einzigartigkeit«, die es von herkömmlichen Saatgut unterscheide, Exklusiv-Patente verliehen werden sollten. Trotzdem konnten Monsanto, Dow Chemicals, DuPont und andere Inhaber von GVO-Patenten ihre Produkte ohne jede Kontrolle vermarkten. In ihrer Naivität glauben die meisten Amerikaner, es sei die Aufgabe der amerikanischen Nahrungs- und Arzneimittelbehörde (FDA) und des US-Landwirtschaftsministeriums, die Sicherheit bestimmter industriell hergestellter Nahrungsmittel vor deren Zulassung zu prüfen. Weil es de facto verboten ist, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel zu kennzeichnen, wissen die meisten Amerikaner gar nicht, wie viel von ihren täglich verzehrten Kellogg’s Cornflakes, Sojaprodukten oder Nahrungsergänzungsmitteln, die sie im Regal ihres Supermarktes vorfinden, tatsächlich GVOs enthalten. Als in den 1990er-Jahren die GVOs in den Vereinigten Staaten in großen Stil für die Nahrung von Mensch und Tier auf den Markt kamen, nahmen gleichzeitig Allergien, merkwürdige Krankheiten und zahlreiche andere Gesundheitsprobleme bei Menschen plötzlich fast schon epidemiehafte Ausmaße an. Da es in den USA verboten ist, GVO-Produkte entsprechend zu kennzeichnen, ist den meisten Ärzten und Gesundheitsbehörden gar nicht bewusst, dass es eine Verbindung zu den GVO-Nahrungsmitteln gibt, die Millionen Amerikaner zu sich nehmen. Durch die Verfügung des damaligen Präsidenten George Bush im Jahre 1992, die in der Folgezeit von den Präsidenten Clinton, George W. Bush junior und jetzt Barack Obama und dessen Landwirtschaftsminister Tom Vilsack – einem Befürworter der GVOs immer – wieder bestätigt worden ist, wurde die gesamte US-Bevölkerung zu Versuchskaninchen für Substanzen gemacht, die zuvor nicht in Langzeitstudien (über mindestens zehn Jahre) erprobt und für sicher befunden worden sind. Dienstag, 26.05.2009 Kategorie: Geostrategie, Enthüllungen, Wirtschaft & Finanzen, Wissenschaft, Politik © Das Copyright dieser Seite liegt, wenn nicht anders vermerkt, beim Kopp Verlag, Rottenburg Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muß nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren dieser Seiten wiedergeben.
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