von Michael Vaupel
Liebe Leserin, lieber Leser,
*** Nochmal zum Thema Mais.
Da möchte ich vermelden, dass es mich freut, wie sehr es mit den Monsanto-Aktien seit Monaten bergab geht. Seit Jahresbeginn fiel der Kurs fast ständig, von rund 60 im Januar auf aktuell deutlich unter 40.
Monsanto, die setzen auf gentechnisch verändertes Saatgut. Und deshalb komme ich auch darauf...denn Monsanto verkauft auch gentechnisch veränderten Mais.
Und da ist folgendes passiert:
In den USA hat Monsanto solchen Mais mit dem lyrischen Namen „MON810" verkauft.
Angepriesen wurde dieser den Farmen unter anderem mit diesem Argument: Diese Sorte sei gentechnisch so verändert, dass sie direkt Insektengift mitproduziert. Und zwar gegen den „Maiszünsler". Das ist ein kleiner, nachtaktiver Schmetterling (von mir biologisch nicht korrekt „Motte" genannt), dessen Raupen dazu führen, dass die Stängel von Maispflanzen abbrechen können.
Die Farmer, die zuvor den Maiszünsler mit Pestiziden oder biologisch (z.B. mit Schlupfwespen) bekämpften, kauften MON810. Und wahrlich, das „eingebaute" Gift verhinderte in der Tat den Befall durch Larven des Maiszünslers.
Doch siehe - kaum wich der Maiszünsler, trat dessen Fresskonkunkurrent „Western Bean Cutworm" auf den Plan. Der „freute" sich über den Wegfall des Maiszünslers und nahm dessen Gebiete sozusagen in Besitz. Der „Western Bean Cutworm" konnte sich deshalb in Gebiete von Iowa und Illinois ausbreiten, in denen er zuvor nicht war.
Das ist für den Maispreis eine wichtige Sache. Denn, und dazu zitiere ich aus der Rohstoff-Bibel, die sicherlich in Ihrem Bücherschrank steht („Unentdeckte Chancen. Rohstoffe und Emerging Markets von morgen." Von Daniel Wilhelmi und Michael Vaupel):
"Größter Mais-Bundesstaat der USA ist Iowa: Dort wurden im Erntejahr 2004/2005 satte 19,2% der US-Maisproduktion erzielt. Das bedeutet, dass in Iowa 8,22% der Maisernte der Welt eingefahren wurden. Damit wird bereits in Iowa mehr Mais geerntet als in der gesamten Europäischen Union."
Also nicht gerade unwichtig, dieser US-Bundesstaat Iowa, wenn es um Mais geht...
Nun, wie gesagt, dort breitet sich nun fleißig der „Western Bean Cutworm" aus, und dieser schädigt die Maispflanzen ebenfalls.
Gegen den Maiszünsler hatten die Farmer Maßnahmen ergriffen - der „Western Bean Cutworm" ist nun eine ganz neue Herausforderung. Die durch den Einsatz des gentechnisch veränderten Saatmais MON810 erfolgt ist.
*** Und was meint Monsanto dazu?
Typisch plumpe Reaktion eines gewissenlosen Managements mit „Quartalszahlen-Denke", wie ich es nenne.
Den Farmern wird stolz vermeldet, man habe eine Lösung für das Problem:
Eine neue gentechnisch veränderte Maissorte, welche nun auch direkt Insektengift gegen den „Western Bean Cutworm" mitproduziere. Noch mehr Gift inklusive.
Und was ist dann? Was für eine nicht vorhergesehene Reaktion von Mutter Natur kommt dann? Dann noch mehr Gift inklusive?
Sie merken schon: Konzerne wie Monsanto und genmanipulierten Mais mag ich überhaupt nicht. Denn unabhängig davon, dass es keine gute Idee ist, Gott ins Handwerk pfuschen zu wollen (eine Grenzüberschreitung, die wir uns verbieten sollten), sind die Gefahren von „Gen-Mais" noch gar nicht bekannt.
So besteht z.B. auch die Möglichkeit, dass bestimmter genmanipulierter Mais zur Entwicklung von resitenten Schädlingen führt. Und bei Herbizid-tolerantem Gen-Mais erhöht sich durch Kreuzbestäubung das Risiko der Entwicklung herbizid-resistenter Unkräuter. Alles Risiken, die noch nicht abschätzbar sind - aber wenn sich der genmanipulierte Mais erst einmal mit dem natürlichen Mais vermischt hat, wird eine Trennung unmöglich werden.
Alternative: Der natürliche Weg durch Kreuzungen, wobei jeweils die Pflanzen mit erwünschten Merkmalen für die weitere Zucht ausgewählt werden. Auf diese Weise konnten bereits bedeutende Fortschritte erzielt werden (sogenannter „Hybridmais"). Dieser Weg zu nachhaltiger Landwirtschaft ohne Gentechnologie sollte meiner Ansicht nach die bessere Alternative zur Genmanipulation sein.
Und Aktien wie die von Monsanto würde ich nur kaufen, um bei der Hauptversammlung für die Liquidierung des Bereichs „genmanipulierte Saatgüter" zu stimmen.
Na, der Buchwert von Monsanto liegt bei unter 13 Euro je Aktie. Versuche ich mal, im Hinterkopf zu behalten. Wenn der Kurs von Monsanto weiter einbrechen sollte, wird das vielleicht wirklich mal eine interessante Option. (Man wird noch Wünsche haben dürfen.)
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel, keineswegs manipuliert (jedenfalls nicht bewusst)
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