Die große Finanzkrise fängt jetzt langsam an. Was die gemeldeten Verluste oder die Zahl der Insolvenzen im Finanzsektor angeht, haben wir noch nicht einmal zehn Prozent der Krise gesehen - und was die Folgen für die Gesamtwirtschaft betrifft, noch nicht einmal fünf Prozent.In den USA wird es die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg geben. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hat recht, wenn er warnt: zunächst Rezession, dann Inflation. Die Geldpolitik nach dem Crash wird extrem restriktiv.
Mittlerweile besteht kein Zweifel mehr daran, dass dem Staat die Aufgabe zufallen wird, den Dreck im Finanzsektor aufzukehren. Nur sollten sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und seine Kollegen nicht allzu sehr freuen, wenn ihr Ruf nach staatlicher Hilfe erhört wird. Für die Rettung des globalen Finanzsystems wird der Staat seine Aufwendungen in Rechnung stellen. Je größer der Bail-out, desto größer die Rechnung. Diese gibt es in Form einer stärkeren Regulierung und höherer Steuern.
Dass im Finanzsektor in den kommenden Jahren viel Geld zu verdienen ist, ist eher unwahrscheinlich. Wer auch nur etwas Grips im Kopf hat, wird um diesen Sektor einen großen Bogen machen - sowohl als Investor als auch als jemand, der Karriere machen will.
Eine weitere wichtige Konsequenz dieser Krise ist ein säkularer, also jahrelanger Bärenmarkt. Börsenindizes werden sich über lange Phasen nicht vom Fleck rühren und nach kurzen Rallys wieder auf ihre alten Werte einpendeln. Wer glaubt, man könne mit Aktien langfristig kein Geld verlieren, wird in den kommenden zehn Jahren eines Besseren belehrt. In Europa zumindest wird es lukrativer sein, das Geld unter dem Bett zu verstecken und durch einen Wachdienst rund um die Uhr bewachen zu lassen, als in den Aktienmarkt zu investieren.
Nach meinen Rechnungen liegt eine faire Bewertung des Dax bei einer Größenordnung von etwas über 5000 Punkten, basierend auf Konzepten wie dem Tobins-Quotienten, der das Verhältnis zwischen dem Marktwert eines Unternehmens und den Wiederbeschaffungskosten aller Vermögensgegenstände angibt, oder den zyklisch bereinigten Firmengewinnen. Da Aktienmärkte volatil sind, ist damit zu rechnen, dass eine Phase der chronischen Überbewertung wie in den vergangenen Jahren in eine Phase der chronischen Unterbewertung mündet, also in einen Dax weit unter 5000 Punkten.
So langsam kommen wir an den Aktienmärkten also in eine Größenordnung, die von der richtigen Bewertung nicht mehr Lichtjahre entfernt ist. Aber jetzt ist sicherlich nicht die richtige Zeit einzusteigen. Es lohnt sich, einmal kurz über die Ökonomie der Finanzmärkte nachzudenken. Ich weiß, makroökonomische Analysen sind in Jubelzeiten verpönt. Blasen sind schließlich irrational, und volkswirtschaftliches Denken ist zwar oft nicht richtig, aber zumeist rational. Man muss sich als Investor, der von einem Dax bei 7000, 8000 oder 9000 Punkten träumt, eine Frage stellen: Wie kann es sein, dass ein Aktienindex jährliche Wachstumsraten von über zehn Prozent aufweisen soll, wenn es die Volkswirtschaft nur in den wenigsten Jahren schafft, um nominal fünf Prozent zu wachsen?
Nehmen Sie einmal Ihren Taschenrechner und rechnen fünf Prozent von 5000, dann wieder fünf Prozent vom Ergebnis der letzten Rechnung und so weiter. Sie werden sehen, wie lange es dauert, bis man auf diese Weise einen Sprung von 1000 schafft. Natürlich funktionieren Märkte nicht so statisch wie gerade beschrieben, aber unter dem Strich stimmt diese Rechnung. In diesem Jahrzehnt sind wir bei einem Dax von etwas über 2000 auf 8000 Punkte gestiegen. Selbst wenn der Dax auf 5000 Zähler fällt und sich der Einstieg langsam wieder lohnen wird, sollte man sich keiner Illusion hingeben. Die Gewinnaussichten sind selbst dann nicht sehr groß, denn die Volkswirtschaft wird die vergangenen zwei Jahrzehnte der Übertreibung noch lange verdauen müssen.....
Ich gehe davon aus, dass es in ein paar Jahren keine Hedge-Fonds mehr gibt oder zumindest dass die Hedge-Fonds-Industrie wieder ein Schattendasein führt. Auch das für Banken so lukrative Modell, Kredite sofort weiterzuverkaufen, geht dem Ende entgegen. Bankregulatoren werden die Baseler Eigenkapitalregeln anders als bislang auslegen. Man wird Banken, die mit Tricks versuchen, diesen Regeln zu entgehen, auf Kosten ihrer Eigentümer verstaatlichen - oder wie im Fall Bear Stearns an die Konkurrenz verscherbeln. Das kann auch bei uns passieren.
Die aktuelle Finanzkrise ist wahrscheinlich die größte aller Zeiten, schlimmer noch als jene, die mit dem Börsencrash 1929 ihren Anfang nahm. Man sollte die Parallelen mit 1929 bis 1932 allerdings nicht überstrapazieren. Damals wurde aus einer schwerwiegenden Finanzkrise eine ökonomische Katastrophe, weil die Wirtschaftspolitik eklatante Fehler beging.Wie schlimm die ökonomischen Folgen der Krise sein werden, hängt deshalb davon ab, wie wir darauf reagieren. Die Kunst liegt im richtigen makroökonomischen Management, was nicht damit gleichzusetzen ist, den Geldhahn möglichst weit zu öffnen. Die geldpolitische Überreaktion in den USA ist ebenso falsch wie die geldpolitische Apathie der 30er-Jahre. Der Kurs der Fed lässt nichts Gutes ahnen.
Naja,die Inflation bringt sicherlich nominale Wertsteigerung der Indizies.
Grüße Reiny
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