1. Bitcoin schützt nicht vor InflationSeit jeher stilisieren seine Befürworter den Bitcoin als digitales Pendant zu Gold. Tatsächlich gibt es einige Parallelen, allen voran das begrenzte Angebot. Die globalen Goldvorkommen sind ebenso endlich wie der Bitcoin-Bestand. Der Algorithmus der Digitalwährung sieht vor, dass nicht mehr als 21 Millionen Coins produziert werden können. Aktuell sind etwa 19 Millionen im Umlauf. Bis alle Bitcoins geschürft sind, dauert es noch gut 117 Jahre.
Die Schlussfolgerung von Krypto-Anhängern: Bitcoin schützt vor Inflation, weil das Angebot endlich ist. 2022 hätte die Kryptowährung diese Eigenschaft entfalten sollen, lag die Inflationsrate doch in vielen Monaten über zehn Prozent. Nur: Die strikteste Mengenbegrenzung nützt nichts, wenn es keine Nachfrage gibt. Mit der Zinswende brachen die Kurse von Bitcoin und Co. ein, Anleger flüchteten in sicherere Anlagen. Die Kursverluste haben die Kaufkraftverluste von Anlegern noch weiter potenziert. Einen Inflationsschutz bietet Bitcoin nicht. Mit Gold hingegen kamen Anleger – in Euro gerechnet – auf ein Plus von immerhin 7,4 Prozent. In Dollar gerechnet liegen Gold-Anleger mit plus 1,4 Prozent immerhin nicht im Minus.
2. Dezentralität ist WunschdenkenDer große Traum von Satoshi Nakamoto – so lautet das Pseudonym des bis heute unbekannten Bitcoin-Erfinders – war es, eine Finanzwelt ohne Mittelsmänner wie Banken zu kreieren. Die weltweite Finanzkrise hat das Vertrauen in den Finanzsektor erodieren lassen. Die Antwort sollte der Bitcoin sein, der Zahlungen zwischen zwei Parteien ohne Intermediäre zulässt. Die Blockchain – das digitale Datenprotokoll, auf dem alle Transaktionen gespeichert sind – ist öffentlich einsehbar und nicht manipulierbar.
Doch es kam anders. Die Verwerfungen am Kryptomarkt zeigen, dass sich die Idee einer dezentralen Finanzwelt kaum realisieren lässt. Im vergangenen Jahr fiel die Kryptobranche nämlich vor allem mit windigen Geschäftsmodellen auf. Der vorläufige Höhepunkt war mit der Insolvenz der Kryptobörse FTX erreicht, deren Hintermänner sich nun wegen Betrugs verantworten müssen. Kundengelder in Milliardenhöhe sind wohl verloren. 2022 gingen gleich mehrere Branchenakteure pleite – Börsen, Krypto-Finanzierer und Hedgefonds, die abenteuerliche Zinsen versprachen.
3. Bitcoin ist kein globales ZahlungsmittelBitcoin ist für Nayib Bukele eine Herzensangelegenheit. Der Präsident von El Salvador führte 2021 die Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel ein, gegen den Willen vieler Bürger. Einen schlechteren Zeitpunkt hätte sich Bukele nicht aussuchen können. Kurz darauf brachen die Kurse ein. Der Bitcoin-Präsident hält dennoch an seiner Strategie fest und kauft fleißig weiter Coins. Dabei hat sich gezeigt, dass Bitcoin kaum als Zahlungsmittel taugt. Das liegt zum einen daran, dass es bisher nur wenige Möglichkeiten gibt, mit Kryptowährungen zu zahlen. Fraglich ist auch, ob Kunden bereit sind, die teils hohen Transaktionsgebühren zu zahlen. Zuletzt lagen diese bei 80 Cent pro Transaktion. Außerdem machen die starken Wertschwankungen Bitcoin-Zahlungen unattraktiv.
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