Craig Wright behauptet, Bitcoin-Erfinder "Satoshi Nakamoto" zu sein. Jetzt verklagt er Programmierer, damit sie den Blockchain-Code ändern. Nicht aussichtslos!
Können freiwillige Open-Source-Programmierer gezwungen werden, die Blockchain zu manipulieren, um rechtmäßigen Eigentümern verlorene Bitcoins zurückzubringen? Schon möglich, sagt ein Berufungsgericht in London ([2023] EWCA Civ 83, [2023] WLR(D) 62) und schickt den Fall zurück an die erste Instanz. Die Auswirkungen auf Open Source im Allgemeinen und Blockchains im Speziellen wären enorm. Anlass für die Entscheidung des Berufungsgerichts für England und Wales ist eine Klage des australischen Computerwissenschaftlers Craig Wright. Wright lebt in England und ist vor allem für seine nicht bewiesene Behauptung bekannt, Bitcoin unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto erfunden zu haben. Das spielt im aktuellen Verfahren aber keine Rolle. Hier sagt Wright, seine Firma Tulip Trading Ltd sei rechtmäßiger Eigentümer von Bitcoins im Millionenwert (4 Millionen US-Dollar im April 2021). Diese Bitcoin seien in zwei Wallets gespeichert. Leider hätten unbekannte Hacker jene passwortgesicherten Dateien gestohlen, in denen die privaten Schlüssel der Wallets gespeichert sind. Die Datendiebe haben die Schlüssel mangels Passwörtern bislang wohl nicht auslesen können; doch er, Wright, komme ohne die Schlüssel auch nicht an seine Kryptomünzen. Sie liegen unverändert in den beiden Wallets.
Wrights Begehr: Der Sourcecode vier verschiedener Bitcoin-Blockchains sei zu ändern. Durch entsprechende Umprogrammierung könnten seine Bitcoin entweder einem neuen Wallet zugeordnet oder aber neue Schlüssel für seine Wallets erzeugt werden. Denn schlussendlich beruhe die Funktionsweise der Blockchains nur auf Software. Um diese Programmänderung zu bewirken, hat Wright fünfzehn Programmierer sowie den schweizerischen Verein Bitcoin Association for BSV verklagt. Diese Leute haben verschiedentlich Passwörter für jene Github-Konten, mit denen Sourcecode für die Bitcoin-Blockchains BSV, BTC, BCH (Bitcoin Cash) beziehungsweise BCH ABC (Ecash) verwaltet werden. Die auf dem Sourcecode fußenden Programme validieren die Transaktionen der jeweiligen Blockchain. Änderungen am Sourcecode gibt es immer wieder, beispielsweise um Bugs zu beseitigen. Daran beteiligen sich viel mehr Programmierer, aber nur die Passwortinhaber der jeweiligen Github-Konten können neuen Code tatsächlich einpflegen. Damit haben sie die faktische Macht, zu entscheiden, was ein Bug ist, der korrigiert werden soll, und was nicht. Bei Updates wird nie die Zustimmung aller möglichen Betroffenen eingeholt.
Juristisch behauptet Wright, dass die Inhaber der Github-Passwörter ihm durch Treuhandschaft (fiduciary duty) und darauf aufbauend auch deliktsrechtlich (duty in tort) in der Schuld stehen. Treuhänder sind nach englischem Recht verpflichtet, ausdrücklich im Interesse des Treugebers zu agieren. Da er, Wright, der rechtmäßige Eigentümer der nämlichen Bitcoins sei, seien jene, die die Github-Passwörter kennen, rechtlich verpflichtet, ihm die Kontrolle über sein Eigentum zurückzuverschaffen. ...
https://www.heise.de/news/...die-Blockchain-manipulieren-7489900.html
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