Wieder schockt Nokia die Börse. Dabei hatten sich viele Anleger nach einer Kursvernichtung von 85 Prozent in vier Jahren schon auf den Turn-around eingerichtet. Zu früh?
Weiter kaufen, sagt Inge Heydorn von der Deutschen Bank, nimmt aber das Kursziel von 14,00 auf 12,50 Euro zurück:
Die kurzfristige Margenschwäche soll langfristig den Marktanteil stärken. Nokias Zahlen zum zweiten Quartal lagen unter unserer Schätzung und unter den allgemeinen Erwartungen. Das Unternehmen musste offensichtlich mehr für Forschung und Entwicklung sowie für allgemeine Betriebsaufwendungen ausgeben als erwartet. Die Gesellschaft verletzt ihre kurzfristige Rentabilität, um ihren Marktanteil wieder nachhaltig zu stärken.
Das Produktspektrum wird verbessert. Wir nehmen an, dass Nokia im dritten Quartal eine aggressive Preispolitik vornehmen wird. Schließlich geht das Unternehmen in seinem Ausblick von einer schwachen Marge aus. Eine offensive Preisgestaltung ist auch notwendig für Nokia, um die Führungsrolle beim Absatz von Handys zu stabilisieren. Da das Unternehmen dabei ist, sein Produktspektrum zu verbessern, dürfte Nokia in den kommenden zwölf Monaten auch seine Gewinnmargen wiederherstellen.
Das Kursziel eröffnet immer noch überdurchschnittliches Anlagepotenzial. Wir reduzieren die Schätzungen zum Gewinn je Aktie für 2004 von 70 auf 60 Cent und für 2005 von 75 auf 67 Cent. Das Kursziel wird von 14,00 Euro auf 12,50 Euro zurückgenommen. Die Anlageempfehlung Kaufen wird aber weiterhin aufrecht erhalten.
Thomas Hofmann von der Landesbank Rheinland-Pfalz stuft die Aktie auf Marktperformer herab. Kursziel elf Euro:
Die Trendumkehr kostet mehr als erwartet. Nokia konnte im zweiten Quartal den Verfall des Marktanteils deutlich bremsen. Ende Juni wurde ein Wert von 31 Prozent gegenüber 32 Prozent im Vorquartal erreicht. Die Gegenmaßnahmen (Preiszugeständnisse und Produktoffensive) wirken sich allerdings negativer auf die Ertragslage aus, als bisher angenommen. Bereinigt um Einmaleffekte lag der Gewinn je Aktie im zweiten Quartal bei 12 Cent und damit unter unserer Erwartung von 13 Cent.
Die Rendite bleibt unter Druck. Auch für das zweite Halbjahr ist mit einer niedrigeren Rentabilität zu rechnen. Das Management erwartet im laufenden Quartal bei einem Umsatz von 6,6 Milliarden Euro nur noch einen Gewinn je Aktie von acht bis zehn Cent. Unsere Schätzung lag bei 14 Cent. Wir reduzieren daher unsere Prognose für 2004 von 65 auf 55 Cent.
Der Ausblick ist enttäuschend. Da es Nokia wegen des Preiswettbewerbs auf absehbare Zeit nicht gelingen dürfte, wieder zu den hohen Renditen der Vergangenheit zurückzukehren, reduzieren wir auch unsere Schätzung für 2005 und 2006 von 75 auf 62 und von 84 auf 70 Cent. Das Kursziel für Ende 2004 nehmen wir wegen des sehr enttäuschenden Ausblicks um vier auf noch elf Euro zurück, die Aktie stufen wir von Outperformer auf Marketperformer herab.
Quelle: WiWo
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