05.03.2008 Waltroper Zeitung
"Haben mit den Kosten schwer zu kämpfen"
Von Markus Wessling
Datteln. Die stolze Summe von 1,2 Milliarden Euro hat der Energiekonzern E.ON bisher als Kosten für das neue Steinkohle-Kraftwerk im Dattelner Süden angegeben. Doch ob es dabei bleibt, ist ungewiss - der 1100-Megawatt-Riese könnte noch teurer werden. "Wir haben sehr zu kämpfen, um damit hinzukommen", sagte der E.ON-Projektleiter für den Neubau, Dr. Andreas Willeke, unserer Zeitung. Grund für die steigenden Kosten ist die Tatsache, dass nicht nur in Datteln, sondern an vielen Orten in Deutschland und im angrenzenden Ausland derzeit neue Steinkohle-Kraftwerke entstehen, weil die Energieunternehmen "Ersatzkapazitäten" für Alt-Kraftwerke schaffen wollen, deren Laufzeit sich dem Ende nähert. Die große Nachfrage nach den Kraftwerks-Bauteilen treibt die Kosten hoch. Einige Kraftwerksprojekte sind deshalb inzwischen sogar schon abgeblasen worden. "Die Kosten spielen zumeist eine größere Rolle als der politische Widerstand gegen die Kraftwerksprojekte vor Ort", sagt Willeke. "Was die Politik angeht, so setzt sich ja immer mehr die Erkenntnis durch, dass wir die Neubauten brauchen." Jetzt könnte es sich für E.ON als entscheidender Vorteil erweisen, dass der Konzern mit seinem Dattelner Projekt früh dran war: Die wichtigsten Verträge wurden abgeschlossen, als die Nachfrage nach den Bauteilen noch nicht so groß war. Das teuerste Einzel-Bauteil ist der Verbrennungskessel, der nach Angaben von Projektleiter Willeke etwa ein Viertel der Gesamtkosten ausmacht. Mit dem Kesselbau beauftragt ist die Hitachi Power Europe GmbH. Für dessen Herstellung lässt E.ON 4000 Tonnen Stahl nach Shanghai verschiffen, dort zusammenbauen und wieder zurück nach Deutschland bringen. Allein 2000 Tonnen aus den ehemaligen Mannesmann-Werken in Duisburg gehen auf die Reise nach China, der Rest kommt aus Japan.
Das zweitteuerste Bauteil ist der Turbinensatz. Den liefert Alstom, ein Konzern mit Hauptsitz in Frankreich, der auch den Nachfolger des Hochgeschwindigkeitszugs TGV, den AGV, baut. Mit einer installierten Leistung von 640 Gigawatt oder 20 Prozent der gesamten Erzeugerkapazität ist Alstom nach eigenen Angaben "weltweit führender Anbieter von Technologie und Service für die Stromerzeugung".
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