Es ist schon sehr lange her, dass über Monate hinweg so viel Bewegung in der Energiebranche festzustellen und darüber hinaus die Stimmung auch noch so gut war wie jetzt. Egal, wo man hinkommt, es scheint Aufbruchstimmung zu herrschen, ganz anders als in den Zeiten der Tristesse, die wir in der Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche jahrelang durchlebt haben.
Von den verschiedensten Seiten gibt es zurzeit neue Impulse: Zuvor uninteressiert scheinende Personen diskutieren plötzlich über die zukünftige Energieversorgung. Junge Leute beschäftigen sich mit Klima- und Energiefragen. Und selbst in der Politik scheint mittlerweile angekommen zu sein, dass ein „Weiter so“ nicht länger funktioniert, sondern neue, bislang vielleicht noch unbekannte Wege erkundet werden müssen und dann eventuell auch genutzt werden können.
Hydrogenics Für die meiste Furore sorgt momentan sicherlich die Fridays-for-Future-Initiative, unter deren Namen die Jugend weltweit wöchentlich demonstriert, wie interessiert und engagiert sie sein kann. Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler zeigen derzeit, was sie von der aktuellen Klima- und Energiepolitik halten. Inzwischen schließen sich neben den Eltern auch zahlreiche Wissenschaftler sowie hochrangige Politiker dem friedlichen Protest an.
Extrem viel Bewegung ist zurzeit insbesondere in den nördlichen Bundesländern zu beobachten (s. HZwei-Heft Jan. 2019). So erklärte erst jüngst Jan Philipp Albrecht, Umweltminister von Schleswig-Holstein: „Es geht um nichts weniger als den Schritt aus dem analogen Kohlezeitalter, hinein ins digitale Zeitalter der erneuerbaren Energien. Ob Windstrom oder Photovoltaik, wir wollen in einer vernetzten Welt unseren Energiehunger zu 100 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen decken.“
Sein Kollege aus dem Wirtschaftsministerium, Dr. Bernd Buchholz, ergänzte: „Wasserstoff ist der Schlüssel. Wir müssen jetzt schnell einen kraftvollen, großen Schritt in die H2-Wirtschaft machen. Wir brauchen Produktionsstrukturen im industriellen Maßstab, um Skaleneffekte zu realisieren und die Vorreiterrolle bei der H2-Technologie zu behaupten. Die Reallabore der Bundesregierung können dazu einen Beitrag leisten, aber eigentlich ist die Zeit der Demonstrationsprojekte abgelaufen. Es muss jetzt richtig losgehen.“ In Hamburg bildete sich sogar ein norddeutsches Wasserstoffnetzwerk. Der dortige Umweltsenator Jens Kerstan sagte in diesem Zusammenhang: „Wir können die Energiewende entscheidend voranbringen, wenn wir erneuerbaren Strom zukünftig auch im Wärme- und Mobilitätssektor nutzen.“
Alle scheinen momentan dasselbe zu wollen. Selbst Brandenburg ist aufgewacht und veranstaltete eine eigene Wasserstoffkonferenz in Potsdam. Der dortige Minister für Wirtschaft und Energie, Jörg Steinbach, zeigt sich durchaus gewillt, die H2– und PtG-Technik voranzutreiben, auch wenn er sich derzeit noch ein bisschen ziert. So sagte er während der Energiespeicherkonferenz, er wolle sich zunächst noch mit den anderen Bundesländern abstimmen, bevor er allein eine Vorlage in den Bundesrat einbringe. In den ersten Monaten seiner Amtszeit hat ihm wohl noch niemand gesagt, dass in Norddeutschland hier bereits einiges läuft und Brandenburg sich dem nur anzuschließen bräuchte.
Anders als auf Landesebene ist der grundlegende Stimmungswandel in den Bundesparteien allerdings noch nicht angekommen. Eine erste Befragung durch die HZwei-Redaktion nach deren energiepolitischer Schwerpunktsetzung ergab nur wenig Erhellendes. Da sind zwar einige Vorreiter, die vereinzelt mit eigenen Ideen in Erscheinung treten, aber die meisten Parteiprogramme wurden anscheinend noch nicht hinsichtlich einer nachhaltigen Energiepolitik optimiert.
Dennoch gibt es die begründete Hoffnung, dass die bislang vergeblich geforderten Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Energiewende nun endlich geschaffen werden könnten: Immerhin hat die sogenannte Kohlekommission den Weg dafür geebnet, dass konkrete Maßnahmen in Angriff genommen und entsprechende Gesetze erlassen werden, um nachhaltige Energiepolitik Realität werden zu lassen. Und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier höchstpersönlich hat öffentlich erklärt: „Das geht am besten mit Wasserstoff.“
Damit ist doch eigentlich alles gesagt, oder?
https://www.hzwei.info/blog/2019/06/12/...n-mit-wasserstoff%EF%BB%BF/
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