wollt Ihr gegen den seit Weihnachten herrschenden Euro-Down-Trend ankämpfen? The trend is your friend, und Weihnachten hat es eine offenbar langfristige Umkehr gegeben.
Warren Buffett und Bill Gates sind zu Höchstkursen in den Euro eingestiegen, weil "alle Welt" (Analysten, Presse usw.) Kurse von 1,50 und darüber an die Wand gemalt hatte. Sie sind auch nicht besser als andere Lemminge, die als Letzte auf einen vermeintlich weiter nach oben fahrenden Zug aufspringen wollen.
Wir haben hier ein "Ideologie-Problem". Die Ideologie lautet: Der Euro MUSS zum Dollar steigen. Doch mit vorgefassten Meinungen kommt man an der (Devisen-)Börse nicht weiter. Hier ist Flexibilität gefragt. Da ist es ja schon fast gut, dass viele sich hier an der Charttechnik orientieren. Denn wenn es fällt, fällt es meistens weiter. Ich sehe EUR/USD im Laufe des Jahres noch unter 1,20 fallen - spätestens wenn die Fed die Dollar-Zinsen auf 3,75 bis 4 % angehoben hat und die EU wegen schwachen Wachstums die Euro-Zinsen senkt. 1,5 % Euro-Zinsen wurden Dienstag von der OECD gefordert:
--------------------------------
FTD vom 25.05.2005 OECD greift europäische Notenbank an
von Mark Schieritz, Frankfurt, und Sebastian Dullien, Berlin
Die Industrieländerorganisation OECD hat die Europäische Zentralbank eindringlich aufgefordert, die Zinsen kräftig zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln. Die Notenbank wandte sich dagegen.
Eine sofortige Zinssenkung von 50 Basispunkten sei möglich und sinnvoll, sagte Jean-Philippe Cotis, der Chefvolkswirt der Pariser Organisation, am Dienstag bei der Vorstellung des OECD-Wirtschaftsausblicks. "Das ist eine Sache von großer Wichtigkeit für die Wachstumsaussichten der einzelnen Länder, aber auch für die Glaubwürdigkeit der Währungsunion insgesamt." Die Notenbank wies die Forderungen zurück und erneuerte ihr Plädoyer für mehr Strukturreformen.
Schwache Nachfrage
Damit gerät die EZB in der Frage, wie die konjunkturelle Flaute in Europa überwunden werden kann, unter Druck. Regierungsvertreter aus Italien und Deutschland werfen der Notenbank bereits vor, ihre Geldpolitik sei zu restriktiv und dämpfe die Konjunktur. Sie dürften sich jetzt dadurch bestätigt sehen, dass sie von der als ökonomisch eher konservativ geltenden OECD Schützenhilfe erhalten. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement sagte am Dienstag, er teile die Pariser Einschätzung.
Die Konjunkturerholung in der Euro-Zone ist laut OECD-Analyse durch den hohen Ölpreis und die Euro-Aufwertung zum Erliegen gekommen. "Vor Jahresende ist kein echter Aufschwung zu erwarten", sagte Cotis. Er diagnostizierte eine "anhaltende Nachfrageschwäche", die durch strukturelle Reformen allein derzeit nicht in den Griff zu bekommen sei. Sorge bereite die "divergierende Entwicklung" im Währungsraum. Spielraum erhalte die EZB dadurch, dass der Preisdruck gering sei. Selbst wenn die Zinsen wie gefordert gesenkt würden, werde die Inflation 2005 nur bei 1,5 Prozent liegen - das Teuerungsziel der Notenbank liegt bei "nahe, aber unter" zwei Prozent.
ZEW-Index fällt
Aktuelle Konjunkturdaten bestätigen den Pessimismus der Pariser Organisation. Die Stimmung unter deutschen Finanzanalysten fiel im Mai auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr, teilte das Mannheimer ZEW-Institut am Dienstag mit. Das belgische Geschäftsklima - ein Barometer für die Lage in der Euro-Zone insgesamt - rutschte auf ein 22-Monats-Tief ab.
Die Notenbank deutete an, dass die Zinsen eher steigen als fallen werden. "Unsere Politik ist sehr expansiv ausgerichtet", sagte das finnische EZB-Ratsmitglied Erkki Liikanen der FTD. "An einem gewissen Punkt in der Zukunft sollte die Zinspolitik sich in Richtung einer neutraleren Position bewegen." Beherzte Reformen würden Wachstum und Beschäftigung steigern. Sein österreichischer Kollege Klaus Liebscher pflichtete ihm bei. Eine Zinssenkung würde sich negativ auf die Glaubwürdigkeit der EZB auswirken. Dies könne sogar schädliche Folgen für die Konjunktur haben, weil die für Investitionen wichtigen langfristigen Zinsen zu steigen drohten.
|