Jugendlichen von 15-17 Jahren noch nach 60 Jahren vorhalten kann, das personifizierte Böse zu sein.
Gerade weil Grass in Zeiten seiner größten Popularität eine Stimme der Vernunft war, ist das erneute Hervorholen seiner (wahrscheinlich sogar noch erzwungenen) Zeit als Jugendlicher unter SS-Offizieren ein trauriges Zeichen an den Zuschauer dieses verbalen Austausches.
Ich finde, ein Mensch hat ein Recht darauf, sich von falschen Überzeugungen zu lösen. Und ich glaube, dass Grass dies schon vor sehr langer Zeit getan hat, wenn er überhaupt jemals wirklich nationalsozialistisch dachte. Ich halte ihn für zu intelligent, als dass er 60 Jahre wider seines angeblich antisemitischen Ressentiment eine Vorzeigerolle als Moralinstanz spielte, um dann in den letzten Atemzügen einen perfiden politischen Plan zu beginnen. Aus welchem Grund wäre er denn ansonsten all die Jahre in einer "maskierten" Rolle gewesen?
Nein, das passt alles nicht zusammen. Die frühe Vergangenheit des Günther Grass ist ein billiges Argument der Schmähkritik an ihm und deckt eher die Fähigkeit der Angesprochenen oder indirekt Betroffenen auf, mit Kritik umzugehen.
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