Noch ein Nachtrag zu neuen Darreichungsformen und deren Chancen am Markt.
Die von mir erwähnte orale Applikation von GLP-1 und Insulin muss, wenn sie denn kommt, auch nicht unbedingt ein Selbstläufer sein.
Viele denken, dass alleine schon der Wegfall der täglichen oder wöchentlichen Injektion ein Argument dafür sein muss, eine andere Darreichungsform zu bevorzugen.
Interessant ist, dass dies in der Realität aber eines der schwächsten Argumente für die Patienten ist. Hierzu gibt es Untersuchungen, die ganz deutlich zeigen, dass die Insulininjektion kein Problem für die Patienten darstellt. Es gibt bei der Spritze nur einen Knackpunkt, die erste Injektion. Hat sich der Patient einmal überwunden, sinkt die Zahl der Patienten, die daran überhaupt noch denken, gegen Null.
Viel wichtiger ist die gute Steuerbarkeit der Therapie und das Vermeiden von Unterzuckerungen, wovor viel mehr Patienten Angst haben.
Ein gutes Beispiel für das Versagen am Markt ist Afrezza. Es gab viele Stimmen, die eine Revolution der Therapie erwartet haben, da es ein inhalatives Insulin ist, welches einen wirklich guten Applikator hat.
Aber weit gefehlt, es floppte. Warum? Weil es nicht den wirklichen Bedarf abdeckt.
Der kleine nette Inhaler ist gut. Aber nur gut für Menschen, die ihn auch richtig handhaben können. Somit wird es für viele ältere Typ-2-Diabetiker schon schwierig.
Bleiben also noch die jungen dynamischen Typ-1-er. Ja, für die wäre es natürlich cool, mal eben so nebenbei die nötige Dosis Insulin zu inhalieren und fertig. Aber hier spielt dann die Dosierung eine wichtige Rolle. Wenn man bedenkt, dass Typ-1-er teilweise auf 1/2 Einheiten Insulin reagieren, wird das Problem schnell klar.
Die Dosierung von Afrezza ist nämlich nur in Schritten von 4 Einheiten (4er,8er,12er Kartuschen) möglich. Zusätzlich schwankt die Wirkung von 4 Einheiten Afrezza, im Vergleich zu injiziertem Insulin, erheblich.
4 Einheiten Afrezza können eine Wirkung von 1-3 Einheiten gespritztem Insulin entsprechen.
Das ist natürlich für einen Typ-1-Diabetiker völlig inakzeptabel, zumal mit steigender Dosis dieses Problem zunimmt.
Was ist damit verdeutlichen will, ist die Tatsache, dass auch bei der von Novo angestrebten oralen Applikation, der Teufel im Detail sitzen wird und man nicht sicher davon ausgehen kann, dass dies ein Selbstläufer wird. Auch wenn es auf den Markt kommt, muss man schauen, wie praktikabel die neue Therapie ist.
So....jetzt aber genug. Ist schon wieder viel Text.
Euch allen ein gutes Händchen bei der Auswahl Eurer Aktien.
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