Die Börse handelt Aroundtown aktuell im Panikmodus. Sollten die Leitzinsen tatsächlich wie vom Markt erwartet bereits Ende 2023 / Anfang 2024 wieder signifikant sinken, wird es in den von Wohnungsmangel und viel zu geringen Neubauzahlen gekennzeichneten deutschen Metropolen m.E. keine nachhaltig sinkenden Immobilienpreise geben! Sobald die Leitzinsen das Top erreicht haben, dürften die Zinsen für Immobiliendarlehen wieder in den Sinkflug übergehen, da angesichts horrender Staatsverschuldung und einer stark alternden Gesellschaft in Europa doch niemand ein ernsthaftes Interesse an dauerhaft hohen Leitzinsen haben kann. In den USA sind die 10 und 30 jährigen Hypothekenzinsen in den letzten Tagen bereits wieder deutlich gesunken.
Sofern die Bewertungen der Immobilienportfolios in der Konzernbilanz nicht vollkommen vom Marktwert abgekoppelt sind, wird Aroundtown spätestens Ende 2023 / Anfang 2024 wieder gute Gelegenheiten für Teilverkäufe finden. Viele Anleger und Analysten scheinen verdrängt zu haben, dass Aroundtown in den letzten Jahren immer wieder einzelne Immobilien aus dem Portfolio verkauft hat und damit neben dem Rückkauf von Anleihen auch Aktienrückkaufprogramme im Gesamtwert von mehr als 1 MRD EUR finanziert hat.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Börse vergisst, dass Aroundtown keine Adler Group ist. Die Mieter von Büroflächen (u.a. Siemens, Dt. Bahn) zählen zum who is who der deutschen Unternehmenslandschaft. Die Hotels profitieren aktuell enorm vom Reiseboom.
Sofern das Immobilienportfolio nicht dramatisch, d.h. um 40% oder mehr über dem aktuellen Veräußerungswert bewertet ist, kann sich Aroundtown durch Assetliquidation jederzeit komplett entschulden.
Die Aussage, dass aktuell keine großen Deals möglich sind und daher eine Panik gerechtfertigt ist, kann ich nicht nachvollziehen. Zum einen ist Verkaufsinteresse immer eine Frage des Preises und Aroundtown war bisher offensichtlich nicht bereit, Immobilien unter dem Buchwert abzugeben. Zum anderen wurde hier bislang stets nur an institutionelle Investoren verkauft. Dass u.a. der deutsche Staat ein erhebliches Kaufinteresse haben könnte, blieb bislang komplett außen vor, da die privaten Investoren deutlich höhere Angebote abgaben. Das hat sich im Zuge der Zinswende möglicherweise geändert, so dass infolge der Finanzierungsvorteile künftig staatliche Interessenten konkurrenzfähige Kaufangebote abgeben könnten. Wenn das Volk tatsächlich mehr Wohnimmobilien in Staatsbesitz sehen will, muss es seine Staatsorgane dazu anhalten, den Immobilienkonzernen adäquate Kaufangebote zu unterbreiten.
Dass die Immobilienkonzerne hier nicht längst von sich aus aktiv geworden sind, vermittelt den Eindruck, dass sie entweder den Schuss noch immer nicht gehört haben und das Scheitern ihres auf Niedrigzinsen angelegten Geschäftsmodells einfach nicht wahrhaben wollen... oder sie schätzen die Zinserwartung und zukünftige Entwicklung von Mieten und Immobilienpreisen deutlich positiver ein als ihre von Panik getriebenen Aktionäre.
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