"Grossaktionäre" haben normalerweise ein Interesse, ihre Tranchen möglichst zu verkaufen so dass der Akt des Verkaufens insgesamt zu wenig Kursbewegung führt. Stell dir vor, du wirfst auf einmal Aktien im Wert von 100 Millionen Euro auf den Markt (das entspräche momentan in etwa 2,5 Prozent des Aktienkapitals von Osram und somit durchaus Kategorien in denen die namhaften Großanleger denken, sofern sie nicht so ein Fliegenschiss sind wie Union Investment). Du würdest dein Aktienpaket niemals zum geltenden Preis loswerden, denn selbst wenn du die die 100 Millionen Euro in drei oder vier Pakete aufteilst, du würdest damit augenblicklich - bezogen auf das tägliche Handelsvolumen - riesige Mengen an Aktien in den Markt drücken. Der Preis würde massiv in die Knie gehen bevor du überhaupt auch nur einen bedeutenden Teil deiner Aktien losgeworden wärst. Zum Kurs von 38 oder 39 Euro würdest du vermutlich nicht einmal ein Zehntel deiner Aktien an einem Tag loswerden.
(deshalb ist übrigens die Marktkapitalisierung eines Unternehmens eine nahezu vollständig fiktive Größe; sie stellt einen Wert dar, der niemals erreicht würde wenn alle Aktien gleichzeitig verkauft würden).
Jedenfalls, Großanleger trennen sich tröpfchenweise von ihren Engagements. Da werden immer mal ein paar Pakete in den Markt geworfen, vorzugsweise an Tagen mit hohem Handelsvolumen. Aber wer sich wirklich von strategischen Aktiendepots trennen will, der wird aufpassen dass seine Verkäufe eben gerade nicht den Kurs nach unten drücken. Das wird dann erst passieren wenn die Großanleger ausgestiegen sind und die verbliebenen Kleinanleger sich wundern warum die Kurse nicht weiter steigen. Auch deshalb glaube ich auch nach wie vor dass das Gros der "Panikverkäufe" am 11.11. auf Trading-Algorithmen zurückzuführen war. Sechs oder sieben Prozent Kursrückgang hätte man vielleicht noch rechtfertigen können angesichts des bedeutenden Strategie-Schwenks von Osram. Aber 28 Prozent niemals.
Das was wir heute hatten, waren auch wieder Trading-Algorithmen. Wir haben halt heute morgen über die "magische Grenze" von 40 Euro mal kurz rübergeguckt, und dann wurden halt die ganzen (Klein-)Anleger wieder geschröpft die prozyklisch bei 40 eingestiegen sind. Und dann gabs heute ne Lawine von ausgelösten Stopps weil alle die auf einen Ausbruch über 40 gehofft hatten wieder rausgeflogen sind.
Jetzt muss man halt schauen wie tief runter die ganze Stoppfischerei noch gehen kann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir dann urplötzlich unter dünnen Umsätzen mit Nachdruck wieder über 40 Euro schießen werden.
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