Woran machst du das fest? Ist bei GE nicht einfach nur der Kurs unten?
Viele Leute glauben, der Kurs an der Börse würde perfekt die Realität wiederspiegeln. Das ist aber oft nicht der Fall.
Sicher ist, dass bei Kurstiefs oft saumiese Stimmung herrscht. Und das liegt nicht nur an den Buchverlusten, die fast jeder GE-Anleger hat. Zu dieser grottigen Stimmung tragen auch maßgeblich trendfolgende "Marktbeobachter" bei. Dabei handelt es sich um charttechnische Quacksalber, die Trendgeraden (auch abwärts) gern in Vorzugsrichtung weiterverlängern - und in starken Kursrückgangen wie bei GE (oder DB) in den letzten Wochen stets "den Anfang vom Ende" wähnen. Fundmental wird das Ganze dann noch mit einigen Sätzen Halbwissen, das auf Shortseller-Seiten abgeschrieben wurde, garniert. Und fertig ist die Bären-Analyse.
Von der Ausbildung her sind diese Chartisten nicht selten Leute, die keine fundierte ökonomische Ausbildung haben. Stattdessen hatten sie zuvor - nach Abbruch ihres Grafikdesigner-Studiums - im Call-Center Laser-Zahnbürsten oder Telefonverträge verditscht. Nun aber haben sie eine eigene Chart-Webseite und bezeichnen sich dort als "Chef-Analysten".
So entsteht fatales, sich selbst verstärkendes und oft geistloses Group-Think, das sich immer stärker von der Realität abkoppelt, gerade weil einer es dem anderen nachquatscht.
Aus solchem negativen Group-Think resultiert dann mMn auch die Vorstellung von einer "verzweifelten Situation" in # 509.
------------------------------------------------
Hier ein (historisches) Beispiel, zu welchen Fehleinschätzungen es dabei kommen kann.
Die Aktie des Chipherstellers AMD fiel Anfang 2016 innerhalb von vier Wochen von 2,80 Dollar auf 1,50 Dollar (parallel zu einem 10 % Abverkauf im SP-500) - fast eine Kurshalbierung. Kündigte dieser Rutsch den "Anfang vom Ende" an, wie auch damals viele Chartisten wähnten?
Mitnichten. Es war vielmehr kollektive Investorendummheit. Denn Anfang 2016 war aus Vor-Tests bereits absehbar, dass AMD mit der kommenden Ryzen-Prozessorserie ein heißes neues Pferd im Stall hat, das Marktführer Intel später schwer Konkurrenz machen sollte.
Als dies auch der letzte Trottel mitbekommen hatte, stieg die AMD-Aktie im Spätsommer/Herbst 2018 aufwärtstrend-getrieben auf bis zu 35 Dollar. Das war eine Ver-20-fachung gegenüber dem vermeintlichen "Pleite-Kurs" von Februar 2016.
Dieser Melt-up auf 35 Dollar war ebenfalls eine Übertreibung, die sich von den Realitäten abgekoppelt hatte - nur eben diesmal nach oben. Es war das Spiegelbild zur vorherigen Untertreibung.
Mit dem Rutsch von 35 Dollar auf jetzt 18 ist erneut ein Stück Realität zurückgekeht. Über- und Untertreibungen "halten" eben nicht ewig.
|
Angehängte Grafik:
big.gif (verkleinert auf 88%)

