boerse.ARD.de 14.08.2007 19:04 Markus Frick: Wieder nach der gleichen Masche
Anleger werden nicht schlau. Oder sie träumen einfach weiter den Traum, den ihnen der Börsenbriefherausgeber zu verkaufen sucht. Jedenfalls folgen sie Markus Fricks Tipps immer noch. Markus Frick "Ich denke, bei Freegold Ventures ist nun die richtige Zeit gekommen, sich einige Stücke ins Depot zu legen, um einige Tradinggewinne zu erzielen", schreibt Frick in seiner Email-Hotline am 13. August. Er nimmt den Wert daher auch an diesem Montag in sein virtuelles Depot, in seine so genannte 10.000-Euro-Anlage, mit der er Anlegern vormachen will, wie man in einem Jahr aus 10.000 Euro 100.000 machen kann.
Die richtige Zeit sei gekommen, schreibt Frick. Doch während er sein Musterdepot mit den Freegold-Aktien rückwirkend zum Freitagsschlusskurs von 77,5 Cent bestückt, ist für den Anleger die richtige Zeit inzwischen verstrichen. Wer am Montag einsteigt, muss dies zu Kursen zwischen 95 Cent und 1,18 Euro tun.
Dafür kann natürlich Frick nichts, das ist schließlich das Dilemma von Musterdepots. Aber er habe den Wert ja schon vor zwei Wochen in seiner "Abstauberliste" gehabt. Und er habe immer wieder geschrieben, dass man bei Kursen unter 80 Cents kaufen solle. "Somit hatte man genug Zeit, am letzten Freitag zuzuschlagen", ist sein Fazit.
Mehr zum Top-Thema Chartserie: Fricks ehemalige "Kursraketen" Warum Musterdepots oft nicht funktionieren Das Problem ist aber, dass die meisten Anleger wohl doch erst einsteigen, wenn der Börsenbrief veröffentlicht wird. Wer Freegold gleich zum ersten Kurs am Montag geordert hat, musste pro Papier 1,18 Euro berappen. Das sind gut 50 Prozent mehr, als Frick in seinem virtuellen Depot angesetzt hat. Übrigens ist der Wert am heutigen Dienstag wieder bei Kursen von 91 bis 96 Cents angelangt.
Ist ein Musterdepot dem Anleger wirklich zu empfehlen? Zumindest bei solch spekulativen und relativ marktengen Werten wohl eher nicht. Dass zahlreiche Anleger dennoch den Tipps gefolgt sind, ist anzunehmen. Denn das Handelsvolumen lag am Montag im Frankfurter Open Market bei 3,2 Millionen Euro. Sonst schwanken die täglichen Umsätze zwischen 25.000 und 500.000 Euro, an der Heimatbörse in Toronto sind sie oft sogar noch geringer.
Immerhin weist Frick darauf hin, dass das Risiko in diesem Wert "sehr hoch" ist. Doch andererseits klingt es für viele Anleger zugleich recht verlockend, wenn er sagt: "Man hat mehr Chancen als Risiken, wenn man im Bereich von 80 Cent einsteigt."
Hochtrabendes Fach-Chinesisch Noch dazu dürften Fricks ausführliche Informationen über die "letzten News" zu Freegold locken, in denen der Börsenbrief-Herausgeber von verschiedenen Bohrungen und dem "Abschluss der Errichtung einer unabhängigen, modularen und mobilen Schwerkraftverarbeitungsanlage zur Verarbeitung von freien Golderzen" berichtet.
Zeugen Fricks weitschweifige, mehrseitige Ausführungen zu der nordamerikanischen Explorationsgesellschaft von Sachverstand? Entscheiden Sie selbst! Hier eine Kostprobe: "Die laufenden Bohrungen werden in diesem Gebiet mit weiteren Fences und Infill-Bohrungen, innerhalb der zuvor in den Fences 4 und 5 erprobten Gebieten weitergehen."
Ähnlich kompetent auch die Ausführungen zu Thomson Creek Metals und seiner Endako-Mine: "In einem NI 43-101-konformen Report unabhängiger Geologen wurden die Reserven dieser Weltklasse-Molybdän-Mine auf 276 Millionen Tonnen mit 0,085 % MoS2 festgelegt." Alles verstanden? Dann ist ja gut. Vielleicht sind es ja genau solche Fachsimpeleien, die Anleger dazu verleiten, den Tipps des Selfmade-Millionärs zu folgen.
Ein Wiedersehen: Star Energy Auch ein alter Bekannter taucht in Fricks Hotline auf: Star Energy. Diesmal empfiehlt er den Wert nicht, wie vor einigen Wochen, sondern erklärt nachträglich die wundersame Wertsteigerung von 126 Prozent am 13. August. Star Energy habe über seine Tochter die Rechte an drei Öl- und Gasprojekten in der Ukraine übernommen, gibt er die Unternehmensmitteilung wieder.
Wichtige Einzelheiten fehlen in der Nachricht: Was haben die drei Projekte gekostet, wie wird bezahlt, wer verkauft? Diese Details muss der Anleger sich selbst zusammensuchen. Aufschluss geben die SEC-Filings, das sind die Pflichtmitteilungen der Unternehmen an die US-Börsenaufsicht SEC.
Hier erfährt der Anleger, dass Star Energy für die drei Projekte "Region, Dewon und Bukovyna" an die drei Verkäufer insgesamt 4,75 Millionen Aktien zahlt plus 110.000 Dollar in bar. Die Aktien sind gemessen am Freitags-Schlusskurs im US-Freiverkehr (0,22 Dollar) derzeit 1,045 Millionen Dollar wert. Macht insgesamt 1,155 Millionen Dollar oder umgerechnet gut 851.000 Euro.
"Gier ist der falsche Berater So mancher Anleger ließ sich von den vermeintlich guten Aussichten verleiten. Doch kritischere Anleger fragen sich in Anbetracht des Preises, ob das mit rechten Dingen zugehen kann. Schließlich sollen in den drei Projekten Bodenschätze in Milliardenhöhe schlummern.
Und sollte man sich tatsächlich auf die vollmundigen Ankündigungen verlassen, wenn man weiß, dass Star Energy schon einmal eine Übernahme verkündete, die nämlich von Volga-Neft, die dann aber aufgegeben wurde?
In diesem Fall darf man sich an einem von Fricks Ratschlägen orientieren: "Zuviel Gier ist leider der falsche Berater." Statt dessen sind Geduld und Vernunft gefragt.
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