Das Spektakel, genannt G806. Jun 11:52 ![Das G8-Tagungsgzentrum in Heiligendamm](http://www.netzeitung.de/img/0081/223881-1.jpg) | Das G8-Tagungsgzentrum in Heiligendamm | Foto: dpa |
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Graf Nayhauß hat sich auf den Weg nach Heiligendamm gemacht, nicht ohne einen guten Ratschlag seiner Frau zu beherzigen. «Pass auf dich auf, komm mir gesund wieder», sagte meine Frau, als ich mich gestern zum G8-Gipfel in Heiligendamm aufmachte. Ich dachte an Gerhard Schröder. Der hatte, als wir vor ein paar Jahren im Hexenkessel des G8-Gipfels von Genua zusammensaßen, gesagt: «Reinkommen ist, leicht. Aber rauskommen schwer.» So kam ich tatsächlich ohne Probleme mit meinem Wagen zum Ostseeebad Kühlungsborn, wo – noch außerhalb des viel kritisierten, übermannshohen Absperrzauns – das Internationale Medienzentrum eingerichtet ist. Unterwegs Polizisten fast so zahlreich wie die Mohnblumen am Wegesrand. Aber angehalten oder gar kontrolliert wurde ich kein einziges Mal. «Gerd» hatte wieder einmal recht. We're watching them Das Medienzentrum, eine am Strand eigens errichtete Containeranlage, ist so gigantisch wie alles auf diesem Spektakel, genannt «G8»: 1.400 Arbeitsplätze allein für die schreibende Presse. 500 Kilometer verlegte Kabel! Damit noch nicht genug: Jeder Anschluss am Arbeitsplatz ist zusätzlich ausgerüstet für die Übermittlung unserer Berichte mittels wireless LAN – also drahtlosem Funk. An den Wänden riesige Monitore, auf denen man die wichtigsten Ereignisse verfolgen kann. Zum Beispiel die vorgezogene Landung von US-Präsident Bush auf dem Flugplatz Laage bei Rostock, nebst dem Pfeifkonzert der Demonstranten. Über Tausend Mitglieder zählt seine Delegation! Bei der Vorbereitung versuchten die Amerikaner allen Ernstes, während der dreitägigen Konferenz alleinverantwortlich die Sicherheit für ihren Präsidenten zu übernehmen. Der Secret Service wollte bestimmen, wer, wann wo sich bewegen darf, wenn George Bush daherkäme. Indes, so weit geht die transatlantische Liebe nicht. Die Bundesregierung lehnt das Ansinnen ab, bildet den Amerikanern lediglich zu, dass sie die «Air Force One», die Präsidentenmaschine, auf dem Flugplatz mit eigenen Sicherheitskräften bewachen dürften. Auch unter den Deutschen gab es Reibereien. Nach den schweren Krawallen vom Wochenende in Rostock mit Tausend Verletzten fehlte es plötzlich an Schutzausrüstungen für die Polizei. Denn auch davon waren zahlreiche bei den Zusammenstößen unbrauchbar geworden. Die Bundeswehr vor Ort wurde gebeten, Amtshilfe zu leisten. Das hätte jedoch bedeutet, dass ein Teil der 580 eingesetzt Feldjäger (Militärpolizisten) zum Beispiel ihre Schutzwesten hätte abgeben müssen. Das lehnte der Führungsstab der Bundeswehr ab! Gefasst auf alles Das Engagement der Streitkräfte ist ohnehin beachtlich – übrigens ohne ausdrückliche Billigung des Parlaments. Das Heer fliegt am Donnerstag mit Transporthubschrauber die afrikanischen Delegationen, die bis dahin in Berlin «geparkt» sind, von dort nach Heiligendamm. Mit denselben Hubschraubern sollen am Freitag bis zu 300 Medienvertreter von Kühlungsborn nach Heiligendamm gebracht werden, Weitere Unterstützung: 2 Spürpanzer, Pioniere zu Befestigung der Zufahrtswege, Abfangjäger gegen Eindringlinge aus dem Luftraum, drei Minenjagdboote, plus sechs Transportboote, um alternativ Journalisten vom Pressezentrum nach Heiligendamm zu bringen, falls der Landweg durch Demonstranten blockiert wird. Schließlich hält sich der Sanitätsdienst der Bundeswehr an drei Punkten in Bereitschaft: in Heiligendamm, in Kühlungsborn und im Krankenhaus von Bad Doberan, das in der Nähe des Konferenzortes liegt. Nach den Vorfällen von Rostock ist man auf alles gefasst. ZITAT ENDE http://www.netzeitung.de/deutschland/kolumne/665817.html
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