Mit einem gezielten Angriff auf Saddam Hussein haben die US-Streitkräfte am frühen Donnerstagmorgen den Krieg gegen den Irak begonnen. Bislang ist unklar, ob der irakische Machthaber getroffen wurde. Iraks Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf dementierte Meldungen, nach denen der Bunker mit der obersten Führung des Landes getroffen worden sei. Nach den ersten Angriffen wird nach Angaben aus London ein umfangreicher Militärschlag nicht lange auf sich warten lassen.
dpa/rtr BAGDAD/WASHINGTON/SAJLIJA/LONDON. Rund drei Stunden nach dem Militärschlag strahlte das Fernsehen eine Ansprache Saddams aus. Dabei blieb unklar, ob die Rede möglicherweise vorher aufgezeichnet worden war. Nach Angaben der offiziellen irakischen Nachrichtenagentur INA wurden bei den Angriffen zehn Menschen getötet. Eine Bestätigung aus anderen Quellen gab es dafür bislang nicht.
Die Aktion erfolgte laut Washington Post auf Grund von Informationen des amerikanischen Geheimdienstes CIA. Danach soll Saddam Hussein die Nacht in einem identifizierten Haus in der Hauptstadt verbracht haben. Daraufhin seien Marschflugkörper vom Typ Tomahawk auf dieses Ziel programmiert und von Schiffen im Persischen Golf und im Roten Meer abgeschossen worden. Tarnkappenbomber vom Typ F 117 warfen nach Pentagon-Angaben vier Präzisionsbomben ab, die in der Lage sind, schwere Bunkerwände zu durchschlagen.
Das Pentagon bestätigte inzwischen Medienberichte, nach denen die ersten Raketenangriffe Saddam Hussein und seinem inneren Führungszirkel galten. Schon kurz nach den ersten Angriffen war die Lage in Bagdads wieder ruhig. Mehrmals gab es noch Luftalarm. Militärexperten gingen im Fernsehsender CNN davon aus, dass die große erste Angriffswelle erst in zwölf Stunden oder später erfolgen werde.
Britische Armee: US-Raketen zielten auf Treffen von Irakern
Ein Treffen von fünf ranghohen Irakern gehörte nach Angaben eines britischen Militärsprechers zu den Zielen der Angriffe auf Bagdad, mit denen die USA am Donnerstagmorgen begannen.
„Es gab ein Treffen von fünf Irakern, von dem sie dachten, sie sollten einen Versuch starten. Und so entschieden sie sich anzugreifen“, sagte der Militärsprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Nähere Angaben zu den Personen machte er nicht. Die Angriffe seien mit Tomahawk-Raketen ausgeführt worden. „Das war ein Warnschuss und wir wollen nach wie vor, dass Saddam sich ergibt“, fügte der Sprecher hinzu, der sich in einem Militärhauptquartier der USA und Großbritanniens in der Nähe der Hauptstadt Qatars, Doha, aufhielt.
Ein irakischer Minister beschuldigte die US-Regierung, einen Mordversuch auf den irakischen Präsidenten Saddam Hussein verübt zu haben. Der Staatschef habe aber überlebt. Etwa drei Stunden nach den Angriffen zeigte das staatliche Fernsehen Bilder, wie Saddam eine öffentliche Erklärung abgab. Es war nicht klar, ob es sich um eine Live-Übertragung handelte.
London: Umfangreicher Irak-Angriff bald zu erwarten
Ein breit angelegter Angriff der alliierten Streitkräfte auf Irak wird nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministers Geoff Hoon nicht lange auf sich warten lassen. Hoon sagte am Donnerstag in London in Fernsehinterviews, es gebe eine enge Zusammenarbeit mit den USA, die in der Nacht zum Donnerstag ihren Angriff auf Irak begonnen hatten. „Es ist klar, dass Sie nicht sehr lange auf eine (umfassendere Militäraktion) werden warten müssen."
HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. März 2003, 08:40 Uhr
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